Was geschah mit Lotte L. Joachim Bräunig

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Was geschah mit Lotte L - Joachim Bräunig

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Familie Ludwig hat den Erbauer der Anlage, die Firma Dieter Richter, mit der Wartung beauftragt, war jedoch in letzter Zeit mit deren Arbeit nicht zufrieden, weshalb Peter Ludwig diesen Vertrag beenden wollte. Peter Ludwig hatte diese beabsichtigte Vertragsauflösung Dieter Richter bereits mitgeteilt, weshalb es zu großen Streitigkeiten zwischen den Partnern gekommen war, da die Firma Richter diesen Auftrag unbedingt benötigte, da die Auslastung der Firma zur Zeit nicht gut war, was auf mehrere unzufriedene Kunden zurückzuführen war. Peter Ludwig hatte aus diesem Grund auch Dieter Richter nicht zu den Hochzeitsfeierlichkeiten eingeladen. Die Familie Peter Ludwig war in Wesenberg sehr angesehen, was auch an vielen Stadtprojekten, an denen sich die Familie mit Sponsorengeldern beteiligte, zu spüren war. Peter und auch seine Frau Ria waren stets guter Laune und immer für ein freundliches Gespräch bereit und zugleich beteiligten sie sich gern an Sportveranstaltungen oder Radwanderungen, die von der Stadt organisiert wurden. Ria Ludwig war in dem Fischunternehmen ihres Mannes für den ökonomischen Teil verantwortlich, was ihr sehr entgegen kam, da sie Buchhalter gelernt hatte.

      Der Bruder von Peter Ludwig, Lars Ludwig, war ebenfalls in Wesenberg wohnhaft, aber sie hatten sich seit Jahren ernsthaft zerstritten und sprachen kein Wort miteinander und besuchten sich auch nicht. Lars Ludwig war Bauingenieur und hatte eine Firma gegründet, die sich auf Fassadendämmung und Trockenbau spezialisiert hatte. Seine Geschäfte gingen gleichfalls sehr gut und er beschäftigte in der Saison ca. dreißig Mitarbeiter. Seine Firma war weit über die Grenzen von Brandenburg oder Mecklenburg Vorpommern tätig, was einen hohen Organisationsaufwand erforderte. Zu bestimmten Zeiten in der Hochsaison stellte Lars zusätzlich Leiharbeiter ein, damit die Abarbeitung der Fülle der Aufträge möglich war. Er war stets bemüht, Arbeiter aus der näheren Umgebung von Wesenberg einzustellen, was jedoch bei der Abarbeitung von speziellen Aufträgen nicht immer möglich war. Seine Mitarbeiter standen voll hinter ihrem Chef, da er versuchte stets für sie eine machbare Lösung zu finden, wenn es um Fragen des Urlaubes oder anderer persönlicher Probleme ging. Die Entlohnung war gut und lag teilweise über den tariflichen Vereinbarungen des Gewerkes und erfolgte immer pünktlich. Bis zum heutigen Zeitpunkt war noch nicht eine einzige Lohnzahlung verspätet erfolgt. Lars Ludwig war, ebenso wie sein Bruder Peter, ein gut aussehender Mann und hatte viele Verehrerinnen, aber er war seiner Frau stets treu geblieben. Seine Frau Maria war eine schöne Frau und hatte ebenfalls viele Verehrer. Sie hatte sich die Haare in eine leichten Rotton gefärbt und trug diese entweder hochgesteckt oder zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Figur war tadellos und sie wusste sich stets vorzüglich zu kleiden, wobei sie immer nach den neuesten Trend gekleidet ging, was mit hohem finanziellem Aufwand verbunden war. Ihr Mann kannte diese kleine Schwäche seiner Frau, aber er war auf der anderen Seite sehr stolz auf sie und freute sich, wenn die Männer ihr begeistert nachschauten. Im Ort konnte sich niemand erinnern, dass zwischen Lars und Maria jemals ein böses Wort gefallen ist.

      Der Streit der beiden Brüder begann nach dem plötzlichen Ableben ihrer Eltern durch einen Unfall, während eines Sommerurlaubes. Ihr Vater war bereits längere Zeit gesundheitlich angeschlagen, wegen mehrerer Operationen im Becken- und Kniebereich, weshalb er keine großen Ausflüge mehr unternehmen konnte, es war aber sein größter sehnlichster Wunsch gewesen noch einmal nach Italien zu fahren. Während der Zeit seiner körperlichen Behinderungen betreute Peter Ludwig seine Eltern, da zu diesem Zeitpunkt sein Bruder Lars nicht in Wesenberg sesshaft war. Lars war zu dieser Zeit mit seiner Frau in Berlin wohnhaft und war Vorstandsmitglied in einem großen Bauunternehmen. Zu früheren Zeiten, als der Vater noch bei bester Gesundheit war, ist die ganze Familie jedes Jahr mindestens einmal in die Toskana in Urlaub gefahren. Während des letzten Urlaubes der Eltern kam es bei einer gebuchten Busreise zu einem schweren Unfall, bei dem die Eltern tödlich verunglückten. In ihrem Testament hatten die Eltern verfügt, dass auf Peter 60 Prozent des Erbes fallen und 40 Prozent zugunsten von Lars. Der Grund für diese elterliche Verfügung war beiden Brüdern unklar, aber Peter bestand auf seinen Anteil von 60 Prozent, er war der Ansicht, dass ihm dieser Anteil zustand, da er in letzter Zeit sich sehr um die Eltern gekümmert hatte und ihnen viel Arbeit, die der Vater auf Grund seiner Krankheit nicht mehr ausführen konnte, abgenommen hatte.

      Lars hatte für diese testamentarische Verfügung seiner Eltern kein Verständnis und forderte, nach vielen harten Auseinandersetzungen, von seinem Bruder, die Auszahlung seines Erbanteiles. Das Erbe beinhaltete den Besitz des familieneigenen Grundstückes, einschließlich der Villa, und einen hohen Geldbetrag. Peter Ludwig konnte die Forderung seines Bruders mit seiner ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht gewährleisten und sah sich genötigt, das elterliche Grundstück, einschließlich der Villa, zu veräußern. Lars war mit dieser Regelung einverstanden und erwarb daraufhin, mit dem Geld der Erbschaft, in Wesenberg ein eigenes Grundstück, welches er im Verlauf der letzten Jahre baulich erweitert hatte.

      Peter Ludwig kaufte sich vom Geld aus der Erbmasse ein fertigbeziehbares Haus mit großem Vorgarten und Terrasse, welches sich ebenfalls in Wesenberg befand, so dass es unausbleiblich war, dass sich beide Brüder gelegentlich trafen, ohne Worte miteinander zu wechseln. Für die Einwohner von Wesenberg war das ein unangenehmer Zustand, da beide Brüder Arbeitsplätze für Bewohner der Stadt gewährleisteten, beide prinzipiell beliebt waren und sich für verschiedene gemeinnützige Aufgaben bereit erklärten. Der Streit zwischen den Brüdern war jeden Bewohner der Stadt bekannt und es hat gelegentliche Versuche gegeben, beide wieder an einen Tisch zu bringen, die jedoch alle gescheitert waren.

      Zum heutigen Fest war Lars Ludwig mit seiner Frau eingeladen und sie waren auch erschienen und alle waren gespannt, wie diese Begegnung der beiden Brüder ausgehen würde. Die beiden Frauen der Brüder verstanden sich sehr gut und trafen sich in fast regelmäßigen Abständen, wovon die Brüder aber keine Kenntnis hatten. Sie waren seit längerem bemüht, das Verhältnis ihrer Ehemänner zu verbessern, wobei sie jedoch sehr umsichtig vorgehen mussten.

      Die Gäste der Hochzeitsfeier waren bereits bester Stimmung und die Kaffeetafel wurde eingerichtet. Einige der Gäste vertraten sich im Terrassenbereich des Restaurants die Füße und warteten, bis sie zur Kaffeetafel gerufen wurden. Die Eltern des Brautpaares hatten, in Absprache mit den Eigentümern des Restaurants, mit der Gestaltung der Tafel und des späteren Abendessen das „Catering Unternehmen Seidel“ beauftragt. Das „Catering Unternehmen Seidel“ war am Ort und in der näheren Umgebung in seinem Bereich das führende Unternehmen und überall sehr beliebt und gern gebucht. Das Unternehmen verfügte über eine eigene Küche und somit in der Lage auf alle speziellen Wünsche ihrer Kunden einzugehen. Zum Unternehmen gehörten elf Mitarbeiter, einschließlich Küchenpersonal, die bei Erfordernis in Schichten arbeiteten. Frau Marianne Seidel, die Chefin des Unternehmens, war eine allseits geschätzte Persönlichkeit und für ihre Freundlichkeit und gute fachliche Beratung geachtet wurde. Zum Unternehmen gehörten auch vier Fahrzeuge, die den Mitarbeitern zur Verfügung standen und die damit in die Lage versetzt wurden, die Bestellungen an jeden Ort zu bringen. Marianne Seidel war, bedingt durch die Ausübung ihres Berufes, stets adrett und sehr modisch gekleidet und wusste mit ihrer Ausstrahlung gut umzugehen. Sie war nicht verheiratet und hielt sich bezüglich ihrer Männerbekanntschaften immer sehr bedeckt, was hin und wieder zu wilden Spekulationen führte, wovon sich Marianne Seidel nie beeindrucken ließ. Die Bestellung des Caterings hatte Lotte Leiser veranlasst, was viele Einwohner von Wesenberg verwundert hatte, denn die Feindschaft zwischen den beiden Frauen war stadtbekannt. Beide Frauen standen bezüglich ihrer Kleidung und ihrer äußeren Gestaltung prinzipiell im Wettstreit und versuchten sich zu überbieten, wobei die Bewohner feststellten, dass beide Frauen gut aussahen und jede ihre eigene Ausstrahlung hatte. Die Familie Leiser, Lotte Leiser und ihr Mann Heinrich Leiser, hatten sich an den Kosten der Hochzeitsfeier beteiligt und deshalb hatte Lotte Leiser die Verantwortung hinsichtlich des Büfetts übernommen.

      Lotte Leiser war Mitinhaberin eines Cafe’s in Neustrelitz, was direkt in der Fußgängerzone gelegen war und welches stets gut besucht wurde. Im Cafe war Platz für fünfzig Personen und bei schönem Wetter, wie am heutigen Tag, wurden auf dem Fußweg zusätzlich Sitzmöglichkeiten für etwa dreißig Personen geschaffen. Lotte Leiser war mit 51 Prozent an dem Cafe beteiligt, die restlichen 49 Prozent besaß Ute Schmelzer, mit der Lotte bereits viele Jahre bekannt und befreundet war. Beide hatten

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