Was geschah mit Lotte L. Joachim Bräunig
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Der Ehegatte von Lotte Leiser, Herr Heinrich Leiser, war in einer größeren Firma bei Neustrelitz als Chefinformatiker tätig und musste im Rahmen dieser Tätigkeit zahlreiche Überstunden leisten, was in Zusammenhang mit der unregelmäßigen Arbeitszeit von Lotte Leiser dazu führte, das sich das Ehepaar im ungünstigen Fall einige Zeit nicht zu Gesicht bekam. Heinrich Leiser war sehr ehrgeizig und von seinen Mitarbeitern nicht besonders geschätzt, da er oftmals nicht mit ihnen über seine Entscheidungen sprach und ihn die Belange der Belegschaft bei seinen Entscheidungen nicht beeinflussten. Er war von großer kräftiger Gestalt und sein Auftreten wirkte auf seine Mitarbeiter stets sehr überheblich. Er wurde von seinen Mitarbeitern wegen seiner Frau oft belächelt, weil es ihnen unergründbar war, wie sich eine solch schöne Frau wie sie in ihm verlieben konnte. Zudem waren immer wieder, in unregelmäßigen Abständen, Gerüchte über Liebschaften von ihr im Umlauf. Ihr wurden in der Vergangenheit wiederholt Verhältnisse mit verschiedenen Männern nachgesagt, was jedoch Lotte Leiser und ihr Mann immer wieder bestritten. Lotte Leiser galt als sehr lebenslustig und war ihr gegenüber ausgesprochenen Komplimenten aufgeschlossen.
Lotte Leiser und Marianne Seidel hatten sich im Vorfeld der Hochzeitsfeier zusammengesetzt und die einzelnen Gänge des Menüs abgesprochen. Nach Beseitigung unterschiedlicher Ansichten hatten sie sich schließlich auf einen bestimmten Ablauf geeinigt.
Die Feier war in vollem Gange und es wurde viel gelacht und sich an die verschiedensten Erlebnisse erinnert. Im Raum herrschte viel Lärm und ein großes Durcheinander der Stimmen, so dass nicht jeder zu verstehen war. An der linken Seite der Tafel war ein kräftiger Mann dabei, seine Witze zum Besten zu geben, wobei er seine Zuhörer zuerst fragte, ob sie den neuesten Witz bereits kennen, was diese verneinten.
„Laufen zwei Betrunkene auf einem Abstellgleis, sagt der eine: ‚Wenn doch bloß die Treppen nicht so hoch wären.‘ Darauf der andere: ‚Die Treppen gehen ja noch, aber wenn doch bloß das Geländer höher wäre.‘“
Der Erzähler brach in schallendes Gelächter aus, während andere schauten, als ob sie die Pointe nicht verstanden hätten. „Ich kenne noch einen“, fuhr der Witzeerzähler fort. Er schaute in die Runde und fuhr fort: „‚Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!‘ – ‚Hast du ein schönes Geschenk für mich?‘ – ‚Nun ja, erinnerst du dich noch an den pinkfarbenen Mercedes, den wir neulich beim Händler gesehen haben und den du unbedingt haben wolltest?‘ – ‚Das ist nicht dein Ernst?‘ – ‚Ich habe eine Zahnbürste gekauft, genau in der gleichen Farbe!‘“
Der kräftige Mann ließ sich nicht aufhalten und erzählte weiter: „Frau Müller putzt die Wohnung und singt dabei laut vor sich hin, auf einmal steht ihr Mann hinter ihr und knurrt: ‚Du hättest mir gleich sagen können, dass du singst! Ich öle seit einer Stunde die Gartentür!‘“
Die Zuhörer lachten und forderten den Mann zu weiteren Erzählungen von Witzen auf. Der Großteil der Gäste war mit dem Verzehr der aufgestellten Süßigkeiten fertig und einige wollten das schöne Wetter zu einem Verdauungsspaziergang nutzen.
Das Restaurant lag nur drei Minuten Fußweg vom Sportboothafen entfernt und die meisten wollten zum Hafen gehen. Einige Gäste, vor allen die auswärtigen, wollten der Burg einen Besuch abstatten und eventuell eine Ausstellung besuchen. Das Brautpaar wollte später nachkommen, aber sich vorher den älteren Gästen widmen, da einige dieser Herrschaften nicht mehr gut laufen konnten und ihnen ein Spaziergang zu anstrengend schien. Die Gesellschaft verteilte sich, da auch Lotte Leiser darum gebeten hatte, da in spätestens zwei Stunden die Vorbereitungen zum Aufbau des Abendbüfetts beginnen würden. Als glücklicher Umstand erwies sich das herrliche Sommerwetter, so dass die anderen Teilnehmer der Feier die nicht zu einem Spaziergang aufbrachen auf der Terrasse Platz nehmen konnten. Die Mitarbeiter des Cateringservices waren bereits vor Ort und bereiteten die Aufstellung des abendlichen Menüs vor, wobei die Sitzordnung gänzlich geändert wurde, so dass für das reichliche Mahl und deren Speisen genügend Platz war. Lotte Leiser blieb in der Gaststätte und kontrollierte die Tätigkeiten der Mitarbeiter des Cateringunternehmens, was diese nicht besonders glücklich stimmte. Axel Turner und seine Kollegin Margot Lessing waren seit einiger Zeit ein Team in dem Unternehmen und wurden meist mit komplizierten Aufgaben betraut. Ihre Chefin hatte sie auf die Besonderheiten und vor allen das Auftreten ihrer Auftraggeberin hingewiesen und sie gebeten bei eventuellen nicht angepassten Bemerkungen dieser Frau Zurückhaltung zu üben. Sie waren gut eingespielt und konnten sich aufeinander verlassen. Axel Turner war ein kräftiger großgewachsener Mann von gutem Aussehen und Auftreten. Er hatte sich stets in der Gewalt und war anderen Personen gegenüber niemals ausfällig geworden, wobei es im Laufe ihrer Tätigkeit bereits mehrmals zu schwierigen Situationen gekommen war. Er konnte seine Chefin gut leiden, was auch auf Marianne Lessing zutraf, da sie von ihr immer gut behandelt wurden. Sie waren soeben dabei, einige Tische zu einer langen Tafel zusammenzustellen, als sie Ohrenzeuge eines unerwarteten heftigen Wortwechsels zwischen Marianne Lessing und Lotte Leiser wurden.
„Die Absprache lautete anders“, fuhr Lotte Leiser Frau Seidel an.
„Wenn Sie sich nicht erinnern können, tut es mir leid.“
„Ich kenne unsere Absprache.“
„Anscheinend nicht.“
„Ich hatte gesagt, das Fischbüfett soll getrennt von den anderen Lebensmitteln aufgebaut werden.“
„Das werden wir auch so gestalten.“
„Und warum steht dann das Fischbüfett direkt neben dem Käsebüfett?“
„Wir sind noch nicht fertig mit der Aufstellung.“
„Ich erkenne jetzt bereits, dass Sie ihr Geschäft nicht verstehen. Ich frage mich wieso Ihr Unternehmen einen solchen guten Ruf besitzt.“
„Ich lasse mein Unternehmen nicht von Ihnen beschmutzen.“
„Das beschmutzen Sie selbst“, antwortete mit lauter Stimme Lotte Leiser.
„Ich bitte Sie, uns jetzt unsere Arbeit erledigen zu lassen. Es wird alles zu Ihrer Zufriedenheit ablaufen und Ihre Gäste werden zufrieden sein.“
„Das rate ich Ihnen, ansonsten bezahle ich nicht den vereinbarten Preis.“
„Dazu haben Sie kein Recht“, beharrte Frau Lessing.
Der Streit der beiden Frauen hielt noch einige Zeit an, währenddessen Axel Turner und Marianne Seidel mit ihren Arbeiten beschäftigt waren.
„Die Leiser ist eine richtige Giftschlange“, sagte Axel zu Marianne.
„Ich muss dir recht geben, wo die Bemerkungen von der Leiser völlig falsch sind.“
„Die bildet sich einiges auf ihr Aussehen ein, dabei ist unsere Chefin bedeutend schöner wie diese Giftspritze.“
„Du kannst unsere Chefin gut leiden“, sagte die kleinere Marianne Lessing und schaute Axel mit großen fragenden Augen an.
„Du nicht?“, fragte Axel.
„Doch, sie behandelt uns gut.“
Der Großteil der Spaziergänger hatte sich im Biergarten eingefunden und auf den Holzbänken Platz genommen. Auch die Brüder Ludwig waren zum Spaziergang aufgebrochen und Lars und seine Frau hatten bereits an einen der Tische Platz genommen und sich am Ausschank ein Bier geholt, denn in dem Biergarten herrschte Selbstbedienung. Die meisten Plätze