Auf dem Weg in ein neues Leben. Thomas Löffler

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Auf dem Weg in ein neues Leben - Thomas Löffler

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in einem seiner Materialkästen. Sogar einen Satz Papier- und Pappscheiben fand er.

      Uwe ging zum Telefon und wählte die Nummer der Katharinengemeinde.

      Am anderen Ende meldete sich eine etwas schläfrig wirkende Frauenstimme. „Pfarramt der Katharinengemeinde.“

      „Guten Tag. Hier ist Uwe Jäger, Ihr Klavierstimmer.“

      Die Dame wirkte plötzlich hellwach. „Sie möchten sicher Herrn Engelmann sprechen.“

      „Ja“, bestätigte der Angesprochene. Er hörte, wie der Hörer zur Seite gelegt wurde.

      Nach einer Weile ließ sich eine freundliche Männerstimme vernehmen. „Sie sprechen mit Fritz Engelmann.“

      „Hier ist Uwe Jäger, Ihr Klavierstimmer“, wiederholte dieser.

      „Ich freue mich, dass Sie anrufen.“

      „Sie baten um einen dringenden Termin?“

      „Ja. Wir brauchen Sie unbedingt, und möglichst noch vor nächster Woche, für zwei Klaviere.“

      „Um welche Instrumente handelt es sich?“

      „Um die beiden im Gemeindesaal und im Musikzimmer.“

      Uwe grinste. Dachte ich es mir doch. Die Kleinen wollen singen, schmeißen aber vorher alte Brötchen in die Mechanik. „So schnell geht das nicht“, sagte er. Meinen Notizen nach zu urteilen benötigt das Instrument eine Grundreinigung. Außerdem liegt Mottenfraß vor. Sie könnten es vorläufig gegen ein anderes austauschen. In einem der anderen Zimmer steht doch noch ein Klavier, wenn ich mich recht erinnere.“

      „Das wird auch gebraucht. Nächste Woche ist eine Singefreizeit. Und dann ist da noch eine andere Sache ...“ Herr Engelmann hielt inne und kam zu seinem eigentlichen Anliegen zurück. „Herr Jäger, könnten Sie morgen kommen?“

      „Wenn es so dringend ist, dann muss es wohl sein. Ich habe zum Glück bis zum Wochenende nur einen Auftrag, den ich deswegen verschieben muss. Ich bin dann, wie immer, im Laufe des Vormittags bei Ihnen.“

      „Wir würden uns sehr freuen.“

      „Sie sprachen von einer anderen Sache?“ Die Andeutung seines Gesprächspartners hatte Uwe neugierig gemacht.

      „Das ... das ist nicht so wichtig“, druckste Herr Engelmann herum. „Wir unterhalten uns darüber, wenn Sie bei uns sind. Wie lange werden Sie brauchen?“

      „Bei dem Klavier mit Reinigen und Stimmen etwa sieben Stunden.“

      „Das wären also zwei Übernachtungen“, überlegte der Anrufer.

      „Wenn ich morgen nach der Ankunft gleich mit der Reinigung beginne, brauche ich nur eine Übernachtung.“ Nachdem Uwe den Hörer aufgelegt hatte, begann er damit, das nötige Material und sein Werkzeug zusammenzupacken. Rechtzeitig fiel ihm noch eine beim letzten Mal gerissene Saite ein. Also mussten neben dem Stimmwerkzeug, Filz- und Pappscheiben auch noch Saitendraht in verschiedenen Stärken, Mikrometerschraube, Saitenschneider, Aufsetzeisen und Rundzange in den Werkzeugkoffer. Dieser gehörte samt Schlafsack und Wechselwäsche zur Standardausrüstung für weite Geschäftsfahrten.

      Plötzlich hielt Uwe beim Packen inne. Er hatte das Treffen mit Rico und Wolfgang vergessen. Die mussten bald auf der Matte stehen. Schnell stopfte er den Schlafsack in seinen Rucksack und stellte diesen neben den Werkzeugkoffer in den kleinen Vorraum. Kurze Zeit später klingelte es an der Tür. Rico und Wolfgang kamen zusammen und stürmten gut gelaunt in Uwes kleine Wohnung.

      Wolfgang sah sich um. „Das sieht ja wüst aus bei dir. Fährst du weg?“

      „Ich habe morgen Kundschaft in Berlin.“

      Rico und Wolfgang tauschten verständnisvolle Blicke.

      Rico fragte: „Ist es wieder die Katharinengemeinde?“

      „Ja“, bestätigte Uwe. „Ich habe jetzt schon die Schnauze voll.“

      Wolfgang nahm die von seinem Gastgeber gereichte Flasche Bier entgegen. Rico hielt sich wie immer an Mineralwasser und Uwe öffnete für sich eine Klubkola.

      Wolfgang nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche, stellte sie auf einem Beistelltisch ab und lehnte sich zurück. „Womit wir beim Thema wären“, eröffnete er die kleine Versammlung. „Zufälligerweise findet die Ost-West-Freizeit in der Katharinengemeinde statt. Du, Uwe, bist demnach sozusagen unsere Vorhut. Ich gehe von einem Termin Anfang Juli aus. Wir haben also noch etwas Zeit.“

      Rico räusperte sich vernehmlich. „Laufen die Vorbereitungen in Gemeinschaftsarbeit oder brät jede Seite ihre Extrawurst?“

      „Ich treffe mich Anfang Mai mit meinem Jugendwartkollegen in Ostberlin. Bis dahin sollten wir uns schon Gedanken gemacht haben.“

      „Nur wir drei?“, fragte Uwe vorsichtig.

      „Natürlich nicht“, wehrte Wolfgang ab. „Ich habe vor, Jürgen und Sven mit ins Boot zu holen. Der Rahmen steht so weit fest.“

      Uwe tat verständnislos: „Was meinst du damit?“

      „Ganz einfach“, erklärte der Jugendwart. „Das Treffen dauert eine Woche. Wir Ostdeutschen werden in der Katharinengemeinde untergebracht. Wie, das ist deren Angelegenheit. Die Westdeutschen kommen morgens von Westberlin herüber und müssen abends wieder zurück.“

      Bei den Anwesenden trat betretenes Schweigen ein. Rico fing sich als Erster wieder: „Das ... das geht nicht anders?“

      „Was fragst du mich? Ich kann nichts für das System. Die Vermutung liegt nahe, dass die staatlichen Stellen auf diese Weise unsere Zusammenkunft torpedieren wollen.“

      „Na gut“, schloss Uwe das leidige Thema ab. „Wie Wolfgang schon sagte, können wir nichts dagegen unternehmen.“ In seinem Kopf arbeitete es. Wenn die Westdeutschen jeden Abend zurückfuhren, würde vielleicht bei der letzten Fahrt die Kontrolle schlampiger verlaufen oder überhaupt nicht stattfinden. Wäre das seine Chance?

      „Mehr können wir heute Abend nicht klären“, meinte Wolfgang. „Ich setze euch über die nächsten Schritte in Kenntnis.“

       Kapitel 7

      In Berlin angekommen, stand Uwe vor einem Klavier, welches schon bessere Zeiten gesehen hatte. Er säuberte sich gewohnheitsgemäß mit einem Schraubenzieher die Fingernägel und überlegte, wie er den Herrschaften beibringen konnte, dass das Instrument auf den Schrott gehörte. Nicht nur die Filzscheiben unter den Tasten waren den Motten zum Opfer gefallen, sondern auch andere Filze in der Mechanik. Zudem lagen wieder alte Brötchen zwischen den Saiten. Um dies zu erkennen, hatte der Klavierstimmer fünf Stunden Bahnfahrt auf sich genommen. Nun, das würde er der Gemeinde in Rechnung stellen. Zudem kamen noch der Wochenend- und der Erschwerniszuschlag.

      Die Tür öffnete sich und Frau Kannegießer erschien im Zimmer. „Na, geht es voran?“

      Uwe antwortete leicht verärgert: „Sehen Sie sich diese Schweinerei an.“ Mit dem Schraubenzieher deutete er ins Innere des Pianos.

      Frau

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