Briefe aus der Ferne. Группа авторов

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das ihre Sexualität und Würde demütigt durch ein männlich dominiertes und vom Profit getriebenes Erziehungs- und Gesundheitssystem und einen ausbeuterischen Arbeitsplatz. Sie weiß, dass das optimistische Lächeln neoliberaler Selbstverbesserungs-Politik die stets gegenwärtige Drohung sozialen Ausschlusses und der Armut maskieren soll, ebenso wie jede Hochglanzanzeige für Gesichtscreme von der Aussicht auf Hässlichkeit überschattet ist. Aber sie kann mit diesem aufkommenden Klassenbewusstsein sehr wenig ausrichten, da sie von anderen Frauen durch unentwegte Arbeit abgeschnitten ist. Wenn sie durch Unterhaltung zu entkommen sucht, wird sie wiederum von Erzählungen bombardiert, die ihr eintrichtern, dass die Geschlechterverhältnisse des Kapitalismus eine unveränderbare Lebenstatsache sind, natürlich und von Anfang an. Es ist daher bloß natürlich, dass sie für die Arbeitsmittel wie Waschmaschine, Staubsauger, Reinigungsmittel, Mopp, Schwamm, Herd, Kühlschrank bezahlen sollte, um umsonst zu arbeiten. Freiheit heißt, jemand anderen zu haben, der diese Arbeitsmittel bezahlt, oder eine andere Arbeiterin zu bezahlen, die mit ihnen arbeitet.

      Kulturell lebt sie unter der Bedrohung durch männliche Gewalt, die es zur Gefahr macht, nachts allein auf die Straße zu gehen, die sie zu Hause erwartet und ihre Kinder sich ducken lässt. Es wird ihr versichert, dass Männergewalt gegen Frauen von neoliberalen kapitalistischen Regierungen nicht geduldet wird, und doch begegnet ihr ein Rechtssystem, das sie demütigt, weil sie keine Gegenwehr gezeigt hat, und ein soziales Urteil, das ihr bedeutet, »Ausschuss« zu sein, wenn sie sich als verletzt identifiziert. In ein Frauenhaus gegangen zu sein, in eine Notaufnahme im Krankenhaus, die Polizei um Schutz gerufen zu haben, vor Gericht gegangen zu sein, um Gerechtigkeit zu finden, heißt soziale Isolation und Stigma einzuladen. Sie wird eine Last für die Wirtschaft und eine Ausgestoßene, selbst wenn verschiedene profitgetriebene Systeme noch von ihrem Leid gewinnen.

      Man sagt ihr, dass das Glück ihrer Kinder in ihrer Verantwortung liegt, ebenso wie die Bedingungen ihres Lebens, und ihre wachsende politische Erkenntnis des Systems, welches sie unterdrückt, wird durch die hegemoniale Demütigung zum Schweigen gebracht, ihr beginnendes Gewahrwerden sei ein »bloßes Opferbewusstsein«. Erst wenn die materiellen Bedingungen des Lebens proletarischer Frauen und Kinder geändert sind, sind sie frei, in Würde zu leben. Ein sozialistischer Feminismus könnte damit beginnen, auf die emotionalen, psychologischen und physischen Zerstörungen des Lebens von Frauen und Kindern aufmerksam zu machen, die durch ein männlich dominiertes profitgetriebenes System, das auf der unsichtbaren Sklaverei des Heims basiert, verursacht werden. Wenn das Ausmaß des Leides anerkannt ist, lässt sich ein sozialistischer Feminismus nicht länger als naive und idealistische Forderung des Unmöglichen abtun, sondern kann verstanden werden als notwendige Umwälzung eines Systems, das menschliches Leben beschädigt.

      Mögliche Forderungen könnten sein:

      • Rentenalter für Frauen mit 55

      • Geringere Steuern für arbeitende Mütter und Jugendliche bis zu ­einer vernünftigen Schwelle

      • Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs

      • Nationalisierung der Banken. Banken und Unternehmen sollten einen Prozentsatz ihrer Gewinne an den Staat geben zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen, Kindern, Jugendlichen.

      • Staatliche Krankenhäuser für Frauen und Kinder, wo sie umsonst behandelt werden.

      • Die Umverteilung eines Prozentsatzes der obszönen und antigesellschaftlichen Militärhaushalte in Projekte, die für das Wohlbefinden von Frauen und Kindern sorgen. Die Schaffung eines »gesellschaftlichen Friedensfonds« anstelle des Geldes, das für Waffen und Massenvernichtung ausgegeben wird. Vollständige Transparenz über die globalen Unternehmen, die am militärisch-industriellen Komplex beteiligt sind, und ihre Verbindungen zum Staat. Vollständige Aufklärung über den Militärhaushalt und Eröffnung eines breiteren gesellschaftlichen Dialogs über die Notwendigkeit solcher Ausgaben. Öffentliche Gespräche über die Kosten des Militärhaushalts für die Steuerzahler.

      • Hausarbeit soll als Teil der Wirtschaft anerkannt werden und nicht länger die unsichtbare Arbeit einer Sklavenklasse von Frauen sein. Haushaltsreiniger, die die häusliche Umwelt, die Arbeiterinnen im Haus und in der weiteren Umgebung vergiften, sollten einer »Erdsteuer« unterworfen werden.

      • Mehr Lohn für Reinigungs- und alle Arbeiterinnen in Haushalten

      • Regulierung des zweiten Arbeitsmarkts, um die erniedrigende Ausbeutung zu beenden, die die gelegentliche Kurzzeitbeschäftigung begleitet, die viele Frauen erdulden. Aufbau starker Gewerkschaften innerhalb des zweiten Arbeitsmarkts.

      • Vermehrte Sozialhilfe für alleinerziehende Mütter und Jugendliche. Schluss mit den Entwürdigungsritualen der Sozialhilfe, die die sozial Verletzlichsten und ihre Kinder beschämen und demütigen. Frauen sollten vom Staat nicht länger dafür bestraft werden, dass sie sich weigern, unterdrückerische heterosexuelle Beziehungen zu ertragen.

      • Der Stigmatisierung alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder sollte in einer groß angelegten Kampagne begegnet und soziale Achtung und die Pflicht der Sorge für diese Bürgerinnen aufgebaut werden. Mütter sollten frei sein, zerstörerische Ehen und Beziehungen zu verlassen, ohne sozioökonomische Unterdrückung zu fürchten.

      • Höhere Löhne für die Jugend

      • Familienzentrierter Arbeitsplatz. Es ist demütigend zu fordern, Frauen sollten arbeiten und traditioneller Kinderfürsorge nachkommen, ohne den Schultag oder den Arbeitstag zu verändern. Die strukturelle Diskriminierung arbeitender Mütter, die verlangt, dass sie entweder ihr Einkommen oder ihre Kinder opfern, muss ein Ende haben. Es braucht die Anerkennung der Mütter- und Elternarbeit als lebenswichtige Grundlage sozialen Zusammenhalts und der Wirtschaft und die dafür angemessene Politik.

      • Die Arbeitszeit muss so restrukturiert werden, dass sie die Anwesenheit von Kindern im Arbeiterleben widerspiegelt. Kostenlose Krippen an allen Arbeitsplätzen für alle Arbeitenden. Kostenlose Horte für alle arbeitenden Eltern.

      • Mehr Lohn für alle Arbeitenden mit Kindern und Jugendlichen von der Krippe und Vorschule bis zu den höheren Erziehungseinrichtungen.

      • Kostenlose Schulen und Abschaffung aller Eliteschulen, die Vorurteile und Klassenhass vertiefen und die Kinder der sozial und ökonomisch Schwachen demütigen. Alle Kinder sollten Zugang zu den gleichen Unterrichtstechnologien, Informationen und Versorgungsmöglichkeiten haben, unabhängig vom Reichtum der Eltern.

      • Staatlich geförderte Therapie für die sozial Schwachen. Solche Therapie sollte darauf gerichtet sein, die soziale Ausschließung auszumerzen, die zu Verletzbarkeit und Leid führt, und nicht bloß eine Empfehlung für die Vermarktung von Leiden für die großen Pharma­industrien sein. Es muss um die Schaffung pragmatischer Lösungen für das Leiden gehen, die auf soziale Einschließung und Wohlbefinden durch nicht-ausbeuterische Produktivität und vermehrtes Mitgefühl in der Gemeinschaft zielen.

      • Pornographie muss höher besteuert werden. Schwere Strafen für die Herstellung und Verbreitung von Material zu Kindesmissbrauch im Netz, für die Abnehmer und die Internet-Unternehmen, die Komplizen in der Verbreitung solcher Verbrechensbilder sind. Kindern, die durch die Kinder-Pornographie-Industrie ausgebeutet wurden, sollte ein bedeutender Schadensersatz gewährt werden. Bessere finanzielle Ausstattung einer zentralisierten EU-Strafverfolgungsbehörde, die die Herstellung und Verbreitung von Kindesmissbrauch darstellendem Material bekämpft.

      • Die Vergesellschaftung des Rechtssystems, so dass private Rechtsunternehmen durch staatliche Rechtsdienstleistungen ersetzt werden. Allen Bürgern sollten Zugang zu kostenloser Rechtsberatung und gleichen Rechtsquellen gewährt werden. Die Ausmerzung von Frauenfeindlichkeit im Rechtssystem. Die Ausmerzung des Provokations­vorwurfs vonseiten der Verteidigung in der Rechtsprechung

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