Ponton-Kids. Siegrid Graunke Gruel
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Читать онлайн книгу Ponton-Kids - Siegrid Graunke Gruel страница 6
„Ja, das vergesse ich“, sagt Julia leise zu Jonas und gibt ihm durch seine strubbeligen, weichen Haare einen zarten Kuss auf sein aufregend großes Ohr.
Sogleich dreht Jonas sich zu ihr um und küsst sie ausgiebig auf den Mund. „Bleibst … bleibst du noch?“, flüstert er dabei in ihr süßes Ohr.
„Ja, ich weiß nicht, wenn das geht?“, haucht sie zurück.
„Hm … klar … das geht. Bleib noch … ja? Bitte.“
Kalle kommt zurück und stellt zwei Bier auf den Tisch. „Du willst ja bestimmt nix“, sagt er und guckt Julia dabei argwöhnisch an.
„Doch“, sagt Julia laut, „n bisschen Zeit hab ich wohl noch.“
Also bekommt sie auch ein Bier, weil Jonas aufsteht und eins für sie holt. Unter dem Wohnmobil steht noch eine ganze Kiste! Er bringt ein paar Flaschen mit rein und legt sie in den kleinen Kühlschrank.
Kalle öffnet sein Bier mit einem lauten Knall. „Das is aber kein Kindergarten hier, prost!“, sagt er dabei.
Dann sitzen die drei doch noch den ganzen Nachmittag zusammen und merken nicht, wie die Zeit vergeht und der Nachmittag schon in den Abend übergegangen ist. Julia erfährt dabei auch, so ganz nebenbei, was die beiden noch so machen. Denn wenn das Bier fließt, werden manche Leute ziemlich redselig. Jonas ist neben ihr und hält sie fest. Das ist die Hauptsache für Julia. Und sie muss zum Glück auch gar nichts von sich erzählen. Denn jetzt redet Kalle.
„Wenn ich was su … sagen hätte, Julia, würd’s kein Elend auf der Welt geben! Ich bin bloß Kalle … Kalle Bloom aus der Neu…zeit … aber Tiere müssen bei mir nich leiden. Schon ma gar nich!“
„Was denn für Tiere …?“, fragt Julia.
„Alle … alle Tiere“, murmelt Kalle nur noch und fällt dabei mit dem Kopf auf seine Arme, denn er hat inzwischen sieben bis zehn Flaschen getrunken.
„Was ist denn mit ihm?“, fragt Julia, so betroffen kennt sie Kalle noch gar nicht.
Jonas hat mit sehr wachen Augen verfolgt, wie Kalle das viele Bier in sich hineinfließen ließ. „Warte, ich hol Zigaretten“, sagt er und geht hinüber zu ihrem Bettlager. Hat er da vielleicht ein Geheimversteck?
„Wir machen … Aktionen, befreien Tiere aus Labors und so“, sagt er, öffnet die Packung und bietet Julia eine an.
„Oh, wunderbar, endlich mal eine rauchen“, sagt Julia. „Ähm, was macht ihr? Tiere befreien? Das find ich klasse.“
„Klar, dass es niemand wissen darf, ne?“, sagt Jonas und gibt ihr Feuer.
„Bleibst du jetzt echt noch bei mir, Shuli? Das find ich gut“, sagt Jonas betont und sieht sie verliebt an.
„Klar, Joni … bis morgen kann ich bleiben“, sagt Julia und wischt alle Bedenken wegen ihres Vaters einfach weg. Dorothea ist als Ausrede verlässlich, das weiß sie, denn bei ihr waren sie schon als kleine Kinder immer willkommene Gäste. Sie und Corinna halfen ihr beim Einkaufen, wenn sie Ferien hatten, und durften dann bei ihr schöne alte Kinderfilme gucken, die sie noch gar nicht kannten. „Lassy“ mit dem so süßen kleinen Timmy war ihr Lieblingsfilm. Aber es gab auch viele spannende Cowboy- und Indianerfilme. Ja, die liebe Dorothea hat eben ein Herz für Kinder …
Später, als Jonas und sie auf dem kleinen Podest sitzen, auf dem ihr Bettlager schnell hergerichtet ist, steht Jonas noch mal auf und kniet sich vor das große Fenster am Bug, da, wo mal die Fahrerkabine gewesen sein muss. „Siehst du den Vogel da … da, Shuli! Er fliegt gleich übers Meer, wenn er will … und niemand kann ihn daran hindern.“
Ja, da fliegt der große Vogel in die Nacht hinaus, schlägt mit den Flügeln, dass man es durch das geschlossene Fenster hören kann …
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