Das Erbe der Burgherrin. Sabine Müller

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Das Erbe der Burgherrin - Sabine Müller

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aus den Scheiden.

      „Was wollt ihr von uns?“

      Friedrich und die anderen hatten mittlerweile aufgeschlossen und ebenfalls ihre Waffen gezogen. Sie erkannten, dass es sich bei den Verfolgten um Ritter handelte, deren Brust das Wappen des Herzogs von Lothringen zierte. Auf dem Wagen befand sich eine große Holztruhe. Keine Spur war von dem Tuchhändler oder gar von Mechthild und Arnold zu sehen.

      „Konrad, halt ein, ich befürchte, wir sind einer falschen Fährte gefolgt“, versuchte Friedrich seinen Vetter zurückzuhalten.

      „Sagt endlich, was ihr von uns wollt?“, forderte einer der lothringischen Ritter.

      Auch Konrad hatte erkannt, dass das wohl nicht die Entführer sein konnten, und ließ sein Schwert sinken.

      „Das kann doch nicht sein! Wir sind geritten und geritten, immer der Spur eines Wagens mit Reitern hinterher. Aber ihr seid wohl nicht die Richtigen! Meine Frau und mein Sohn wurden entführt. Das war die einzige Spur, die wir hatten.“

      Die Ritter sahen erstaunt zu ihnen herüber.

      „Und wir dachten schon, ihr wolltet uns ausrauben. Einem anderen Wagen sind wir seit Gemünd in dieser Richtung nicht mehr begegnet.“

      „Dann war das wahrscheinlich nur eine Finte. Bestimmt haben sie uns auf den Weg Richtung Süden gesetzt und sind dann in eine ganz andere Richtung davon.“

      „Dann werden wir sie wohl niemals finden. Schon als wir aufgebrochen sind, waren alle Spuren vom Regen verwischt.“ Konrads Gesicht war die bittere Enttäuschung anzusehen.

      „Es tut uns leid, dass wir euch nicht helfen können, aber wir müssen weiter nach Nancy zu unserem Herrn, dem Herzog von Lothringen. Sonst denken sie noch, wir wären überfallen worden.“

      Die Ritter verabschiedeten sich und wünschten Konrad viel Glück auf seiner Suche.

      „Was sollen wir nun tun?“

      „Wir machen uns auf den Heimweg. Vielleicht haben die Entführer schon eine Lösegeldforderung gestellt.“

      Die sieben Reiter kehrten um und ritten betrübt zurück. Als die Dämmerung eintrat, schlugen sie ihr Lager auf. Konrad konnte auch in dieser Nacht kaum Schlaf finden. Immer wieder fragte er sich, wo Mechthild und Arnold waren. Warum hatte man ausgerechnet sie entführt? Was wollten die Kerle von ihnen? Hoffentlich ging es ihnen gut und hoffentlich waren sie noch am Leben. Am Morgen packten sie ihre Sachen zusammen. Da die Pferde vom strammen Ritt der letzten beiden Tage müde waren, trabten sie langsam durch die Auen. Sie kamen an kleinen Dörfern und Gehöften vorbei und fragten überall nach einem Wagen mit Reitern. Diesmal hielten sie sich in ihrer Beschreibung genau an den Tuchhändler, doch niemand konnte ihnen einen nützlichen Hinweis geben.

      „Ich glaube, wir sind ganz in der falschen Richtung unterwegs gewesen. So ein Fuhrwerk kann nicht unbemerkt bleiben“, meinte Wilher.

      „Zuhause werden wir mehr erfahren.“

      Sie ritten schweigend weiter und mussten noch ein weiteres Mal ihr Nachtlager errichten. Am Vormittag des nächsten Tages erreichten sie die Homburg.

      Ritter Landolf hatte sie schon von Weitem aus dem Bergfried erblickt und kam ihnen entgegen.

      „Habt ihr sie gefunden?“, fragte der groß gewachsene Ritter mit den ebenen Gesichtszügen, der die dunkelbraunen Haare kurz geschnitten und den Bart glatt rasiert trug.

      „Nein, leider nicht. Wir sind einer falschen Fährte gefolgt. Wir haben gehofft, dass ihr hier Neues gehört habt.“

      „Leider nein. Die Entführer haben sich nicht gemeldet.“

      Konrad verzog enttäuscht sein Gesicht. Was sollten sie nur tun?

      „Lasst uns erst einmal die Pferde in den Stall bringen. Sag den Männern, dass sie alle in den Bergfried kommen sollen. Wir werden besprechen, wie wir weiter vorgehen werden“, schlug Friedrich vor.

      Als sich alle Ritter im Bergfried eingefunden hatten, überlegten sie gemeinsam, was zu tun sei.

      „Wir müssen die Wege Richtung Bechhofen und Käshofen absuchen. Vielleicht haben sie ja eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Auch müssen wir einen Boten nach Larochette schicken. Mechthilds Eltern sollten davon erfahren.“

      „Das ist eine gute Idee. Einer der Knappen kann heute Nachmittag gleich losreiten.“

      „Falls wir nichts finden, können wir nur abwarten und hoffen, dass doch noch eine Lösegeldforderung kommt.“

      Konrad schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie bald etwas von den beiden hören würden.

      „Lasst uns zum Mittagsmahl gehen“, schlug Friedrich vor und schob Konrad, der blass und verzweifelt aussah, aus dem Bergfried. „Komm Vetter, du kannst im Moment nichts für die beiden tun.“

      Kapitel 3

      Mechthild lag unbequem auf dem Wagen. Sie konnte nicht sagen, ob sie schon drei, vier oder fünf Tage unterwegs waren. Jeder Tag verlief gleich. Sie wurden auf das Fuhrwerk geladen und fuhren meilenweit, bis sie abends auf einer abgelegenen Lichtung ihr Lager errichteten. Warum hatte Konrad sie noch nicht gefunden? Manchmal überkamen sie Zweifel, ob er überhaupt nach ihnen suchte. Wer war nur diese Loretta, von der die Räuber gesprochen hatten? Sie hatte versucht, es aus ihnen herauszubekommen, doch niemand war auf sie eingegangen. Irgendwie kam ihr der Name bekannt vor, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, wo sie ihn gehört hatte.

      Plötzlich ließ das Ruckeln des Wagens, der sich seit einiger Zeit durch eine hügelige Gegend bewegte, nach. Der Lange lenkte ihn an eine versteckte Stelle und hielt an. So neigte sich auch dieser Tag dem Ende entgegen.

      „Schlagt hier das Lager auf. Das ist ein guter Platz“, befahl Hartmut. Die Räuber stiegen von ihren Pferden und banden diese fest. Dann luden sie die Gefangenen ab und lockerten Fessel und Knebel. Auch heute band man ihnen einen langen Strick um den Bauch, den sie an einem Baum befestigten. Zum hundertsten Mal fluchte Mechthild leise, weil sie ihren Dolch auf der Mauer an der Merburg liegen gelassen hatte. Von ihrem Lagerplatz hatten sie einen Blick in die Talmulde. Dort lag eine kleine Stadt, am Zusammenfluss zweier Flüsse, die von einer Stadtmauer umschlossen wurde. Mechthild wünschte sich dorthin, um Hilfe holen zu können.

      Zwei der Räuber sammelten Feuerholz und schichteten es in der Mitte des Lagers auf. Es dauerte nicht lange, bis die Flammen munter an den Ästen flackerten und einen rauchigen, warmen Dunst verbreiteten. Arnold warf kleine Stöckchen ins Feuer, die sogleich zu brennen anfingen.

      „Geh nicht zu nah ran“, ermahnte ihn Mechthild.

      „Keine Angst, Mutter, näher kann ich nicht! Der Strick hält mich davon ab, in die Flammen zu fallen.“

      „Siehst du, Weib? Euer Strick hat auch Vorteile!“, mischte sich Smolek ein.

      „Trotzdem wäre ich lieber ohne.“

      „Wenn du heute Nacht unter mir schläfst, binde ich dir den Strick ab“, flüsterte ihr Smolek, der ganz nah an sie herangetreten war, ins Ohr.

      „Da ist mir der Strick tausend Mal lieber“, sagte Mechthild verächtlich und versuchte den schmutzigen Räuber,

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