Im Labyrinth des Kolosseums. Christian Zitzl
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Im Labyrinth des Kolosseums - Christian Zitzl страница 9
Ebd., 354–361 Abb. 10, 12.
Beste 1998, 118.
Beste 2000, 115–118.
Beste 2011, 262–269 Abb. 2, 3.
Rea et alii 2002, 352 f.
Ebd., 346 noch ohne äußere Tragkonstruktion (?).
Das Kolosseum im Vergleich mit Bauten in Latium aus dem 1. Jh. v. Chr.
Die Ansichtsseite der ersten drei Geschosse des Kolosseums (vgl. Abb. 3 – 7) ist in der Verwendung des Steinmaterials, der Gliederung der Fassade, der Mauertechnik, der Bearbeitung der Steinblöcke und der Gestaltung einzelner Bauglieder vergleichbar mit spätrepublikanischen und frühaugusteischen Bauwerken, wobei sich für Gebäude aus flavischer Zeit keine entsprechenden Beispiele finden. Die keilsteinförmigen Blöcke der Bögen zwischen den Pfeilern mit vorgelagerten Halbsäulen sind charakteristisch für spätrepublikanische Repräsentationsbauten, wofür das im Jahr 78 v. Chr. restaurierte Tabularium in Rom33 und das Heiligtum des Herkules Viktor in Tivoli anschauliche Zeugnisse bieten.34 Die enormen Dimensionen der auf der Schauseite geglätteten Quaderblöcke der Pfeiler kommen in entsprechender Ausführung am Marcellus-Theater in Rom vor, das aber erst 14 v. Chr. von Augustus eingeweiht wurde (Abb. 12).35 Im Unterschied zu diesem Gebäude, dessen Keilsteine in den Bögen getrennt von den horizontal geschichteten Quaderblöcken bearbeitet wurden, sind die Keilsteine am Kolosseum durch eine horizontale und vertikale Fuge mit den Steinblöcken der aufgehenden Wand eng verzahnt (vgl. Abb. 4). Dieselbe Art der Verzahnung von Keilsteinen mit Quaderblöcken findet sich an der Fassade des frühaugusteischen Amphitheaters in Augusta Praetoria (Aosta).36 Die eigens gearbeiteten Kämpfergesimse in Form einer profilierten Platte aus Travertin sind eine charakteristische Eigenheit spätrepublikanischer Architektur, die am Kolosseum (vgl. Abb. 3, 4), am Marcellus-Theater (Abb. 13) und an den tabernae auf der Südseite der Basilica Aemilia feststellbar sind, wobei die drei genannten Beispiele in der Formgebung der Profile leicht variieren.37 Das Kolosseum und das Marcellus-Theater in Rom gleichen sich auch zum Teil im Aufbau der Fassadengliederung. Beide Bauten haben, von unten nach oben gezählt, eine dorische, ionische und korinthische Ordnung. Größere Übereinstimmungen bestehen in den dorischen Kapitellen, die als gemeinsame Elemente einen schmalen Abakus und einen flachen Echinus haben (vgl. Abb. 4). Unter Letzterem folgen an den Kapitellen des Marcellus-Theaters drei wulstförmige Ringe (Abb. 14), während die Produkte am Kolosseum an entsprechender Stelle ein nicht verziertes Profil in Form eines konkaven Kymas aufweisen (vgl. Abb. 4). In diesem Punkt überliefern die Werkstücke des erstgenannten Gebäudes den Aufbau dorischer Kapitelle getreuer als die wenig jüngeren Bauglieder am Kolosseum. Beide Bauwerke unterscheiden sich in den ionischen Kapitellen voneinander. Während die Artefakte am Kolosseum ein kleineres Format besitzen und zum Teil gleich späthellenistischen Bossenkapitellen in der Grundform gearbeitet sind (vgl. Abb. 5), zeichnen sich die entsprechenden Bauglieder am Marcellus-Theater durch groß proportionierte Voluten mit tief geformtem Kanal und einem hohen Eierstab aus (Abb. 15). Die korinthischen Kapitelle der 3. Ordnung am Kolosseum sind für die Datierung nicht verwertbar, da sie im frühen 3. Jh. n. Chr. durch den Neubau der von einem Blitz beschädigten Attika in Mitleidenschaft gezogen wurden und erneuert werden mussten (vgl. Abb. 6). Der Dekor am Kolosseum wirkt verhaltener wie die schlichte Gestaltung der ionischen Gebälke über den Kapitellen der drei Ordnungen bezeugt. Im Unterschied dazu ist die erste Ordnung am Marcellus-Theater von einem dorischen Gebälk bekrönt (vgl. Abb. 12, 14), das nicht die verhaltene Eleganz der Gebälke am Kolosseum erreicht. Behält ersterer Bau die dorische Ordnung strikt bei, deren Halbsäulen keine Basen und Plinthen besitzen (vgl. Abb. 12), so zeugt die dorisierende Ordnung am Kolosseum von einem kompositen Aufbau (vgl. Abb. 7). Der traditionellere Aufbau des Fassadendekors und die einfachere Bautechnik identifizieren das Marcellus-Theater als das ältere der beiden Bauwerke. Wahrscheinlich wurde der Theaterbau zumindest teilweise schon in voraugusteischer Zeit ausgeführt, wofür sich die in Travertin hergestellten korinthischen Kapitelle der dritten Ordnung als zeitliche Indizien anführen lassen (Abb. 16). Auf der anderen Seite legen die vielen Übereinstimmungen in der Bautechnik und der Formgebung zwischen dem Marcellus-Theater und den ersten drei Geschossen des Amphitheaters die Vermutung nahe, dass diese Stockwerke des vermeintlich flavischen Kolosseums entschieden älter sind und bei der flavischen restitutio in den Gesamtbau integriert wurden.
Abb. 12: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, aktueller Zustand.
Abb. 13: Rom, Marcellus-Theater, zweiter Arkadenring, Kämpfergesims.
Abb. 14: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, Erdgeschoss, dorisches Kapitell.
Abb. 15: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, zweites Geschoss, ionisches Kapitell.