Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar Lütje

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Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje

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Körpermasse von rund einhundert Kilogramm bei aber immerhin respektabler Größe von einem Meter und neunzig Zentimetern ansah, schenkte die Cognacschwenker etwas voller als üblich und hob sein Glas dem Freund und Partner entgegen. Während der schlanke, mehr als zehn Zentimeter kleinere, Hanno Altmann zunächst nur ein kleines Schlückchen zu sich nahm, goss Falk den Inhalt in einem Zug hinunter. „Also, was meinst du, Hanno, kriegen wir unsere Weiber zur Vernunft gebracht?“

      „Ich arbeite daran, aber bisher mit nur mäßigem Erfolg.“

      Hans-Georg schüttelte den Kopf, „Helga wird immer komischer. Ich habe ihr bereits angekündigt, ihr den Geldhahn zuzudrehen. Aber sie meinte nur, da wird sie sich zu helfen wissen und außerdem könne sie gar nichts tun, weil auch die anderen Weiber nicht mitspielen, insbesondere auch deine liebe Etta!“

      Falk schenkte sich nach und ließ sich mit einem Seufzer auf das teure und schwere Ledersofa in seinem Büro fallen. „Ich weiß, ich weiß, aber ich habe noch weniger Möglichkeiten. Etta verdient schließlich ihr eigenes Geld und ist ja auch von Haus aus nicht auf mich angewiesen, wie du weißt.“

      „Schon, schon, aber den Bollmann dürfen wir einfach nicht verlieren. Da hängt doch ’ne ganze Menge Kohle dran. Außerdem kennt der ja auch viele unserer anderen Vervielfältiger.“ Hanno schüttelte betrübt seinen Kopf mit dem gutgeschnittenen Gesicht und den kurzen, mittelblonden Haaren. „Ach so, Falk, das weißt du ja noch gar nicht.“

      „Was?“ Falk sah hoch.

      „Nun ja, ich weiß ja nicht, ob da der Bollmann hinter steckt? Aber der Felten hat heute auch drei Termine abgesagt.“

      „Warum?“

      „Warum, warum? Er hat nur was von Steuerprüfung gemurmelt, aber auch so eine versteckte Andeutung gemacht, als ob unsere Frauen und ihr dämlicher Stammtisch da mit reinspielen. Angeblich haben die Weiber auch der Frau von dem Hammerschmidt die Aufnahme verweigert und …, naja, der ist ja Staatsrat im Finanzsenat, also hat Felten wohl eins und eins zusammengezählt.“

      Behänder, als Hanno seinem massigen Kollegen zugetraut hätte, schoss Falk aus dem schweren Ledermöbel hoch. „Ach du verdammte Scheiße. Wenn das jetzt schon so um sich greift …, ja dann gute Nacht, Marie!“ Jetzt trank auch Hanno sein Glas leer, derweil sein Partner sich bereits das dritte Glas einschenkte. „Wir sollten uns zunächst mit Olaf zusammensetzen und sehen, was da genau im Busch ist und eine gemeinsame Strategie entwickeln. Erst Bollmann, jetzt vielleicht noch Felten und seine Bank, das sind ja mindestens zehn Prozent unseres Umsatzes“, trauerte Falk schon jetzt den Einnahmen nach.

      Auch Hanno, der zwar sehr gut verdiente, aber auch je mehr er einnahm, umso geiziger wurde, sah vor seinem geistigen Auge bereits die Fünfhunderter gleich bündelweise Flügel bekommen. Aber da war noch etwas. Etwas, das vielleicht noch viel schwerer wog. Also stärkte er sich mit einem tiefen Zug des edlen Tropfens, der sanft und weich die Kehle hinabrann, dann aber die erwünschte wohlige Wärme im Magen verbreitete. Dafür aber hatte der bedauernswerte Großverdiener heute gar nicht das Genussempfinden, als er – fast mehr zu sich selbst, als zu Falk meinte: „Ja, und eine Steuerprüfung ist wohl das Allerletzte, was wir jetzt brauchen können.“

      Dr. Peter Hammerschmidt konnte es nicht fassen. Einmal mehr wurde ihm schmerzlich bewusst, dass Geld nicht glücklich macht. Jedenfalls dann nicht, wenn man dafür so ein Weib wie seine Sieglinde in Kauf nehmen musste. „Ja, bist du denn nun total verrückt geworden? Wenn das an die große Glocke kommt, kann ich mir den Finanzsenator abschminken!“ Ausnahmsweise musste Sieglinde ihrem Gatten hier einmal zustimmen. Etwas kleinlaut, ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit, äußerte sie:

      „Ja, das war einfach dumm von mir. Tut mir leid, sehr leid, Peter, aber vielleicht …“

      „Was vielleicht?“ Peter Hammerschmidt raufte sich nicht nur sinnbildlich die Haare, sondern riss in der Tat an seinem Haupthaar, das ohnehin nicht mehr allzu reichlich vorhanden war.

      „Na, ich meine, das sind doch ganz einfache Polizisten, wenn du da vielleicht mal mit Holger, dem Staatsrat in der Innenbehörde oder dem Polizeipräsidenten …?“

      Hammerschmidt konnte es nicht fassen. Sieglinde, die sonst immer sich als die Klügste von allen erachtete, oft auch war, wie er zugeben musste, war jetzt wohl völlig von der Rolle. Bisher hatte er sich zurückgehalten, in allem, naja, fast allem. Aber jetzt platzte ihm der Kragen.

      „Ja, bist du denn jetzt völlig von der Rolle? Wenn ich das versuche, dann bin ich doch für immer erpressbar. Holger wird den Teufel tun. Erst neulich hat er einmal anklingen lassen, dass gerade die kleinen Bullen, die ja ohnehin nicht viel mehr werden können, unberechenbar sind. Gerade erst soll einer seinen Direktionsleiter angezeigt und sogar erwogen haben, die Anzeige auch gleich gegen den Polizeipräsidenten zu richten. Sieh zu, wie du da rauskommst, aber versuche nicht, mich da mit hineinzuziehen. Die Steuerprüfung bei Feltens Bank ist da was ganz, ganz anderes. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen und da habe ich dem zuständigen Menschen einen Hinweis gegeben. Mehr nicht!“ Er schlug sich klatschend mit der Hand an die Stirn und verschwand fast fluchtartig aus dem Haus. Keine Minute später hörte Sieglinde den Motor seines A 6 aufheulen. Das ist mal wieder typisch für ihn. Was heißt für ihn, für alle Männer. Wenn frau sie mal braucht, ziehen sie den Schwanz ein. Diese und andere Gedanken gingen der mageren Frau durch den Kopf. Aber sie würde sich schon zu rächen wissen. Soweit kannte sie sich.

      Vermutlich würde sie wohl ohne Führerscheinentzug davonkommen und einen Strafbefehl erhalten. Wenn es soweit war, konnte sie immer noch einen der prominenten Spezialisten mit ihrer Vertretung beauftragen. Aber eingebrockt hatten ihr das diese Stammtischweiber, die sie nicht haben wollten. Auch wenn ihr Versuch jetzt gescheitert war, sie würde sie schon noch spüren lassen, was es bedeutet, eine Sieglinde Hammerschmidt-Blume, geb. Blume, also ältester Geldadel der Hansestadt, so zu düpieren.

      „Nein, nein und nochmals nein!“ Helga Altmann schüttelte den Kopf, dass nicht nur ihre gerade geföhnte kupferrote Haarmähne, sondern auch ihre imposanten Brüste hin und her schwangen. Eigentlich ein Anblick, der Hanno immer fasziniert hatte. Aber im Moment hatte er überhaupt keine Augen für Helgas körperlichen Vorzüge. Wie konnte es nur angehen, dass dieses Weib nicht begreifen wollte, um welche Honorareinbußen es ging, wenn Bollmann und vielleicht noch andere Urkundenvervielfältiger absprangen und künftig ihre Verträge von anderen Notaren beurkunden ließen. Wie hatte Falk doch so süffisant gemeint? Ach so: „Das kommt dabei raus, wenn man seine Gehilfin heiratet, nur weil sie große Titten hat und gut ficken kann.“ Nur das hatte ihm ja auch nicht geholfen bei seiner Etta. Das sollte er mal nicht vergessen, hatte Hanno ihm aufs Brot geschmiert. Aber weitergebracht hatte sie diese fruchtlose Diskussion leider nicht.

      „Liebe Helga“, versuchte Hanno es erneut, „sicher habe ich auch nicht alles ganz richtig gemacht. Aber du kommst doch aus der Branche. Du warst doch meine beste Kraft und hast den ganzen Aufbau unseres Notariats mitgemacht. Soll das denn jetzt alles den Bach runtergehen, nur weil euer Stammtisch, das will ich ja zugeben, eine Institution geworden ist, an der viele Damen teilhaben wollen, ihr sie aber nicht lasst?“

      Helgas grüne Augen blitzten wie funkelnde Smaragde. Ein herrlicher Kontrast zu ihrem roten Haar und dem gebräunten Körper mit den sinnlichen Formen, dem aber jetzt jede gebührliche Aufmerksamkeit verweigert wurde.

      „Ha, komm mir doch nicht so. Was ist denn mit deinen Rotariern oder wie der Verein heißt? Oder mit deinem Golfclub, mit dem du ja mehr verheiratet bist, als mit mir? Da nehmt ihr doch auch lange nicht jeden Schwanz auf, nur weil er Geld hat. Hast nicht du mir vor Jahren erklärt, wie stolz und glücklich du bist, dass in diesem Club eben nicht der Rotlichtkönig und der Miethai aufgrund ihres Geldes die große Rolle spielen, sondern die ach so ehrbaren Hamburger Kaufleute, Banker, Reeder und natürlich Juristen. Aber selbstredend

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