Wenn sich der Himmel wieder öffnet. Nicolas Koch

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Wenn sich der Himmel wieder öffnet - Nicolas Koch

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gelangt war (angeblich hatte unser 10-jähriger Junge einen Irokesenschnitt und war auf der Skateranlage verschwunden), in eine Schublade geschoben, die mit der Realität meist nicht viel zu tun hatte. Es kamen die tollsten Sachen zu Tage, bis hin zur Behauptung, Mirco sei nicht unser leibliches Kind. In diesen Situationen mussten wir lernen, uns nicht damit zu belasten, sondern uns an der Wahrheit zu orientieren.

      Ein wichtiger Punkt in der öffentlichen Wahrnehmung war der Auftritt bei „Beckmann“, der einzigen Talksendung, zu der wir dann doch gegangen sind. Das Thema „Glaube trägt“ hatte uns zugesagt, und wir wollten vielen Menschen diesen lebendigen Gott näherbringen. Zudem war der Auftritt für uns der einfachste Weg, die vielen Menschen zu erreichen, die die ganze Zeit an uns gedacht hatten.

      „Wir wollen und wollten vielen Menschen diesen lebendigen Gott näherbringen.“

      Der Abend war natürlich mit Bauchkribbeln verbunden, aber wir durften in der Sendung „wir“ bleiben und haben uns nicht verstellen müssen. Die Reaktionen der Bevölkerung waren unterschiedlich, eigentlich war von allem etwas dabei. Die einen haben sich gefreut, uns im Fernsehen zu sehen und zu merken, dass es uns gut geht. Andere wiederum haben sich gefragt, warum wir uns das jetzt auch noch antun, irgendwann müsse doch mal ein Ende sein. Und nicht zuletzt waren viele angetan von unserer Stärke, was wir aber immer wieder an Jesus weiterleiten, denn er ist in den Schwachen mächtig (2. Korinther 12,9).

      Es sind einige Dinge, die uns geholfen haben – und immer noch helfen –, die Zeit zu überstehen. Von Anfang an bis heute hilft uns der Glaube an Gottes Wort, Gebet und Lobpreis. Der Austausch in der Familie und das gemeinsame Gebet in der gesamten Zeit waren und sind prägende Zeiten. Unsere Gemeinde und die vielen Geschwister auf der ganzen Welt, die für uns gebetet haben und auch immer noch beten, möchten wir nicht missen.

      Außerdem hat uns geholfen, unsere Kinder als Geschenke Gottes zu sehen und nicht als unseren alleinigen Besitz. Gott hat sie uns anvertraut, für eine unbestimmte Zeit. Er hat immer ein Auge auf sie, gerade dann, wenn wir es nicht können. Ich durfte und darf immer wieder lernen, meine Kinder in Seine Hände abzugeben.

      Auch dass unser ganz normaler Alltag irgendwann weiterging, hat uns geholfen. Auszeiten, die von unseren Arbeitgebern gewährt wurden, waren sehr gut, und ebenso war hilfreich, dass wir den Zeitpunkt des Wiedereinstiegs bestimmen konnten. Die Kinder brauchten ihren Schulalltag und ihre Freunde. Aktuell dürfen wir alles sacken lassen und sind dankbar, mit unserer Familie an einem Ort des Friedens sein zu dürfen. An diesem Rückzugsort immer wieder aufzuatmen und Ruhe und Abstand gewinnen zu können, ist ein großartiges Geschenk. Auch Urlaube und Treffen in der Familie und mit Freunden helfen uns dabei, Abstand zum Geschehen zu bekommen.

      Ich bin Gott dankbar, dass er uns auch vor Depression und Krankheitsschüben verschont hat. Immer nach vorne zu schauen und zu sehen, was ER auch im tiefsten Leid für positive Dinge tut und tun kann, ist uns ein großer Trost. Wir wollen es halten wie in einem alten Chorus, in dem es heißt: „Richte den Blick nur auf Jesus, schau auf in sein Antlitz so schön. Und die Dinge der Welt werden blass und klein, in dem Licht seiner Gnade gesehen.“

      Die Verarbeitung hört natürlich nicht einfach irgendwann auf. Wir werden, so denke ich, unser ganzes Leben in einem Heilungsprozess sein, da natürlich immer wieder Situationen und Tage kommen, an denen wir an unseren Mirco denken oder uns fragen, was jetzt aus ihm geworden wäre. Diese Dinge wollen wir gemeinsam offen und ehrlich angehen. Das ständige Fragen nach dem „Warum?“ würde uns nur kaputt machen, deshalb fragen wir lieber: „Wozu, Gott?“

      Für das Jahr 2011 habe ich einen Vers für Mirco aus Matthäus 24,13 gezogen: „Wer aber bis zu Ende standhaft bleibt, wird gerettet.“ Und das wünschen wir uns für die nächste Zeit, dass wir standhaft bleiben bis zum Ende. Und auch, dass Gott durch unser Zeugnis noch zu ganz vielen Menschenherzen reden kann und auch sie errettet werden. Wir freuen uns über Menschen, die jetzt schon einen Neuanfang und eine persönliche Beziehung mit Jesus begonnen haben.

      Wenn ich Lieder singe oder Bibeltexte lese, wo es um Frieden geht, werde ich immer an meinen Mirco erinnert, da sein Name „Friede/Ruhm“ bedeutet. Dadurch hat folgender Vers für mich einen neuen Sinn: „Meinen Frieden gebe ich euch; einen Frieden, den euch niemand auf der Welt geben kann. Seid deshalb ohne Sorge und Furcht!“ (Johannes 14,27). Diesen Frieden durfte ich bis jetzt erleben und möchte das auch weiterhin erfahren. Ich bin Gott dankbar, dass er mir Sorge und Furcht nimmt.

      (Die Bibelverse dieses Beitrags sind zitiert nach der „Guten Nachricht“.)

      Sandra Schlitter lebt mit ihrer Familie in Grefrath und ist Mitglied einer Pfingstgemeinde.

      Herbstzeitlose

      Der Künstler und Theologe Fabian Vogt trifft eine schwere Entscheidung: Nachdem seine Ex-Frau ihm das Kind entzieht, verzichtet er auf einen zermürbenden Rechtsstreit.

      Von Fabian Vogt

      Du hast die feinen Blütenkelche zuerst entdeckt. Weißt du noch? Unter einer alten Esche mit dunkler Borke, ein Stück abseits vom Weg. Da standen sie mit ihren sechs blass-lilafarbenen Blättern und den leuchtend orangen Stempeln, die so frech emporragten, als hätte jemand ein Feuerwerk im Flug angehalten.

      „Komm schnell her!“, hast du gerufen. Und ich bin natürlich sofort zu dir hingelaufen. So, wie ich immer komme, wenn du rufst. Wie könnte ich deinen Wünschen jemals widerstehen?

      Du hast am Boden gehockt und ganz sanft mit den Fingerspitzen an die feinen Härchen getippt, die in der spätherbstlichen Sonne glitzerten: „Guck mal, die Blumen! Wie heißen die? Warum blühen die noch?“

      Ich wusste weder das eine noch das andere und habe mich dafür ein bisschen geschämt. Aber das passiert mir ja andauernd. Du stellst Fragen, und ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich sie trotz der vielen Jahre auf Schulbänken und in Hörsälen nicht beantworten kann. Vielleicht, weil dir ganz andere Dinge wichtig sind als mir. Ich ertappe mich dabei, dass ich überlege, ob dein Blick auf die Welt nicht schöner und wahrhaftiger ist als der meine.

      Weißt du noch, wie lange wir dort zusammen gesessen haben? Zehn Minuten, eine Viertelstunde? Ich habe keine Ahnung. Mit dir verfliegt die Zeit so schnell. Irgendwann haben wir aus den Blumen ein Spiel gemacht: Wer kann die dunklen Linien auf den Blättern nachziehen, ohne abzusetzen? Ich habe dich gewinnen lassen, weil deine Augen dann immer anfangen zu strahlen wie Scheinwerfer in einem Seerosenteich. Als würdest du gerade in diesem Augenblick das Geschenk des Lebens auspacken. Davon bekomme ich nie genug. Außerdem war mein Verhalten sicher pädagogisch wertvoll. Oder nicht? Ich bin mir unsicher. Und die Fachleute ändern da ja ständig ihre Meinung.

      „Dein Lachen, das wie ein gurrender, sprudelnder Wasserfall der Gefühle über mich hinwegbraust, ein unbeschwertes Fest der Laute. Jetzt, in diesem Moment, kann ich es hören.“

      Am Schluss hast du mich schelmisch von der Seite angesehen und eine der Blüten abgebrochen. Ich musste dir helfen, sie in das Knopfloch deines weinrotkarierten Hemdes zu stecken, und du hast sie mit stolz geschwellter Brust vor dir hergetragen. Der erfolgreichste General hätte seine Orden nicht eindrucksvoller präsentieren können.

      Danach sind wir zur Schaukel auf dem Spielplatz gelaufen, der in dieser launischen Jahreszeit schon ziemlich müde aussah und anfing, sich mit Blättern zuzudecken. Du warst wie immer zehn Schritte vorneweg, und ich habe dir bestimmt fünf Mal hinterhergerufen: „Lass auf keinen Fall los!“

      Du hast nur gelacht. Mit diesem Lachen, das wie ein gurrender, sprudelnder Wasserfall

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