Kopflos in Dresden. Victoria Krebs

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Kopflos in Dresden - Victoria Krebs

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      »Vor morgen komm ich leider nicht dazu«, sagte er und erhob sich. »Wenn mir etwas auffällt, melde ich mich natürlich sofort bei Ihnen.«

      Dann schloss er die Tür hinter sich.

      »Schöne Scheiße«, stöhnte Maria und schaute aus dem Fenster.

      »Schön nicht, Scheiße ja«, gab Gerd lapidar zurück.

      Sie sah ihn an. »Stimmt. Ach, bevor ich es vergesse: Die Obduktion ist für morgen angesetzt. Um zehn.«

      »Hoffentlich verzichtet Dr. Petermann auf seine groben Scherze. Die gehen mir am frühen Morgen auf die Nerven. Er ist der fröhlichste Leichenaufschneider, den ich jemals kennengelernt habe.«

      Aber Dr. Petermann dachte gar nicht daran, seine gute Laune zu verbergen.

      Pünktlich um zehn Uhr am nächsten Morgen standen Maria Wagenried und ihr Kollege in dem bereits gut gefüllten Obduktionssaal der Rechtsmedizinischen Instituts des Universitätsklinikums »Carl Gustav Carus« in der Fetscherstraße. Obwohl ihre Anwesenheit nicht zwingend erforderlich war, ließ sie es sich nie nehmen, bei einer Obduktion zugegen zu sein. Natürlich wurde ihr der Obduktionsbericht immer zugesandt, dennoch fand sie es wichtig, die Feststellungen des Rechtsmediziners aus erster Hand zu hören.

      Dr. Petermann ragte aufgrund seiner imposanten Erscheinung deutlich heraus, er maß locker über eins neunzig. Aus dem wie aus Granit gemeißelten Gesicht stachen eine große, gebogene Nase und ein kräftiges, kantiges Kinn hervor. Mit seinem kahl rasierten, gebräunten Schädel, der im kalten Licht der Neonröhren glänzte, und dem tiefen Grübchen in seinem energischen Kinn versprühte er den virilen Charme eines testosterongesteuerten Riesen.

      Wie immer war er mit einem überlangen, grünen Kittel bekleidet, über den er eine Schürze aus dickem Kunststoff gebunden hatte. Gegen diese exzentrische – zu allem Überfluss trug er auch noch einen kleinen silbernen Ohrring – und sehr präsente Erscheinung verblassten alle anderen Personen, die sich hier versammelt hatten.

      Sein Medizinerkollege, der als Nebenobduzent fungierte, und Staatsanwalt Dr. Schmücke, ein verhutzeltes Männchen mit verkniffenem Gesichtsausdruck, unterhielten sich leise im Hintergrund. Des Weiteren waren ein Facharzt im Praktikum, eine Assistentin und zwei verschüchtert aussehende Medizinstudenten zugegen. Ein solch spektakulärer Mord ereignete sich nicht oft, und die Obduktion war für sie alle eine geeignete Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu erweitern.

      Die Leiche, inklusive des abgetrennten Kopfes, lag auf dem Seziertisch aus Edelstahl. Erbarmungslos offenbarte die Neonbeleuchtung das grauenvolle Ausmaß der Verstümmelung des Körpers.

      Dr. Petermann räusperte sich lautstark und gab somit das Zeichen für den Beginn der Autopsie.

      »So …«, dröhnte sein tiefer, nasaler Bass. »… dann wollen wir die kopflose Dame mal näher untersuchen.«

      Maria spürte den Seitenblick ihres Kollegen, der die Augen genervt verdreht hatte. Aber sie reagierte nicht, sondern blickte mit versteinerter Miene auf den malträtierten Leichnam.

      Die Sektion begann mit der akribischen Untersuchung der Körperoberfläche der Leiche. Jeden Quadratzentimeter untersuchten die Mediziner mit einer Lupe, um selbst nach kleinsten Spuren von Hautveränderungen, Einstichstellen oder Faserspuren zu fahnden. Geduldig warteten die beiden Kommissare.

      »Ha, was haben wir denn hier?« Dr. Petermann beugte sich noch ein Stückchen tiefer. »Das sieht mir aus wie winzige Metallpartikel.« Er hob den Kopf und verlangte nach einem Klebestreifen, indem er ungeduldig die Hand ausstreckte und dabei die Finger öffnete und wieder schloss. Mit seinen riesigen Händen legte er den Streifen auf die Haut und drückte ihn kurz fest, löste ihn dann mitsamt den daran klebenden Metallspuren vorsichtig wieder ab und gab ihn der Assistentin zurück.

      Danach arbeitete er sich langsam vorwärts in Richtung Bauch und weiter bis zum Schamhügel, auf dem das Kaninchenfell aufgeklebt war, über das Petermann die Kommissarin bereits am Telefon informiert hatte. Tiefschwarz hob es sich von der blassen Haut der Ermordeten ab. Behutsam löste der Mediziner die Tierhaut mit einer Pinzette, bevor er sie mit ausgestrecktem Arm hoch in der Luft drehte und wendete.

      »Das nenn ich mal ein hübsches Fellchen, was? Haben Sie sowas schon mal gesehen? Ich meine, anstatt der Schambehaarung?«, fragte er die Anwesenden. »Wollte wohl ein kleines Häschen aus ihr machen, was?«

      Maria registrierte, dass die Medizinstudenten sich betroffen ansahen, als Dr. Petermann den Fellfetzen an seine große, vorspringende Nase hielt und schnüffelnd daran roch. Gerd und sie sahen sich ebenfalls an.

      »Kleber, Uhu vermutlich«, konstatierte Petermann und legte das seltsame Objekt in eine kleine Schale. Nachdem noch die Füße und Fußnägel einer eingehenden Prüfung unterzogen worden waren, war die oberflächliche Untersuchung der Leiche beendet.

      Dr. Petermann und sein Kollege legten die Lupen zur Seite, dann griff er nach dem Kopf der Toten und legte ihn mit elegantem Schwung auf den danebenstehenden Seziertisch. »Wir verändern Ihre Position ein wenig, aber machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe, Sie bekommen gleich Ihren Körper wieder«, sagte er gutgelaunt und schaute freundlich in das entstellte Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen.

      Maria kam mal wieder zu dem Schluss, dass Petermann ein Gemüt wie ein Panzer haben musste.

      Anschließend wandte er seine Aufmerksamkeit der Stelle zu, an der ihr der Hals durchschnitten worden war, und meinte nach einer kurzen Untersuchung:

      »Hier, sehen Sie!« Er schaute Maria und Gerd abwechselnd an. »Der Hals wurde mit einer Säge zwischen dem fünften und sechsten Wirbel durchtrennt. Zuvor wurde sie ins Land der Träume befördert.«

      Er drehte den Schädel herum, auf dessen Hinterkopf deutlich eine Wunde zu erkennen war.

      »Mit einem stumpfen Gegenstand ausgeführt«, erläuterte er. »Sie war noch am Leben, als der Täter sie enthauptet hat. Bewusstlos zwar, aber sie lebte.«

      Er legte den Kopf auf einen zweiten Sektionstisch hinter sich, an dem nun der Nebenobduzent die Öffnung der Schädeldecke vornahm.

      »Hier kann man deutlich die Spuren erkennen, die das Werkzeug an dem Schildknorpel des Kehlkopfes hinterlassen hat.« Petermann wies mit dem Zeigefinger auf die Einkerbungen am Hals des Torsos. Dann arbeitete er schweigend weiter.

      Er fand keine weiteren Auffälligkeiten. Die Frau hatte ein hervorragendes Gebiss mit nur einem einzigen plombierten Backenzahn im rechten Unterkiefer und war organisch völlig gesund gewesen. Eine Schwangerschaft sowie Hinweise auf einen ungeschützten, kürzlich vollzogenen Geschlechtsverkehr wurden ausgeschlossen.

      Zum Schluss wurden die Fingernägel der Toten abgeschnitten, damit sie später im KTI, dem Kriminaltechnischen Institut, auf Hautschuppen, Blut oder Fasern untersucht werden konnten. Der noch durchzuführende ToxScreen würde, falls vorhanden, Rückstände von Alkohol, Drogen oder Medikamenten nachweisen. Auch die Metallspäne und das Kaninchenfell würden zusammen mit den übrigen Beweismitteln ins KTI geschickt werden.

      Während der gesamten Dauer der Obduktion zeichnete ein Aufnahmegerät alle Untersuchungsergebnisse auf. Später würden diese von der Sekretärin abgetippt und eine Kopie an das Kommissariat in die Schießgasse geschickt werden. Nach zweieinhalb Stunden war die Sektion beendet.

      Dr. Petermann veranlasste die Schließung des Körpers und ging um den Seziertisch geradewegs auf Maria zu.

      »Darf

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