Kopflos in Dresden. Victoria Krebs
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Читать онлайн книгу Kopflos in Dresden - Victoria Krebs страница 11
Ihre Gedanken wurden durch das Öffnen der Tür und hereinströmenden Kaffeeduft unterbrochen. Ihr Kollege Gerd hielt zwei Becher mit der dampfenden Flüssigkeit in den Händen und verzog das Gesicht. Schon oft hatte Maria festgestellt, dass Männer doch wesentlich schmerzempfindlicher waren, als das Credo des starken Geschlechts es eigentlich verlangte. Er schloss die Tür mit dem Fuß, stellte die Pappbecher hastig auf ihren Schreibtisch und zog scharf die Luft ein.
»Autsch, heiß, diese verdammten Dinger«, meinte er und schüttelte heftig die Hand, als ob er in offenes Feuer gefasst hätte.
»Soll ich deine Hand verarzten?«, frotzelte Maria.
»Haha, sehr witzig!«, erwiderte er, nicht im Geringsten beleidigt. »Wann kommt unser Psycho-Kollege mit seinem roten Pullöverchen?«
»Um halb neun. Eigentlich ist es noch ein bisschen früh für eine Einschätzung. Aber vielleicht hat das rote Pullöverchen ja eine gute Idee. Man darf ihn nicht unterschätzen, auch wenn er bisweilen recht absonderlich wirkt.«
»Ja, das stimmt. Auf seinem Gebiet ist er wirklich ein Ass.«
»Wir haben immer noch keine Vermisstenanzeige. Aber die labortechnischen Untersuchungen müssten eigentlich heute Morgen reinkommen. Ach übrigens, Nihat hat die Datenbanken durchwühlt, bisher ohne Ergebnis. Kein ähnlicher Fall, in dem einem der Opfer der Kopf abgeschnitten, hübsch in einer Vase drapiert und der Körper anschließend in einen Baum gesetzt wurde. Es gab zwar einige Leichenverstümmlungen, darunter auch das Entfernen des Kopfes und weiterer Gliedmaßen, aber dieses spezielle Merkmal, das Arrangieren von Kopf und Körper, tauchte in keinem der anderen Fälle auf.«
»Es kann natürlich sein«, meinte Gerd nachdenklich, »dass der Täter sein Arrangement, wie du es so schön ausdrückst, erweitert, also eine neue Komponente hinzugefügt hat.«
»Ja, gut möglich, glaub ich aber eher weniger. Fragen wir unseren roten Pullover. Wenn sich jemand in die verquere Denkweise eines kranken Hirns hineinversetzen kann, dann er. Ich sage Nihat Bescheid, dass er die entsprechenden Fälle aus der Datenbank ausdrucken soll. Ich möchte, dass Dr. Martin sie sich ansieht. Vielleicht kann er doch Parallelen entdecken.«
»Irgendwas Neues von der Rechtsmedizin?«, wollte Gerd noch wissen.
»Nein, bisher noch nicht. Ist ja erst halb acht.«
Gerd trank schlürfend den brühendheißen Kaffee und sah dabei Maria über den Rand des Bechers an.
Das Telefon klingelte. Hastig nahm sie den Hörer ab und meldete sich mit ihrem Namen. Ihr Kollege sah sie gespannt an. Aus dem, was Maria sagte, konnte er schließen, dass die Rechtsmedizin am anderen Ende der Leitung war.
Kaum hatte sie sich mit den Worten »Danke, schicken Sie mir bitte den Bericht zu!« verabschiedet, nickte sie mit dem Kopf und sagte:
»Bingo, Gerd, wir sind ein Stück weiter. Dr. Petermann hat mir mitgeteilt, dass das Blut an der Vase und auf dem Boden vor dem Sockel mit dem der Toten übereinstimmt. Das war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Auf der Leiter wurden ebenfalls winzige Blutspritzer nachgewiesen. Wie wir bereits vermutet haben, hat der Täter die Leiter aus dem Großen Garten benutzt, um den Kopf in der Vase zu drapieren. Er wusste also, wo sie aufbewahrt wird. Ansonsten sind auf der Leiter natürlich Hunderte andere Spuren, da sie ja ständig in Benutzung ist. Wir werden also alle Angestellten, die dort arbeiten oder gearbeitet haben, vernehmen müssen.«
»Ja, das ist zumindest ein Ansatzpunkt. Wenngleich …«
»Ich weiß, was du sagen willst. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich beim Mörder um einen der Gärtner oder Bediensteten handelt. Die schließe ich aus, weil es einfach zu riskant wäre, die Leiche hier in ihrem Park zu präsentieren. Der Verdacht würde doch sofort auf einen von ihnen fallen.« Sie machte eine zerstreute Geste. »Aber weiter zum Baum, auf dem die Tote saß. Der Bericht der KTU ist vorhin gekommen. In ihm heißt es, dass zur Befestigung der Hände an den Ästen handelsüblicher Draht verwendet wurde. Außerdem ist nun auch klar, wie sie dort hinaufgekommen ist. Die SPUSI hat Einkerbungen an dem Ast darüber gefunden, die darauf schließen lassen, dass eine Seilwinde daran befestigt wurde, um den Körper hochzuhieven.«
Gerd nickte zustimmend und wartete auf weitere Erläuterungen.
»Außerdem gab es Abriebspuren am Baumstamm. Sie könnten von einer Leiter herrühren. Ob es sich um dieselbe handelt, mit der der Mörder an der Vase hochgeklettert ist, konnte nicht festgestellt werden. Aber warum sollte er eine andere Leiter benutzt haben, das macht ja keinen Sinn.« Nachdenklich knabberte Maria wieder auf ihrem Bleistift herum, eine nervtötende Angewohnheit, über die Gerd sich schon oft mokiert hatte.
»Sonst irgendwelche Spuren auf dem Boden?«
»Nein, gar nichts. Der Täter hat den Sandboden unterhalb des Baumes geharkt oder mit einem Besen gefegt. Das gleiche gilt für den Weg. Keinerlei Fuß- oder Reifenspuren.«
»Er muss die Leiche doch irgendwie transportiert haben. Er wird sie nicht auf seiner Schulter getragen und die ganzen Gerätschaften in einer Tüte mitgeschleppt haben.«
»Nein, natürlich nicht, das ist klar. Was kommt da infrage? Was meinst du?«
Ihr Kollege biss nachdenklich auf seine Unterlippe.
»Mit dem Auto kann er nicht gekommen sein, wegen dieser Pfosten, die am Eingang stehen. Nur Angestellte der Parkverwaltung können mit einem Spezialschlüssel herein. Ich denke da eher an ein Fahrrad. Ein Fahrrad mit Anhänger. Da passt alles rein und es ist vor allen Dingen leise und unauffällig.«
»Ja, das könnte sein.« Maria kratzte sich mit der Bleistiftspitze die Kopfhaut, was Gerd mit einem irritierten Blick quittierte.
»Ich glaube, ich vertrage dieses blöde Shampoo nicht«, entschuldigte sie sich.
»Also mit einem Fahrrad …«
Ihre Überlegungen wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Hastig sah sie auf ihre Armbanduhr.
»Das rote Pullöverchen!«, raunte sie und grinste verschwörerisch.
Tatsächlich. Es war Dr. Martin in seinem unvermeidlichen roten Pullover. Dazu trug er eine ausgebeulte gelbe Baumwollhose. Ein merkwürdiger altmodischer Lederblouson krönte dieses Gesamtbild der Geschmacklosigkeit. Das dichte weiße Haar stand wie bei einem Hahn hoch zu Berge und verlängerte sein ohnehin schmales Gesicht. Der große Kopf passte nicht zu dem rundlichen, halslosen Körper. Genau genommen passte nichts zueinander. Die Arme waren für seinen gedrungenen Oberkörper zu lang und die Beine zu kurz. Die dicken Brillengläser ließen seine Augen zu kleinen, braunen Murmeln zusammenschrumpfen. Etwas Kindliches und – Maria schämte sich für diesen Gedanken – fast Retardiertes ging von dem Psychologen aus. Aber das täuschte. Sein Verstand war äußerst scharf, geprägt von analytischem und logischem Denkvermögen.
Maria rief Nihat an und bat ihn, die ausgedruckten Informationen aus der Datenbank in ihr Büro zu bringen. Wenige Minuten später war er da. Mit dem Schnellhefter in der Hand schoss er einen feindseligen Blick auf Gerd Wechter ab.
Dr. Martin hatte