Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar Lütje

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Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje

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nur einstimmig beschließen“.

      Degen lächelte jetzt seinerseits maliziös. „Habe ich, aber etwas Fürsprache wäre schon gar nicht schlecht. Ich würde mich im Erfolgsfall gern dafür verwenden, dass meine Mandanten für etwaige Verträge Ihre Beauftragung in Erwägung ziehen. Ich vertrete einige Bauunternehmen und, wie Sie aus der Presse ja wissen, auch den Vorstand eines Großkonzerns in einer leider öffentlich gewordenen Steuersache. Auch von daher wäre sicherlich eine gewisse Empfehlung nicht nachteilig.“ Nun, wenn es ums Geldverdienen ging, war Falk, wie auch Kollege Hanno, immer gesprächsbereit. „Ich spreche mal mit Hanno, vielleicht trinken wir einmal ein Bierchen zu dritt, was meinen Sie, Herr Kollege?“

      Der Kollege stimmte erfreut zu und verabschiedete sich höflich und vergaß auch selbstverständlich nicht, die besten Grüße an die Frau Gemahlin auszurichten.

      Helga Altmann hingegen wusste nicht so recht, was sie tun solle? Sie war doch keine Dirne. Aber sie brauchte die Kohle dringend, weil ihr ein bedauerliches Missgeschick unterlaufen war, dass sie – gerade in der jetzigen Situation – Hanno auf keinen Fall beichten wollte und in diesem speziellen Fall sich auch einfach schämte, sich an Etta zu wenden. Eigentlich ein ganz alltägliches Versehen. Vielleicht ausgelöst auch von der nervlichen Belastung durch das Drängen Hannos, sich gefälligst für die Aufnahme der Ehefrauen seiner Klienten zu verwenden. Während sie, Ablenkung suchend, durch eine der teuren Parfümerien der Stadt schlenderte und sich gerade ein Duftwässerchen ihrer Marke „Charlene X“ ausgesucht hatte, klingelte ihr Handy. Versehentlich drückte sie das Gespräch weg, statt es anzunehmen. Bei der Suche nach der Anrufliste benötigte sie beide Hände und steckte dabei das störende Fläschchen in die Tasche ihrer Jacke. Dieses war nicht nur beobachtet, sondern sie dabei auch von einer der Überwachungskameras gefilmt worden. Noch bevor sie ihr Gespräch beendet hatte, stand der Ladendetektiv hinter ihr und bat sie in sein Büro, wenn man das kleine Kabuff mit einem alten Schreibtisch, Computer und sechs Bildschirmen, die den ganzen Laden zeigten, so nennen mag.

      Ihrer Beteuerung, das teure Parfüm nur eingesteckt zu haben, weil sie nicht wusste, wohin damit beim Telefonieren, danach aber selbstverständlich das Handy zurückstecken und die kleine Packung wieder in die Hand nehmen und zur Kasse gehen wollte, glaubte der Mann ihr nicht und erklärte, die Polizei rufen zu müssen. „Nur das nicht!“, entfuhr es der geschockten Frau daraufhin spontan und lieferte dem etwas ungepflegt wirkendem Mann, der so gar nicht in dieses ansprechende Ambiente passen wollte, die Vorlage zu seinem Erpressungsversuch. Die ohnehin nervlich überforderte Helga unterschrieb daraufhin ihr Geständnis, das vernichtet werden würde, wenn sie innerhalb einer Woche dem Kerl zweitausend Euro übergeben würde. Erst hinterher dachte sie darüber nach, dass ihr ja doch erst eine Straftat nachgewiesen werden konnte, wenn sie ohne zu bezahlen die Kasse passiert hätte. Doch nun hatte sie unterschrieben und wer sollte ihr jetzt noch glauben? So dachte sie und die Zeit drängte. Spätestens in zwei Tagen sollte sie zahlen. Also, was tun? Helga staffierte sich wie gewünscht aus. Die rote Unterwäsche, seit Jahren nicht zum Einsatz gekommen, war zwar etwas eng geworden, aber damit konnte sie sich schon noch sehen lassen. Die schwarzen Strapse passten ja nicht so ganz, aber darüber musste Henni halt hinwegsehen, tröstete sie sich und machte sich, nachdem sie sich vorher mit einem kräftigen, dreifachen Cognac gestärkt hatte, noch immer etwas beklommen auf den Weg. Zu neuen Ufern oder noch tieferen Abgründen? Nun, bald würde sie es wissen, dachte sie und ein leichter Schauder durchfuhr ihren Körper.

      Franck-Walther Degen war noch gar nicht ganz in der Tür seiner kleinen Kanzlei, als er den aufgeregt winkenden Arm seiner Sekretärin, einer hübschen, vielleicht etwas kräftigen, Frau mit ausdrucksvollem Gesicht und Kurzhaarfrisur wahrnahm. „Nanu, Chris, was gibt es Wichtiges?“

      Christine winkte ihn zu sich und flüsterte in sein Ohr: „Der Geldadel wartet, Sieglinde Hammerschmidt-Blume.“

      Degen grinste: „Na denn mal rein mit ihr!“ Dreißig Minuten später war er um ein lukratives und kaum arbeitsaufwändiges Mandat reicher.

      Auch Helga Altmann war reicher, um zweitausend Euro, um es genau zu sagen. Und das, was sie dafür tun musste, war eigentlich kaum der Rede wert. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass sich doch relativ viel Geld so schnell und vor allem anderen, so leicht, verdienen ließ.

      Gerade einmal eine gute Stunde waren ihre Dienste benötigt worden. Und sogar ihre Anonymität blieb absolut gewahrt. Dafür sorgte eine kleine goldfarbene Maske, die Chantal ihr aufsetzte, während sie ihr beschrieb, was die ihr zugedachte Aufgabe beinhaltete. Und diese war nun fürwahr alles andere als schwer. Vielleicht etwas unangenehm, aber nur zu Beginn der Therapie, wie Chantal das, was sie ihren Klienten angedeihen ließ, zu bezeichnen pflegte. Wenn Helga ehrlich war, musste sie sogar zugeben, dass es ihr tatsächlich etwas Spaß gemacht hatte. Insbesondere, wenn sie sich vorstellte, dass ihre Rutenschläge nicht diesen etwas dicklichen und hamsterbackigen Typ, sondern ihren Göttergatten Hanno treffen würden. „Na, siehst du, Helgachen, war doch gar nicht so schwer, oder?“ Chantal grinste süffisant. „Ich hatte sogar den Eindruck, es hat dir etwas Spaß gebracht.“

      „Das hast du gemerkt?" Helga war überrascht. „Ja, ging Bille, das war die, für die du eingesprungen bist, fast genauso“, antwortete Chantal, immer noch mit schelmischem Grinsen im Gesicht.

      „Ja, also, wenn du mal wieder in Verlegenheit bist, Henni“, Helga entschied sich, ihre Stammtischschwester doch lieber mit ihrem richtigen Namen anzureden, „dann gerne!“

      „Ich denk an dich, Schätzchen. Gibt zwar nicht immer ganz soviel Kohle, aber es läppert sich. Aber dann und wann wirst du auch mal ein paar alte Flossen an deinen wirklich gut erhaltenen Luxuskörper lassen müssen. Ich hab da ohnehin so ’ne Idee.“

      Auch Helgas Mann Hanno hatte eine Idee. Nämlich die, seine Helga nochmals so richtig unter Druck zu setzen, damit sie sich dafür einsetzte, dass Aufnahmeersuchen der Damen Bollmann, Degen und dergleichen positiv entschieden wurden. Nachdem seine Frau nochmals darauf hinwies, dass sie allein da gar nichts tun könne, wandte er sich ab. „Na, dann wirst du eben künftig mit wesentlich weniger Kohle auskommen müssen!“, lautete sein Kommentar.

      Auch Annemarie Felten hatte Eheprobleme, die sie sich nie hätte träumen lassen. Am Abend kam ihr Mann Olaf zum ersten Mal in ihrer elfjährigen Ehe total betrunken nach Hause. Auf ihre Nachfrage grummelte er nur: „Alles deine Schuld. Die von dir und deinen Stammtischweibern!“ Mit diesen Worten schubste ihr großer, früher schlanker, jetzt mehr massig gewordener Mann sie beiseite und verschwand in seinem Arbeitszimmer.

      Am nächsten Tag, dem Donnerstag, an dem sich für Erika Boll Wichtiges für ihren weiteren Lebensweg entscheiden sollte, trafen gegen dreizehn Uhr dreißig fast gleichzeitig Etta v. Tarla-Hippenstedt und Edelgarde v. Toppendorf im Redaktionshaus der „Hamburger Allgemeinen“ ein, wo eine sichtlich nervöse Erika Boll bereits auf sie wartete.

      Der kleine, umtriebige Chefredakteur erwartete sie bereits und stimmte sie auf das Procedere ein.

      Während er sprach, blieb sein Blick immer wieder an Edelgarde Freifrau v. Toppendorf haften, die in ihrem jagdgrünen Kostüm mit kurzem Rock und figurbetonter Jacke, schwarzen Wildlederstiefeln zu ihren langen, blonden Haaren und hellblau strahlenden Augen einen atemberaubenden Anblick bot. Die intelligente und lebenserfahrene Frau wusste genau, wie sie auf Männer wirkte, tat aber so, als merke sie nichts.

      Dann endlich trafen, kurz nach vierzehn Uhr, die Vertreter der Gläubiger ein. In ihren grauen Anzügen, die zwar teuer waren, aber irgendwie uniform wirkten, erkannte der Eingeweihte sofort den Banker. Nachdem die Herren sich etwas geziert hatten, stimmten sie dann doch dem Vergleich zu, den der Redakteur gleich protokollieren ließ und dann gegen Quittung das gesammelte Geld als Vergleichssumme aushändigte. Zwei, drei Fotos, die eine glücklich strahlende, jetzt schuldenfreie, Erika Boll und die Edelmut ausstrahlenden Banker, umrahmt von Edelgarde, Etta und dem Chefredakteur, zeigten; und

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