Kopflos in Dresden. Victoria Krebs

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Kopflos in Dresden - Victoria Krebs

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genau wie er. Auch sie war so glücklich wie er darüber, dass sie nur einen Halbtagsjob hatte und somit den Rest des Tages zu Hause verbringen konnte.

      Was für ein Glück ich doch mit dieser Frau habe, sinnierte er nicht zum ersten Mal. Es war einfach unglaublich, in wie vielen Dingen sie harmonierten. Genau wie er ging sie nicht gerne aus. Sie kochte hervorragend – warum sollte man da viel Geld für einen Restaurantbesuch ausgeben? Das war doch rausgeschmissenes Geld. Einmal im Jahr, an ihrem Geburtstag, führte er sie dennoch aus. Dann gingen sie in ein Konzert mit klassischer Musik und aßen anschließend in einem guten Restaurant zu Abend.

      Ganz selten tranken sie auch mal ein Glas Wein in der Stadt oder nahmen nach einem Einkaufsbummel einen kleinen Imbiss zu sich. Selbst an seinem eigenen Geburtstag bevorzugte er es, wenn sie zu Hause blieben und Sabine ihm sein Lieblingsessen kochte: Rinderroulade mit Rotkraut und Salzkartoffeln.

      Die Anzahl ihrer gemeinsamen Freunde hielt sich in Grenzen, sodass sie auch nicht allzu oft Besuch bekamen. Und wenn doch, dann gab sie sich allergrößte Mühe, ihren Gästen etwas Tolles anzubieten.

      Zufrieden registrierte er die anerkennenden Blicke, die sie seiner Frau zuwarfen. Dann war er voller Stolz auf seine Sabine, die zudem gut aussah. Er war ein richtiger Glückspilz!

      Vorsichtig fuhr er an die Bürgersteigkante, um sich ja die Felgen nicht an dem scharfen Bordstein zu verschrammen, stieg aus und ging den schmalen Fußweg aus rötlichen Waschbetonplatten entlang. Er steckte den Haustürschlüssel ins Schloss und wollte ihn gerade herumdrehen, als sein Blick auf das kleine Beet mit den Blaukissen und den zart rosafarbenen Zwergröschen links neben dem Treppenabsatz fiel.

      Ein silbrig glänzender Metallgegenstand lag mitten in der Polsterstaude, deren unzählige kleine, intensiv blau leuchtende Blütenblätter einen reizvollen Kontrast zu der Farbe der Rosen bildeten. Patrick Seidel stutzte kurz, bückte sich und griff danach. Verblüfft erkannte er, dass es sich um einen Lippenstift handelte. Wieso lag der hier zwischen den Blumen? Sabine sollte besser auf ihre Sachen achtgeben, dachte er etwas ungehalten und schloss die Tür auf.

      »Sabine?«, rief er durch den Flur. »Ich bin wieder da!«

      Seine Frau antwortete nicht, aber er hörte ihre Schritte im Obergeschoss und eine Tür ins Schloss fallen.

      »Soll ich schon mal den Tisch decken?«, fragte er laut.

      Aber sie hatte ihn augenscheinlich noch immer nicht gehört. Wahrscheinlich räumte sie oben die Wäsche in den Schrank und hörte dabei Musik über ihren MP3-Player.

      Also holte er Teller, Gläser und Besteck hervor und deckte den Tisch in der Essecke des kleinen Wohnzimmers. Er stellte gerade das Brotkörbchen und die Platte mit dem Aufschnitt hin, als sie hereinkam. Sie sah heute besonders hübsch aus, fand er. Sie hatte sogar ein wenig Make-up aufgelegt, sehr dezent, nicht so übertrieben, wie es in letzter Zeit Mode war, sodass man die Gesichter der Frauen fast gar nicht mehr erkennen konnte.

      Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und fragte ihn, wie sein Tag gewesen war. Bereitwillig gab er Auskunft, während sie aßen. Er erzählte ihr von dem neuen Projekt, bei dem es um die Entwicklung einer Software ging, an der er und sein Kollege schon seit drei Wochen tüftelten. Im Laufe ihrer Arbeit waren immer neue Fehler aufgetaucht. Mängel einzelner Elemente hatten dazu geführt, dass das Programm nicht rund lief oder zu Abstürzen führte. Geduldig hörte Sabine zu und stellte ab und zu eine wohlüberlegte Frage zu technischen Einzelheiten, die ihm signalisierte, dass sie aufmerksam zuhörte und seine vereinfachten Erklärungen durchaus verstand.

      Aber schließlich war es doch an der Zeit, vom Tisch aufzustehen. Sabine räumte ab und er ging in den Garten, um die Blumen zu gießen und den Rasen zu sprengen. Auf der Terrasse wickelte er den Wasserschlauch von der Trommel und wollte gerade das Ventil aufdrehen, als er eine Stimme vom angrenzenden Grundstück hörte:

      »Hallo Frank. Das war ja heute eine Bullenhitze. Ich bin gerade mit dem Wässern fertig geworden.«

      Irritiert erblickte er die rundliche Gestalt von Helga Metzler, der Nachbarin. Er hatte sie gar nicht bemerkt. Mit zerzausten Haaren und schweißüberströmtem Gesicht stand sie am Gartenzaun, lächelte ihn fröhlich an und entblößte dabei ihr bemerkenswertes Pferdegebiss.

      »Hallo«, erwiderte er. »Stimmt, ist ’ne Mörderhitze heute.«

      Er hatte keine Lust auf Nachbarschaftstratsch und sagte deshalb schnell: »Ich will mal weitermachen, bevor es zu spät wird.«

      »Wie geht es denn Sabine? Hab sie schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.« Sie stemmte die kräftigen, braungebrannten Arme in die Hüften. »Den ganzen Tag im Haus – bei dem schönen Wetter. Versteh ich nicht!«

      Langsam ging ihm diese Frau auf die Nerven.

      »Sie verträgt diese Hitze nicht, das weißt du doch. Dann bekommt sie Kreislaufprobleme. Soll ich ihr Bescheid sagen, dass sie rauskommen soll?«

      »Ach nee, lass mal. Ich geh jetzt auch rein, duschen. Bin völlig durchgeschwitzt.«

      Gute Idee, dachte er. Endlich haute diese blöde Schachtel ab. Jetzt konnte er wenigstens in Ruhe seine Pflanzen wässern. Nachher würden er und Sabine noch ein wenig fernsehen.

      Aber er hatte sich in der Annahme getäuscht, dass seine aufdringliche Nachbarin tatsächlich ins Haus verschwinden würde. Sie war zwar plattfüßig zur Terrassentür gestapft, drehte dort aber ihren Lockenkopf noch einmal zu ihm herum und fragte:

      »Geht es ihr auch wirklich gut?«

      »Ja, natürlich. Wie gesagt, ihr macht nur diese drückende Hitze zu schaffen. Da legt sie sich lieber aufs Bett und liest ein Buch oder hört Musik. Ich sage ihr nachher, dass sie mal bei dir klingeln soll. Okay?«

      Damit gab sich Helga Metzler zufrieden. Sie hob die Hand zum Gruß und verschwand endlich im schwarzen Ausschnitt der Tür. Patrick Seidel atmete tief aus. Endlich Ruhe, dachte er erleichtert.

      Entschlossen drehte er den Wasserhahn neben der Terrasse auf und öffnete das Ventil des Gartenschlauches, sprengte zunächst die Pflanzen und Blumen und ganz zum Schluss den Rasen. Er fing am hinteren Ende des Gartens an und bewegte sich langsam mit kleinen Schritten rückwärts. Sobald nämlich das Gras einmal nass war, sollte man es nicht mehr betreten. Eisern hielt er sich an diese Regel und das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Intensiv leuchtete das Grün des Rasens, der diese Bezeichnung verdiente und eben nicht bloß eine Wiese war. Kein Löwenzahn oder gar Klee durchbrach diesen samtigen Teppich, der die Rabatten in sanften Rundungen umgab. Mochte dieses Grundstück auch noch so klein sein, er und Sabine hatten es in ein kleines Paradies verwandelt.

      Kapitel 9

      Maria kaute auf einem Bleistift herum. In knapp einer Stunde würde der Psychologe ins Präsidium kommen. Dr. Martin trug mit Vorliebe rote Pullover oder T-Shirts, eine Eigenart, deren Ursprung in seiner Kindheit lag, so hatte er ihr einmal erklärt, weil sie es sich mehrmals nicht hatte verkneifen können, ihn mit den Worten »Ah, der Gentleman in Rot« zu begrüßen. In seiner Jugend wären Feuerwehrautos sein Lieblingsspielzeug gewesen.

      Seltsame Erklärung, hatte sie gedacht. Sie trug doch auch keine pinkfarbenen Sachen, nur weil sie in ihrer Kindheit mit Barbiepuppen gespielt hatte. Mindestens zehn dieser aus ihrer heutigen Sicht fürchterlichen Exemplare, alle Geschenke ihrer Tante aus dem Westen, hatten auf ihrer Kinderzimmerkommode gesessen. Es hatte auch einen Ken gegeben, aber der hatte ohnehin nur eine untergeordnete Rolle gespielt und war in seiner grässlichen Badehose eigentlich zu nichts nutze

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