Prothesengötter. Frank Hebben

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Prothesengötter - Frank Hebben

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Klingen

      Ein Drache auf dem einen

      Ein Teufel auf dem andern

      Ritsch, ratsch!

      Und Blut überall

      »Jetzt ich«, sagte die Nadel und drückte auf den zweiten Transmitter-Knopf.

      Haha!

      Die Clowns

      Bunt und lachend

      Die Torten fliegen

      Tatütata Tatütata

      Seht da kommt

      Die Feuerwehr!

      Céline kicherte vergnügt. Sie wusste nicht, warum, doch sie fühlte sich erleichtert. Ein Schatten war von ihrer Seele gewichen. Entspannt nahm sie die Haftung ab. »Ein guter Tausch«, sagte sie zur Nadel.

      »Gefällt’s dir? Ich bin auch zufrieden, starke Emotionen, Angst.« Sie dachte an die Nacht. »Ah, gut«, sagte sie und dann: »Moment mal, ich kenne diesen Kerl!«

      »Wen?«

      »Den mit den Skalpellen.«

      »Keine Ahnung, wovon du redest.« Céline wandte sich zum Gehen.

      »Vom Mörder, der deine Mutter auf dem Gewissen hat.«

      Sie hielt inne. »Was?« Die Wirkung des Sunburns verpuffte.

      »Salvador Dalí.«

      »Dalí?«, fragte Céline und öffnete beiläufig den Verschluss ihrer Tasche.

      »Ist sein Straßenname.« Die Nadel griff in ihren Mantel und kramte nach einer Dose, öffnete sie und steckte sich drei Pillen in den Mund. Ihre Pupillen flackerten, wurden erst gelb, danach blutrot. »Seit Jahren wildert er im goldenen Viertel, sammelt Organe und Haut für seine Kreationen. Es gibt Käufer für diese Art von ... Kunstwerken. Ich habe eine Ausstellung gesehen, erst neulich.«

      »Ich will sämtliche Erinnerungen.«

      »Mädchen, lass es, der ist wirklich gefährlich.«

      »Ich will sie alle.« Céline zog ihre Pistole hervor. »Alle will ich, alle! Und meine will ich auch zurück!«

      Blaues, weites Meereslicht

      In der Halle

      Bilder

      Klar und kalt

      Organe, Fett

      Sein gleichmäßiges Atmen

      Er lacht

      Er lächelt

      Gieriges Entzücken

      Eine Frau

      Will und kauft sie

      Für DeLanys

      Oben

      Vögel und die Sonne

      »Nein!«, schrie Céline, während sie die Haftung abriss. »Du hast sie mir versaut mit deinem Schrottgerät!« Sie setzte der Nadel die Pistole auf die Kehle.

      »Ich …«, keuchte die Nadel. »Was habe ich ...«

      Céline entsicherte die Waffe. »Nicht sie, alles nur nicht sie!«

      »Es tut mir leid, ich wollte nicht ...« Langsam ging die Nadel auf die Knie. »Bitte.«

      »Verfluchter Dreck!«, brüllte Céline und nahm die Waffe zurück. Zwei Tränen sickerten aus ihren Augen. »Ich hatte doch sonst nichts.« Weinend drehte sie sich um und rannte davon.

      Häuser, Straßen, Menschen

      Alles Schatten hinter Glas

      Wut und Trauer

      Und kein Weg

      Aus dem Labyrinth

      Die junge, stahlblonde Verkäuferin des DeLanys trug einen Arztkittel; warum, war für den gewöhnlichen Kunden nicht ersichtlich. Céline öffnete die gläsernen Türen des Ateliers und trat an das erste der ausgestellten Bilder heran; Der Magier, Tusche auf Karton, 2134.

      »Ein wundervolles Porträt«, sagte die Verkäuferin hinter ihr. »Das Gesicht ist ausdrucksvoll, obwohl es leer erscheint, diese brennenden Augen, die skelettierten Wangen, hohl, aber markant.«

      »Was kostet es?«, fragte Céline.

      Die Verkäuferin lächelte künstlich. »Oh, das kannst du dir nicht leisten. Bei einer Versteigerung würde es mehr als achtundzwanzigtausend bringen.«

      »Fragmente?«

      »Ach was!«, lachte die Verkäuferin, »Cash!« Sie deutete auf einen Ständer mit 3D-Postkarten. »Aber wir führen erstklassige Abzüge, die du an deine Freunde schicken kannst.«

      Céline wandte sich ab. »So gut gefällt mir das gar nicht.« Sie spähte zu einem arztgrünen Vorhang, der diesen Raum vom nächsten trennte. »Ich steh mehr auf organische Kunst.«

      »Aah!«, machte die Verkäuferin, wobei sie ihr künstliches Lächeln aufsetzte; Céline fragte sich, wie viel das wohl gekostet hatte. »Du hast davon gehört?«

      »Von Dalís Bildern?«

      »Ja, genau.«

      »Ich war Gast der letzten Ausstellung.«

      »Und du willst sie noch mal sehen«, ergänzte die Verkäuferin. »Das verstehe ich. Er ist ein wahrer Künstler, macht einem eine Gänsehaut.«

      »Besser kann man’s nicht beschreiben«, bejahte Céline. Sie versuchte, das Lächeln zu kopieren. »Kann ich sie mir jetzt anschauen?«

      »Heute bin ich alleine im Laden, weißt du, ich habe keine Zeit für diese Art von Gefälligkeiten.«

      »Bitte.«

      »Okay, für dich mach ich mal ne Ausnahme.« Die junge Frau im Kittel zwinkerte ihr zu. »Aber nur kurz.«

      »Vielen Dank«, sagte Céline.

      »Keine Ursache, komm.« Sie teilte den Vorhang und ließ Céline passieren; beide gingen einen langen Korridor entlang, danach zwei Treppen hinab. Seitlich öffnete sich ein Atelier, das arktisblau ausgeleuchtet war. An den Wänden hingen Glaskästen, jeder war mit einem Tuch verhangen. Céline wurde zum größten der Exponate geführt.

      »Davon haben wir keine Abzüge, also präg es dir gut ein«, lachte die Verkäuferin. »Hier.« Ruckartig riss sie das Tuch beiseite.

      Eine schlechte Erinnerung mehr, dachte Céline noch, bevor der Schock sie übermannte.

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