Hoffnung, das Tor zwischen Verstand und Herz - Liebe, der Schlüssel des Verzeihens. Andreas Weis

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Hoffnung, das Tor zwischen Verstand und Herz - Liebe, der Schlüssel des Verzeihens - Andreas Weis

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Mutter war Kälte, keine Trauer. Weinen, da standen wir drüber. So wie über alle Gefühlsäußerungen. Als unser Vater starb, genau das Gleiche, nur noch unpersönlicher. Wir alle haben ihnen nicht verziehen, haben sie innerlich angeklagt und ihnen die Schuld gegeben, warum wir so waren, wie wir waren. Ja, wir haben es uns leicht gemacht. Nie wirklich hingeschaut. Sie verurteilt, anstatt Fragen zu stellen. Ich war der einzige, der irgendwann eine Therapie machte, über lange Zeit. Erst als ich lernte die Biographie meiner Eltern zu verstehen, begann auch mein Verstehen und mein Verständnis für uns Brüder. Doch noch immer waren Begegnungen nicht möglich. Zu einem Bruder hatte ich sporadisch losen Kontakt. Als wir ins Rentenalter kamen, wurde mal angerufen. Kurz mal belanglos geredet. Manchmal über früher. Dann kam nach und nach der Schock für mich. Erst starb mein ältester Bruder. Vorher hatte er in kurzen Abständen seine Frau und seine Tochter verloren. Nur sein Sohn lebt heute noch. Wir konnten uns nicht von ihm verabschieden. Selbst eine Trauerfeier gab es nicht. Der Grund lag in unserer Familie. Alles Dinge, die wir von Generation zu Generation vererben. Dann ein Jahr später starb mein jüngster Bruder. Auch von ihm konnten wir uns nicht verabschieden und zur Trauerfeier wurden wir nicht eingeladen. Er hatte uns als seine Familie abgeschrieben. Hatte uns vor seiner Frau verschwiegen, vielleicht aus Scham. Drei Monate später, starb mein letzter Bruder, er ist ein Jahr nach mir geboren. Ich konnte mich von ihm verabschieden, dafür bin ich meiner Schwägerin dankbar. Sie versuchte Familie zu leben, was ihr so gut es ging gelang. Sie bat mich, die Trauerfeier für meinen Bruder zu halten. Ja, ich hielt sie und im Stillen auch für meine beiden anderen Brüder. Im Sterben und im Tod fanden wir wieder zueinander. Das macht traurig, gibt mir aber auch Hoffnung für meine Familie und für meine Kinder, zu denen ich kaum Kontakt habe. Meine Frau bekräftigt mich immer wieder mit den Worten, sie werden eines Tages kommen. Ich vertraue darauf und wenn es erst geschieht im Sterben oder im Tode. Das Halten der Trauerfeier war für mich etwas Besonderes. Ja, ich bin stolz darauf, dieses für meine Brüder und auch für mich getan zu haben. Hier konnte ich ihnen ganz nah sein und aus meinem Herzen ihnen danken, dass sie meine Brüder waren. Wir hatten, wenn ich mich heute an unsere Kindheit erinnere, trotz allem, eine schöne Kindheit auf unsere Art und Weise. So, wie unsere Eltern sie uns geben konnten.

      Heute erinnere ich mich viel mehr an die schönen, lustigen Begebenheiten. Milde lässt Versöhnung zu und lässt uns alles mit anderen Augen betrachten. Milde macht das Herz weit und den Geist reich und die Seele weich, sodass Liebe und wahre Begegnung geschehen kann, hier und drüben. Die Trauerfeier wurde für mich und für alle Trauernden, die die Worte ver standen und mitfühlten, etwas Besonderes. Es war an diesem Tag strahlender, blauer Himmel, trotz niedriger Temperaturen, und ein wunderschönes, wärmendes Licht der Sonne. Langsam gingen wir in kleiner Formation hinter den Urnenträgern zum Grab. Still war es, ab und zu ein Seufzen. Ich bot meiner Schwägerin meinen Arm zum Halt, welchen sie dankbar annahm. Schweigend ging die kleine Trauergemeinschaft zur letzten Ruhestätte des Verstorbenen. An meinem Arm meine Schwägerin, ihr die Hand tröstend haltend. Ich hatte ihr das nie gesagt, sie ist meine Lieblingsschwägerin, mit ihr hatte ich mich immer gut verstanden. Am Grab sprach ich noch einige kurze Worte und ein Gebet. Dann nahmen wir Abschied von ihm, ein jeder mit letzten Worten aus dem Herzen. Ein Geheimnis, das nun jeder für sich hat, letzte, persönliche, intime Worte, schweigend in Gedanken gesprochen. Nun ließ jeder einen schwarzen Luftballon fliegen, nacheinander. Der Wind trug die Ballons schnell nach oben und brachte sie in eine kreative Formation, so als wenn ein Schwarm Zugvögel, ihre Richtung wissend, in ihre Heimat fliegt. Der Wind trug die Ballons fort und sie wurden immer kleiner, sahen wie schwarze Punkte aus, wie Sternbilder an einem nächtlichen Himmel. Sie flogen, bis sie für uns nicht mehr sichtbar waren. Irgendwo werden sie landen und die Menschen, die sie finden, werden wissen, sie kommen von Menschen, die einen lieben Menschen verloren haben. Und die, die die Ballons finden, werden im stillen Gebet einen Gruß senden. Ein wunderbares Bild wurde uns geschenkt aus der Ewigkeit. Wir wollen unsere Träume auf unseren Wegen leben und sichtbar werden lassen. Ein jeder für sich, so wie er kann. So lasst uns unseren Seelen Flügel wachsen. Lasst die Seelen fliegen mit dem Wind, hoch über den weiten Horizont, lasst uns fröhlich und glücklich sein. Meine Brüder wollten, dass wir frei werden, frei werden fürs Leben. Frei für unsere neuen Abenteuer und unsere neuen Aufgaben, bis wir uns wiedersehen.

       Jeder Tag vergeht, so wie auch du vergänglich bist, er hat alles, was er braucht, um für den Moment zu sein. So hast auch du alles, was du brauchst, um hier zu sein. Wie jeder Tag neu wiederkehrt, jedoch anders, so kehrst auch du wieder, jedes Mal neu, anders. Und wenn der Tag in der Nacht ruht, ruhst auch du, träumend, in einer anderen Welt.

       Erfüllte Tage

      Es sind nicht die erfüllten Tage, die uns reich machen,

      sondern die, an denen wir an dir zweifelten

      und dennoch festhielten an dir.

      Es waren die Tage des Leidens, die uns reich machten,

      auch wenn wir das nicht verstanden haben und an dir zweifelten

      und dennoch festhielten an dir.

      Es waren die Tage, an denen wir uns und dich verfluchten,

      weinten und schrien aus Angst und Zweifel an dir

      und du hieltst uns in deiner Hand,

      weil wir deine Liebe zu uns nicht verstanden.

      Es sind die Tage mit dir, die uns reich machen,

      wenn das, was sein soll, sich erfüllt.

       Die schnelle Zeit

      Wie schnell die Zeit vergeht,

      sehen wir an unseren Kindern,

      wie schnell sie gereift und gewachsen sind.

      Wie schnell das Leben zu Ende geht,

      sehen wir daran, wenn gute Freunde,

      Eltern oder Geschwister gehen.

      Was mir am Lebensende bleiben soll,

      ist die Erinnerung an sie

      und nicht Verdruss des versäumten Lebens.

       Was brauche ich

      Was brauch ich mehr, um bei mir zu sein?

      Einen Freund, Stille und Ruhe und ein Glas Wein.

      Ein Gespräch zu zweien, es kann auch ohne Worte sein.

      Im gemeinsamen Sinnen, die Stunden verrinnen.

      Was brauch ich mehr, um glücklich zu sein?

      Zeit, die ein Freund, wenn er wie der Wein in Stille und Ruhe gereift,

      sie mit mir verbringt, um ganz bei mir zu sein, im Sinnen und im Gespräch, auch ohne Worte. Dann bin ich mit ihm und mit mir in Beziehung.

       Unbedacht

      Unbedacht ein Wort gesprochen,

      unbedacht eine Tat getan,

      unbedacht das Herz getroffen,

      was für ein Leid, was für ein Schmerz,

      Wort und Tat kamen nicht aus dem Herzen,

      kamen

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