Die 8te Pforte. Akron Frey
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die 8te Pforte - Akron Frey страница 12
„Die Oper ist jedoch noch nicht zu Ende“, spürte ich. Mich konnte er nicht hinters Licht führen: „Wie ist die Geschichte wirklich ausgegangen?“
„Ich will es dir nicht sagen“, wich er zurück.“ Sei auf der Hut, Bruder, das Ende ist nicht schön, denn wir sind vom gleichen Schlag.“
Auf einmal verschob sich meine Perspektive. Ich sah nicht mehr ihn, sondern mich, denn ohne mich zu bewegen sah ich mich plötzlich vor mir stehen, und ich fragte mich, war ich der Träumer, der träumte, oder ein anderer, der träumte, der Träumer zu sein. Einen Augenblick lang erblickte ich mein eigenes Gesicht im Dunkeln glühen. Es war ein hypnotisches Leuchten, das von diesem glühenden Objekt ausging, und als ich es genauer musterte, begann es seinen Glanz zu verlieren und mir schien, als wäre es das Auge eines alten Mannes, der mich im eigenen Blick betrachtete, ein gespiegeltes Bild in einem Spiegel und zugleich Spiegel selbst, der zu mir sprach: „So sind wir uns ständig auf der Schwelle begegnet, denn sie ist mein Abbild der Göttin, welche die Geheimnisse meiner Innenräume berührt, und ich war der Verliebte, der ihr vorbehaltlos in die Schächte der Tiefe folgte, in die auch schon Faust hinabgestiegen war, um den Dämonen zu begegnen.“
„Aber wie bist du ihr entkommen?“ Ich war ganz Ohr.
„Ich bin ihr nicht entkommen“, flüsterte er kaum vernehmlich, „denn meine Sehnsucht hat sie viel zu stark gemacht. Ich konnte sie nicht mehr verfehlen.“
„Auch wenn du für diese Liebe am Ende alles opfern musstest?“
„Das verstehst du nicht! Liebe kann erlöschen, doch das Verlangen nach Liebe nie. Und es war die Sehnsucht nach Liebe, die mich als Wanderer zwischen den Welten festhielt.“
„Dann bist du ihrer Liebe nicht entkommen?“, entgegnete ich betroffen. „Du liebst sie noch?“ Ich schaute ihm tief in die Augen und wusste Bescheid. Ja, er liebte sie noch immer, ich spürte es genau.
„Ich bin nicht an ihrer Liebe, sondern an meiner Sehnsucht zerbrochen“, erwiderte er matt. Er beschrieb die Libido als eine Kraft, die das wahre Bindeglied zwischen dem Ego und der Welt ist.
Und zerdrückte sich eine Träne im Gesicht: „Der Hunger nach Liebe ist die höllischste Kraft, die unser Leben regiert. Sie zieht die Menschen als Liebende ein und spuckt sie als Sklaven der Libido wieder aus.“
„Das ist ja ungeheuerlich! Solche unerlösten Gefühle sind die Hölle.“ Im gleichen Atemzug brachte ich meine inneren Empfindungen auf den Punkt: „Die Liebe verschlingt sie alle und gebiert sie als Ungeheuer neu!“
„Ab und an sehe ich seltsame komische Dinge“, rundete ich zum Schluss meine Einwände ab, „von denen ich nicht einmal weiss, ob sie schon passiert sind oder sich noch zutragen werden. Irgendwie hoffe ich für dich, dass sie nur meiner eigenen Phantasie entspringen. Aber irgendwie scheint mir, du sitzt immer noch fest!“
„Trotzdem gibt es keinen Weg zurück“, er schien geknickt, „es gibt nur diesen Weg nach vorn, um zu erfahren, was man für den Umstand gewonnen hat, dass man die Bilder seiner Sehnsüchte für immer verloren hat: Nämlich die Freiheit zur Ewigkeit immer neuer Bilder und die unerschütterliche Freude am Ende als Voraussetzung zur immerwährenden Geburt. Geh jetzt, geh!“
„Bist du noch hier?“ Alte Bilder stiegen in mir auf und ich spürte ein starkes, seelisches Band, das mich mit ihm verknüpfte. Niemand stand neben meinem Bett und sah mich an, und in seinen Augen lag so viel Gram, Qual und Kümmernis, dass es mir schier das Herz zusammendrückte. Mich überfiel ein überwältigendes Verlangen, seine Geschichte zu verstehen, die Hölle seiner unerlösten Liebessehnsucht All die Spekulationen, die ich bisher über das schmerzhafte Wesen der Liebe zu einem Menschen angestellt hatte, waren letztlich nur intellektuelle Spielereien im Vergleich zu den multidimensionalen Schichten seiner Sehnsucht, wie er sie mir eben in der Vergangenheit geschildert hatte.
„Es tut mir leid“, sagte ich traurig, „dich hier so betrübt zu sehen, und ich würde vieles tun, um dir zu helfen und die schwere Last von den Schultern zu nehmen. Irrst du seitdem zwischen den Welten hin und her?“
„Seitdem pendle ich zwischen Himmel und Hölle …“ Er war von meinem Verständnis berührt. „Zwar konnte ich ihr zeitweise immer wieder entkommen, aber ich kann nie mehr in die normale Welt der Menschen zurück. Deshalb bin ich das geworden, was du siehst: Ein ewiger Wanderer, dessen Aufgabe es ist, die erwachenden Seelen zu sich selbst zu führen, zur Wissenspforte, die ihm aber selbst ewig verschlossen bleibt.“
Armer Niemand! Er hatte die Polaritäten überwunden und war in die zeitlosen Räume eingedrungen, in denen Wellen des Geistes alte Erinnerungen heranspülten. „Und was geschah mit ihr?“, wollte ich wissen.
„Sie hat mich niemals losgelassen …“, ächzte er, „ganz im Gegenteil, sie ist immer noch hier!“
„Was?“ Ich verspürte einen heftigen Schreck und zugleich den inneren Drang, mich einer jeden möglichen Konfrontation zu entziehen: „Ich kann sie nirgends sehn!“
„Nun …, in den Visionen der Träumer, die über die Schwelle gehen, kann man die Geister der Zwischenebene oft sehen.“
„Aber wie hast du sie gefunden?“ Ich spürte ein elektrisierendes Flimmern mein Rückgrat herunterlaufen. Ich war hellwach.
„Sie war in meinen Erinnerungen plötzlich wieder präsent, als ich dir die Geschichte erzählte“, seine Stimme stockte.
Eine riesige Traurigkeit ergriff mich, als er so sprach, dann zogen Bilder aus seiner Geschichte vor meinem inneren Auge vorbei. Was wollten sie mir sagen?
„Sie kommt uns bald besuchen“, fuhr er fort, „zumindest hat sie das versprochen. Denn in den letzten Gedanken Sterbender hat sie ihren tiefsten und ursprünglichsten Platz.“
„Und wie endet die Reise?“
„Endet?“ Er schaute mich an. Seine Augen versanken im Leeren. Sie zeigten ein Sehnen nach Verschmelzung mit der Seele an und die Auflösung aller Einschränkungen.
„Ich meine, wo ist das Ende der Geschichte?“ Als ich genauer hinsah, gewahrte ich in seinen Zügen ein leichtes Zittern.
„Nun, sagen wir es so: Meine Sehnsucht hat kein Ende. Sie hatte kein Ende und wird nie ein Ende haben, das ist das wahre Ende der Geschichte.“
Dann fühlte ich Niemands Hand auf meiner Schulter: „Wach auf! Gleich begegnet sie uns wieder: Sie ist meine grosse Liebe! Wie du siehst, bin ich immer noch auf der Reise zu ihr …“
„ … zu ihr?“ Ich erschrak. Seine Worte entsprangen