Die 8te Pforte. Akron Frey

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Die 8te Pforte - Akron Frey

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es war, als sähe ich durch die halbgeschlossenen Augenlider in ein Licht: „ … die ich dir zur Verfügung stelle, damit du die Zusammenhänge in deiner Erinnerung besser verstehen kannst!“

       Doch bevor ich in seinen Eingebungen versank und mit den mir geliehenen Augen die Ewigkeit ausmaß, hatte ich eine seltsame Vision: „Du fließt als ein Ausdruck menschlichen Ringens um die letzten Dinge in das kosmische Nichts zurück“, strömte es aus meiner Seele. Schnitt.

       „Vermeide seinen Blick …“, sagte eine geisterhafte Stimme plötzlich neben mir und ich spürte, dass ich nicht alleine war. Es war aber auch nicht ‚Niemand‘. Eine unbekannte Energie, die ich in Verdacht hatte, der Tod zu sein, hatte sich zwischen uns gestellt und bewegte sich wie ein Doppelgänger. Irgendwie schien mir, als pendelte sie zwischen ihm und mir.

       „ … sonst wirst du von ihm aufgesaugt!“ Plötzlich blickte ich durch die Augen meines Traumkörpers. Während die Person, die ich eben noch war, versuchte, seine Hand zu erfassen, dabei aber nur ins Leere griff, berührte mein geträumter Teil die Hand des Sensenmannes: „Was für dunkle Erinnerungen löst du in mir aus?“ Ich weigerte mich, irgendwelche Ratschläge zu befolgen, solange ich die Zusammenhänge nicht kannte.

       „Während des Todes löst sich das gewohnte Ich auf und zerstiebt wie eine Handvoll tanzender Funken, und gleichzeitig entstehen neue Impulse, zwischen denen eine starke Verbindung besteht“, fauchte er mich an. „Das ist auch eine der Ursachen, warum wir miteinander reden können, obwohl wir ganz andere Energiewesen sind. Aber durch einen gemeinsamen kosmischen Traum schwingen wir auf der gleichen Frequenz.“

      Sein Gesicht flimmerte. Es war der Tod. Im Grunde war es mein eigener Blick, der dem Tod im Umweg über Niemand ins Auge sah, eine durchscheinende, schimmernde Glut, deren Tiefe die Unbegrenztheit des Kosmos atmete.

      „Deshalb pendelst du in diesem Augenblick zwischen Verstand und außerkörperlicher Wahrnehmung hin und her, ohne dich aber für die eine oder andere Seite entscheiden zu können“, antwortete er und schaute mich lang und unverwandt an, „denn du bist im Begriff, dich von deinem Körper zu lösen, obwohl du davon auch nicht restlos überzeugt bist, und im Moment steht es unentschieden, das heisst, dir stehen beide Perspektiven offen.“

      Ich sagte ihm, dass ich mich in diesem Augenblick sehr unbehaglich fühlte. Ich fürchtete mich vor dem Unbekannten, das mich erwartete, und das mich gleichermassen anzog. Ich hatte Angst.

      „Jeder kommt irgendwann an diesen Punkt“, erklärte Niemand hoheitsvoll. „Auch ich bin vor langer Zeit an dieser Stelle gestanden, und die Kraft hat mich geführt. Mach dir keine Sorgen – schließlich bist du ein Stück von mir …“

      „Ein Stück von dir – wie soll ich das verstehen?“

      „Niemand ist nichts, weil er alles ist“, erwiderte er und schaute mich an. Ich lag nackt ausgestreckt auf dem Laken auf dem schmalen Bett und gleichzeitig fühlte ich mich schwerelos in der Luft kreisen. Der ganze Raum drehte sich um mich. Aus seinem Gesicht fühlte ich Wellen auf mich zufliessen, die mich umgaben, während er weiter sprach: „Jedes kleine Teilchen in mir ist mit menschlichen Erinnerungen gefüllt, die sich durch den Geist bereisen lassen, wenn der Mensch seine Träume und seine außerkörperlichen Erfahrungen für sich nutzen kann. Ich selbst drang in deinen Geist wie in ein verwandtes Territorium ein, und meine Botschaft veränderte sich in deiner Erinnerung, bis du sie als deine eigene erkanntest, denn ich bin die Kraft, die du gerufen hast, um dir zu helfen, der zu werden, der du bist.“

      „Und wer bin ich – der Du bist?“ Es war, als hätte meine Seele ihren Körper verlassen, denn obwohl ich mich teilweise unten in der materiellen Sphäre wahrnahm, spürte ich auch, wie ein anderer Teil seine Worte wie ein Treppengeländer benutzte, um sich zu den Göttern hinauf zu schwingen.

      „Es gibt kein Ich“, fuhr er fort. „Deshalb gibt es auch kein göttliches Wesen, das man beschreiben könnte, es gibt tausend innere Wesen, die sich zu einer Seele zusammenfinden und sich ständig nach ihren Selbsterfahrungen und ihrer Selbstwahrnehmungsidentität einordnen und umschichten. Zugleich spalten sich ständig Energieströme aus dem Persönlichkeitskern ab und gehen eigene Wege, indem sie sich mit neuen Bewusstseinskonfigurationen verbinden.“ Da fiel mir plötzlich auf, dass er eigentlich gar keine menschlichen Umrisse hatte; das Ganze erschien mir wie eine energetische Vibration. Ich schaute ihn genauer an und weiter fiel mir auf, dass sich sein Bild mit meinen Gedanken irgendwie anders als sonst verknüpfte: ähnlich einem Wesen aus einer anderen Welt, das sich wie eine menschliche Gestalt anfühlte, wie ein geträumter Mensch sozusagen, der eine mächtige Anziehung auf mich ausübte.

      „Ganz im Gegenteil“, tat mir der Halbgeträumte kund. Sein Gesicht vibrierte. Es verwandelte sich in einen riesigen Leuchtfleck. Das Licht schien sein ganzes Wesen zu durchfluten und mir war, als ob ich durch die halbgeöffneten Augenlider vor meiner eigenen Erkenntnis stand: „Man könnte diesen Vorgang auch als eine seelische Verwandtschaft bezeichnen, ein Sympathieband oder eine Art starke innere Bindung zwischen verschiedenen Wesen mit verwandten Genen. Zwischen diesen Energieteilen bleibt ein starker seelischer Bund bestehen, egal, wieweit sie sich voneinander entfernen.“

      Und als ich ihn fest anschaute, hatte ich den Eindruck von etwas ganz Realem; er war irgendwie tief in mir verwurzelt und übte eine mächtige Anziehung auf mich aus, aber irgendwie war er auch nicht real. Gleichzeitig spürte ich, wie seine Ausstrahlung meine Aufmerksamkeit losliess und sich mein Bewusstsein auf die alleinige Frage zubewegte: „Aber woher nehme ich die Gewissheit, dass du mir keinen Scheiss erzählst?“

      Plötzlich berührte er mich; es war wie ein Tropfen reiner Energie. Auch konnte ich seine energetischen Vibrationen sehen. Er schien sich meiner Anwesenheit bewusst zu werden und im gleichen Atemzug spürte ich seine Hand auf der Schulter.

      Es war, als sei ein Teil von mir, der schon gestorben war, durch diese Berührung wiederbelebt worden. Als ich die Augen öffnete, war es ein kurzer Moment der gleiche Schauplatz. Ich sah seine Gestalt, irgendwie war er mir vertraut, doch die ganze Szene verschwand in dem Augenblick, als er zu sprechen anhub: „Menschen, die sich anziehen, strömen in der Sekunde, da der Funke zündet und überspringt, miteinander korrespondierende Energieteile aus.“

      Ich spürte nichts, aber ich war überzeugt, dass mein Kopf an seiner Schulter lag: „Das ist übrigens das Geheimnis, das wir als Liebe empfinden, und die Art der Aneinanderreihung dieser Jenseitsmeditationen führt zu dem, was der Mystiker normalerweise als die Entwicklung der Persönlichkeit seiner Seele bezeichnet“, fuhr er fort. Seine Augen funkelten aus dem Nichts, und beinahe hätte ich mein Bewusstsein verloren.

       Kapitel 2

       Der Dialog mit dem eigenen Spiegelbild

       „Niemand, du?“

       Plötzlich konnte ich mich wieder erinnern. Es war mein Begleiter, mein innerer Psychopompos, der mich in der Vergangenheit durch die Abgründe meiner inneren Schatten geführt hatte. Es war vor langer Zeit, ich hatte es beinahe vergessen. Aber mit einem Mal stand die ganze Vergangenheit vor meinem inneren Auge da, und ich konnte mich an beinahe jedes Detail wieder entsinnen.

      Dann

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