Geheime Kraft der Farben. Dougall Fraser
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O je. Für einen Hellseher ist das eine regelrechte Fangfrage. Ich war hergekommen, um meine Augen untersuchen zu lassen und mir ein neues Rezept für Kontaktlinsen zu holen. Aber wenn man sich seinen Lebensunterhalt als intuitiver Lebenscoach verdient, lässt sich die einfache Frage „Sehen Sie in letzter Zeit irgendwas Ungewöhnliches?“ nicht so beantworten, wie es die Ärztin gewohnt ist. Im Gegenteil: Die Antwort wird sie vermutlich glauben lassen, ich sei verrückt.
Wo soll ich anfangen? Letzte Woche sah ich ein orangefarbenes Licht, in das ein intuitiver Kollege von mir gehüllt war, sowie eine dunkelgrüne Aura an den Armen eines Erfolgsautors und einen Lichtkreis aus blauer Energie, der um den Kopf eines Rechtsanwalts schwebte. Als ich heute in ihrem Wartezimmer saß, waren die Arme der Arzthelferin ganz in ein undurchsichtiges dunkelblaues Licht getaucht, was mir verrät, dass sie glaubt, ihr Mann würde sie betrügen. Und vor den Schultern der Augenärztin glitzert ein Funke goldener Energie. Das verrät mir, dass sie daran denkt, hier zu kündigen und ihre eigene Privatpraxis aufzumachen.
„Nein, nichts Ungewöhnliches!“
Sie gab mir ein neues Rezept und ich ging wieder.
Jedes Jahr, wenn mir diese Frage gestellt wird, rätselt ein Teil meines Gehirns: Was ist, wenn die letzten 20 Jahre, in denen ich Auren und Energien gesehen habe, in Wirklichkeit nur auf einer Sehstörung beruhen? Können Sie sich vorstellen, eine ganze Berufskarriere und ein gesamtes Werk auf der Fehldiagnose einer Augenkrankheit aufzubauen?
Meine Eltern haben mir immer erzählt, dass ich als Kleinkind Farben über meinem Bettchen gesehen hätte. Daran kann ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, dass ich als Fünfjähriger einen Freund hatte, der eine rosa Lichtkugel war und den ich Doshun taufte. Meine Eltern fanden sich zwar mit meiner „wilden Fantasie“ ab, doch ich bin sicher, mein Vater nahm meine Mutter zur Seite und fragte sie, ob einer ihrer Hippiefreunde mich womöglich aus Versehen mit einem Brownie für Erwachsene gefüttert hätte.
Ich kann seit früher Kindheit farbige Energie um Menschen herum erkennen. Doch anfangs kannte ich die jeweilige Bedeutung dieser Energie, die die Leute einhüllte, nicht. Zuerst war es für mich nur ein lustiges Hobby, Aurafarben sehen zu können. Bei meinen ersten Readings erzählte ich zwar meinen Klienten, welche Farbe ich um ihren Körper herum sehen konnte, doch ich konnte ihnen keine echten Erkenntnisse bezüglich der Farbe nennen. Es war, als könnte ich zwar die Wörter eines unbekannten Alphabets lesen, aber die Sprache selbst nicht verstehen. Doch als ich diese neue Sprache näher erforschte, sprach sie auf erstaunliche Weise zu mir. Es dauerte achtzehn Jahre der Arbeit mit Klienten, bis ich die Botschaften, die ich aus der geistigen Welt empfing, im Detail verstehen lernte, und jeden Tag lerne ich mehr darüber, wie ich mit der Macht der Farben arbeiten kann.
Während sich meine Arbeit mit Farbenergie über die Jahre weiterentwickelte, habe ich auch gelernt, dass es eine wissenschaftliche Erklärung für die Erfahrungen geben könnte, die ich seit meiner Kindheit mache. Mir wurde gesagt, dass ich Anzeichen von Synästhesie habe; das ist, wenn ein Sinn (wie zum Beispiel das Sehen) zur automatischen, unwillkürlichen Stimulierung eines zweiten Sinnes (wie beispielsweise des Hör- oder Geschmackssinns) führt. Im Großen und Ganzen bedeutet Synästhesie, dass zwei Sinne sich auf ungewöhnliche Weise überlappen. Synästhetiker beschreiben zum Beispiel, dass sie Musik sehen, ein Foto hören oder sogar bestimmte Wörter schmecken können. In meinem Fall sehe ich eine Farbe um Sie herum, wenn ich den Klang Ihrer Stimme höre. Und das wäre auch schon das Ende meiner Erfahrung mit dem Hören von Farben gewesen, wären da nicht meine Arbeit und die unzähligen Readings, die ich für meine Klienten veranstaltet habe. Als intuitiver Mensch kann ich noch einen dritten Sinn - nämlich das Gefühl oder die Energie einer jeden Farbe - nutzen. Synästhesie erklärt womöglich auch, warum die Farben, die ich sehe, andere Bedeutungen haben als die traditionellen Chakrafarben des Sanskrit oder die anderer Farbtherapiemethoden. Jede Farbe hat für mich dauerhafte Eigenschaften. Damit will ich nicht sagen, dass meine Definition die beste oder einzige Methode der Farbdeutung sei. Ich möchte Sie dazu ermutigen, sich mit den verschiedenen Methoden des Farbverständnisses zu befassen, doch das ist meine Deutung der Farbenergie, in die ich die Leute eingehüllt sehe.
Lassen Sie mich kurz erklären, wie ich Farbe nutze, wenn ich eine persönliche Sitzung mit einem Klienten abhalte: Sobald ich den Klang der Stimme eines Menschen höre, sehe ich ein Leuchten (entweder konkret um seine Gestalt herum oder vor meinem geistigen Auge, wenn ich mit ihm telefoniere). Meiner Überzeugung nach sehe ich die Farbe der gegenwärtigen Energie - oder noch tiefer: die Farbe der Seele - der Person, wenn ich ihre Stimme höre. Zuerst erkläre ich die Eigenschaften der Farbe, und dann wende ich meine Intuition an, um zu spüren, wie sich die Farbe auf den Lebensweg meines Klienten bezieht.
In diesem Buch möchte ich die Informationen über Farben, die ich über die Jahre gesammelt habe, an Sie weitergeben und hoffe, Sie können das Buch als Ratgeber zur Verbesserung Ihrer Lebenssituation nutzen. Zur Anwendung meiner Methode brauchen Sie keine Erfahrung mit Intuition. Alle Entwicklungsstufen sind willkommen! Es ist von Vorteil, wenn Sie an Energie und das Konzept der Aura glauben. Oder wenn Sie einfach nur an Menschen interessiert sind, deren Gehirn Energie und Informationen anders verarbeitet. Unabhängig von Ihrer Überzeugung finden sich auf den folgenden Seiten viele historische, wissenschaftliche und kulturelle Bezüge, die Sie über die Macht der Farben informieren.
Übersinnliche Phänomene haben mich von Anfang an so fasziniert, wie Baseball oder Ballett manche Kinder begeistert. Für mich gab es nichts Interessanteres auf der Welt als alles, was mit Spiritualität oder Okkult zu tun hat. Nach jahrelanger Therapie und einer Erforschung meiner Lebensreise ergibt diese Faszination heute absolut Sinn. Im Alter von sieben bis ungefähr neunzehn Jahren durchlebte ich eine ziemlich schmerzhafte Zeit. Meine ältere Schwester erkrankte mit sechzehn Jahren an Leukämie. Das hat unsere ganze Familie erschüttert. Die Ehe meiner Eltern war unglücklich, und sie reichten die Scheidung ein. Ich kämpfte mit dem inneren Bewusstsein, schwul zu sein, während ich in einer äußerst konservativen Kleinstadt aufwuchs. Ein noch tieferes Geheimnis war, dass ich von einem Freund der Familie sexuell missbraucht worden war. Ich musste unbedingt wissen, ob es einen Sinn, eine Bedeutung für alles Gute und Schlechte gibt, das uns im Leben widerfährt.
Klingt ziemlich kompliziert, nicht wahr? Nach meiner festen Überzeugung war mein seelischer Schmerz so einschneidend, dass ich mich damals auf etwas konzentrieren musste, was mich tröstete. Die Vorstellung, dass Prozesse wie Meditation, Tarot, Singen oder Channeln mich aus meinem Schmerz herausholen würden, war sehr verlockend. Ich hatte eine spirituelle Form der Abspaltung gefunden. Heute in der Schule gemobbt? Das meditieren wir einfach weg. Mom und Dad streiten sich schon wieder? Wir wollen versuchen, eine Botschaft unserer Schutzengel zu empfangen. Je mehr spirituelle Bücher ich las, umso besessener wurde ich. Inmitten so vieler Unsicherheiten gab mir die Vorstellung, die Zukunft für mich und andere vorhersagen zu können, ein starkes Gefühl des Friedens. Ich machte es mir zur Mission, mich oder andere vor Schmerz zu bewahren, und die Farben wurden schon bald zum Teil meines Heilungsprozesses.
Als ich zu einem Teenager heranwuchs, entwickelte ich mich zu einem recht guten Deuter von Tarotkarten. Ich setzte alles daran, meine intuitiven Fähigkeiten zu schärfen. Wann immer ich konnte, nahm ich an Kursen, Workshops und meditativen Gruppenseminaren teil. Mit sechzehn entsprach ich nicht unbedingt dem typischen Teilnehmer an Erfahrungen dieser Art. Trotzdem fühlte ich mich bei meiner neuen Gemeinschaft, die größtenteils aus vierzig- bis fünfzigjährigen spirituellen Frauen bestand, wohl und geborgen.
Gleichzeitig sah ich weiterhin Auren um die Gestalt meiner Klienten und notierte mir ihre Eigenschaften. Die Farben, die ich sah, manifestierten sich in ganz speziellen Charaktereigenschaften meiner Klienten. Ich studierte die etablierten Methoden der Farbenergie, darunter auch Chakren, die ich liebe und schätze. Doch was mich faszinierte,