Ponton-Kids. Siegrid Graunke Gruel
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Keine Sorge, Jonas, ich bin in dich verliebt, signalisiert Julia ihm.
Na, dann ist ja gut!
Ja, das Licht ist viel besser. Und die Musik wechselt jetzt auch von schlecht zu gut, empfinden es Jonas und Julia gleichzeitig und fühlen sich absolut wohl dabei.
Doch die nächste Ansage von Kalle trifft sie wie ein Donnerschlag: „Ich bin Kalle der Erste, das hab ich dir ja auch schon gesagt. Du kannst nur bis morgen Früh hierbleiben. Danach musst du weg sein!“
Da nimmt Julia ihre Tasche und sieht Jonas nicht mehr an. Am besten gleich weg hier, denkt sie sich, egal, wie weit es bis nach Hause ist!
„Was hat sie denn jetzt?“, fragt Kalle und guckt Jonas verdutzt an, während er sich das Glas noch mal vollgießt.
„Wahrscheinlich findet sie dich nicht besonders nett!“, sagt Jonas und greift nach Julias Hand unter dem Tisch. Sie erwidert seinen Händedruck, denn jetzt kann sie fühlen, wie sehr er in sie verliebt ist! Jonas grinst dabei den betrunkenen Kalle an und schaut zu, wie der sich schon wieder etwas ins Glas gießt.
„Da… dann fick sie doch!“, sagt Kalle besoffen und will durch, weil er wahrscheinlich mal muss. Oder vielleicht will er am besten gleich ins Bett fallen, falls, ja falls er überhaupt eines findet. Statt wieder an den Tisch zu kommen, liegt er nämlich mitten im Weg, als Jonas noch mal aufsteht. Also steigt er einfach über ihn hinweg.
„Willst du nen Cocktail, Shuli?“, fragt er leise. Und noch etwas leiser flüstert er ihr ins Ohr: „Bin damit gleich wieder bei dir. Oder möchtest du Cola? Sag, was du haben willst.“
Nein, Julia möchte keine Cola, lieber einen Cocktail mit O-Saft!
„Schläft dein Freund jetzt?“, will sie wissen, als sie ihr Glas zusammen mit Jonas in kleinen Schlücken austrinkt.
„Ja, ’türlich“, sagt Jonas, „der schläft.“
„Was macht ihr hier? Du und der?“, fragt Julia und kann nicht wirklich glauben, dass Jonas hier mit diesem Kalle hausiert. „Was habt ihr gemeinsam?“
„Wir haben gar nichts gemeinsam“, sagt Jonas. „Warum fragst du das?“
„Hasst er mich deshalb?“, fragt Julia zurück.
„Kann sein, falls er dich hasst. Kalle und ich starten den Ponton, sonst nichts“, sagt Jonas. „Aber ich glaube nicht, dass es jemand wissen darf!“
„Und … warum erzählst du es mir?“
„Tu ich nicht! Willst du noch mehr trinken?“ Jonas schenkt die Gläser noch mal richtig voll mit herrlich frischem Orangensaft.
„Darf denn niemand dabei sein, Jonas? Warum nur ihr beide?“
„Nee, vorläufig nicht.“
„Bist du deshalb nicht wiedergekommen, im Sommer, mein ich? Wir waren doch verabredet.“
„Ja … kann sein. Verzeihst du mir, Shuli?“
„Hm … ja, schon gut“, sagt Julia und trinkt den letzten Schluck aus ihrem Glas. „Ich … glaub, dass ich jetzt müde bin, Joni, aber mein Vater! Ich muss den anrufen …“
„Hm, komm, Julia, lass uns schlafen gehen.“ Jonas nimmt ihre Hand und beide lachen, als sie den Weg bis zum anderen Ende des Wohnmobils entlangbalancieren. Und dann müssen sie auch noch über den besoffenen Kalle steigen, der da mitten im Weg auf dem Fußboden liegt und schläft. „Hier geht’s lang … gleich … sind wir da.“
Und dann küssen sie sich ganz ausgiebig in dem engen Gang.
„Schlaf schön … Joni“, sagt Julia leise und kuschelt sich in seinen Arm.
„Du auch“, sagt Jonas.
Beide liegen auf einem weichen Bettenlager und Jonas deckt sich mit ihr zu. Dann schlafen sie erst mal glücklich ein.
Mitten in der Nacht wird Julia wieder wach und fühlt Jonas’ Arm um ihre Taille geschlungen. Ich muss mich bei Papa melden, fällt ihr wieder ein. Vorsichtig schiebt sie den Arm des schlafenden Jonas’ zurück und steht auf. Ihre Tasche, wo ist die? Ach ja, da drüben in der Sitzgruppe muss sie liegen. Im Halbdunkel tastet sie sich in die gegenüberliegende Richtung. Jetzt liegt Kalle auf der Bank und pennt. Gott sei Dank! Da ist ihre Tasche. Der Mondschein fällt durch das Heckfenster gerade darauf. Handy? Da ist es. SMS an Papa: Hallo, Papa, bin bei Dorothea und bleib heut Nacht bei ihr. Bitte mach dir keine Sorgen! Julia. Geschafft! Und jetzt schnell wieder zurück zu Jonas.
Der hat sich inzwischen im Schlaf auf die andere Seite gelegt, aber fühlt Julia, als sie sich wieder zu ihm legt. Diesmal legt sie ihren Arm um ihn herum.
Sie schlafen bis in den späten Vormittag hinein. Julia hört Kalle aufstehen und rumhantieren. Und sie hört, wie er zur Tür hinausgeht, nach einer Weile wieder hereinkommt und sich dann wieder hinlegt. Ach, der Arme, denkt sie, hat er überhaupt eine Decke?
Sie kuschelt sich dicht an Jonas, der sich wieder zu ihr umgedreht hat und anfängt, sie im Halbschlaf zu streicheln und zu küssen. Dann schläft er doch wieder ein, ist ja noch gar nicht richtig wach.
Also setzt Julia sich schon mal auf und guckt sich in dem umgebauten Wohnmobil ein bisschen um. Da gibt es eine kleine Küche mit Gasherd und einem kleinen Kühlschrank. Aber der ist so gut wie leer, bis auf Käsescheiben, Mettwurst und zwei Bierdosen. Auf dem Regal darüber stehen Becher, Gläser, kleine Teller und Kaffee. Aber warte, da guckt ja sogar eine Packung Ostfriesentee hervor. Julia mag nämlich eigentlich lieber Tee. Gibt es eine Teekanne? Nee, aber in einem Unterschränkchen findet sich ein Krug. Gut, den kann man nehmen. Aber wie geht denn jetzt bloß der Herd an?
Plötzlich rekelt sich Kalle auf der Bank und ist wach.
„Hallo, Kalle, sag mal, wie geht denn der Herd an?“, fragt Julia ihn.
„Ich möchte Wasser heiß machen“, fügt sie als Erklärung hinzu, denn er guckt sie nur verschlafen und blöd an.
Dann steht er aber auf, geht zum Herd, knipst hier und da herum und dreht den Schalter hin und her, bis die Flamme anspringt. „Geht ja auch so“, sagt er fachmännisch. „Wozu brauchst du heißes Wasser?“ Dann geht er wieder raus, ohne ihre Antwort abzuwarten.
„Für … Tee“, sagt Julia jetzt eher zu sich selbst. Mann, ist dieser Kalle schon wieder schlecht gelaunt!
Das Teewasser fängt gerade an zu kochen, als er wieder hereinkommt. „Steh auf, Jonas!“, ruft Kalle laut durch den ganzen Wagen.
„Wir müssen sofort los! Beeil dich!“
„Was … was ist denn los?“, will Julia sofort wissen und guckt, ob Jonas jetzt wach ist.
„Wir müssen los, das ist los! Pack mal schnell zusammen und hau ab!“, fährt er Julia barsch an.
Jonas ist gerade dabei, seine Turnschuhe zuzubinden. „Warum denn, Kalle?“, fragt er benommen. „Und lass Julia in Ruhe!“
„Alter! Ich hab nen Bullenwagen gesehen, hundert Meter von