Caffe della Vita. Daniel Morawek

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Caffe della Vita - Daniel Morawek

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      Der Friedhof von Cattolica lag ein gutes Stück oberhalb des Städtchens auf einem Hügel. Gaetano lief schnaufend den schmalen Feldweg hinauf. Er musste sich beeilen, um rechtzeitig zu dem Treffen mit seinem Auftraggeber zu erscheinen, er wollte nicht als unpünktlich oder gar unzuverlässig angesehen werden.

      Nach ein paar Minuten konnte er endlich den Parkplatz und kurz darauf die Mauer des Friedhofsgeländes erkennen. Der Platz war beinahe leer, nur ein einziges Auto parkte einsam im Schatten eines Mandelbaumes. Gaetano öffnete das schwere Eingangstor zum Friedhof und schritt bedächtig den staubigen Weg entlang, der in die Mitte des Areals führte.

       Totenstill hier. Jetzt kann ich verstehen, warum dieser Treffpunkt ausgewählt wurde. Ist ja keine Menschenseele unterwegs um die Uhrzeit. Aber vielleicht ist es ja auch die sakrale Atmosphäre, die der feine Herr so liebt.

      Die Miniaturhäuser, die über jede einzelne der Grabstätten gebaut und mit kleinen Altären ausgestattet waren, auf denen Bilder der Verstorbenen standen, beeindruckten Gaetano, der begeistert feststellte, dass die Architektur auf diesem kleinen Dorffriedhof alles in den Schatten stellte, was man auf Großstadtfriedhöfen auf dem Festland zu sehen bekam. Auf seinem Weg zählte er drei Engelsstatuen, bis er den großen Engel aus Marmor entdeckte, der in der Mitte des Friedhofs stand. Von Weitem erkannte er bereits den feinen Herrn (er hatte ihn zuvor einmal in Rom getroffen), der, wie er es angekündigt hatte, einen weiteren Mann mitgebracht hatte. Die beiden hatten sich, wie auch Gaetano, in schwarze Anzüge gehüllt. Sie standen etwas abseits des Weges im Schatten eines alten Baumes und verschränkten simultan die Arme hinter ihren Rücken.

       Gefügig, der kleine Neue. Macht immer das, was der Ältere ihm vormacht. Schrecklich so etwas.

      Selbst die Sonnenbrillen, die die beiden Männer trugen, schienen das gleiche Modell zu sein. Gaetano trat hinter sie und verharrte stillschweigend. Dann griff er in eine seiner Anzugtaschen und reichte ein Blatt Papier zwischen den beiden Männern hindurch, das der Ältere entgegennahm, ohne auch nur einen Moment hinter sich auf den Beauftragten zu schauen. Er sah sich die Zeichnung kurz an, faltete sie aber schon nach ein paar Sekunden wieder zusammen und gab sie an Gaetano zurück, ohne etwas zu sagen.

      »Das ist ein Phantombild des Predicatore, das ich mithilfe von Aussagen verschiedener Einwohner anfertigen konnte«, sagte Gaetano leise, beinahe flüsternd.

      »Sieht aus wie ein Hippie mit den wuscheligen Haaren – nicht wahr?«, sagte der Alte, worauf der Kleine kurz lachte, aber sogleich wieder verstummte, als er merkte, dass sein Begleiter ernst wurde und keine Miene verzog.

      »Vorhin habe ich eine Reporterin im Dorf gesehen. Sie war auch hinter dem Wanderprediger her«, sagte Gaetano.

      »Welche Zeitung?«, fragte der Alte.

      »Cronaca Meridionale

      »Wahrscheinlich harmlos … die sollte keine Bedrohung für Ihre Mission werden. Sicherheitshalber sollten Sie sich trotzdem darauf vorbereiten, wie Sie die Frau zum Schweigen bringen können.«

      »Natürlich kann ich das.«

      »Ich weiß. Dafür bezahle ich Sie schließlich.« Jetzt lachte auch der Alte.

      »Wie soll ich mit dem Predicatore weiter vorgehen? In drei Tagen ist es mir kein einziges Mal gelungen, ihm über den Weg zu laufen«, sagte Gaetano.

      »Ich vertraue auf Sie. Ich bin mir sicher, dass Sie nicht versagen werden. Wir verstehen uns doch?«, fragte der Alte und drehte sich zum ersten Mal während dieses Treffens zu Gaetano um.

      Dieser nickte. »Ich bin mir sicher, ich werde heute noch herausbekommen, wo sich der Predicatore aufhält.«

      »Bravo.« Der Alte lächelte. »Und wenn Sie ihn gefunden haben – bringen Sie ihn zum Schlafen und transportieren Sie ihn zu mir nach Rom.«

      »Ich weiß nicht, ob man das zum jetzigen Zeitpunkt noch tun sollte. Man erzählt sich bereits, dass er jemand sei, der den Menschen helfen würde. Vielleicht ist er ja ein Heiliger?«

      Diesmal drehten sich der Alte und der Junge synchron zu ihm um. »Sie werden doch wohl keine Bedenken bekommen? Sie werden nicht dafür bezahlt, dass Sie ein Gewissen haben«, sagte der Alte kühl.

      Gaetano schwieg. Er sah den neuen Mann an. Der Junge wirkte verunsichert – vielleicht sogar überrascht vom Verlauf des Gesprächs. Kannte er überhaupt alle Details? So, wie Gaetano seinen Auftraggeber kennengelernt hatte, würde ihm das am Ende noch ähnlich sehen, dass er sogar seine neue rechte Hand nicht in alle Einzelheiten seiner Pläne eingeweiht hatte.

      Der Alte legte eine Hand auf Gaetanos Schulter. »Hören Sie – wir sind es, die die Heiligen ernennen.« Er griff mit der anderen Hand in seine Jackentasche und holte ein Bündel Geldscheine hervor, das er Gaetano zusteckte, bevor er seinen Satz vollendete. »Nachdem sie gestorben sind.«

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