Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar Lütje

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Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje

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auch ein paar junge Schauspielerinnen oder was sich so schimpft. Der Herr der Schöpfung braucht ja schließlich auch angemessenes Publikum, vor dem er den stolzen Pfau mit gespreizten Federn Rad schlagen und sich bewundern lassen kann.“

      Als er das hörte, fiel Hanno der Unterkiefer runter. Was war denn mit seiner Helga los? Wie kam die ihm denn mit einem Mal? Das waren ja völlig neue Töne. Helga, die doch mal aufbegehrte, aber immer im Rahmen und sich dann, wenn er nicht darauf einging, schmollend zurückzog. Aber so war sie ihm ja noch nie in die Parade gefahren. Ganz klar, sie war aufgehetzt worden und vom wem war auch sonnenklar. Von Falks Etta und wohl auch von dieser Göricke, dieser Scheidungszicke, die auch das große Wort an diesem unsäglichen Stammtisch führte. Ob sich Helga vielleicht schon bei ihr erkundigt hatte? Und wenn schon. Sein Ehevertrag war hieb- und stichfest. Da war er sich sicher. Unterhalt würde er zahlen müssen, na gut, aber natürlich in begrenzter Höhe. Aber so weit war es ja wohl noch nicht oder doch?

      Erneuter Strategiewechsel war jedenfalls angesagt. „Helga, da hast du wohl nicht ganz unrecht, aber es gibt doch noch einen kleinen Unterschied.“

      Helga wollte gerade erneut zum Föhn greifen, obwohl ihre Haare bereits trocken waren, als sie sich doch gleich zur Erwiderung entschloss. „Ach, da bin ich aber gespannt. Dann erzähl mal ein neues Märchen, lieber Hanno!“

      Der Mann schluckte, nahm aber dennoch erneut den Faden auf. „Schau, Loge, Golfclub und auch der Juristenstammtisch, wo ich ja kaum noch hingehe, dies ist alles nur aus beruflichen Gründen wichtig. Im Golfclub habe ich die richtigen Leute kennengelernt und lerne, wie Falk auch, immer noch neue künftige Mandanten, wenn wir unsere Klientel einmal auch so bezeichnen wollen, kennen. Das ist doch für uns wichtig. Von selbst fallen die Verträge nicht durch die Tür. Bei euch hingegen ist das ja was ganz anderes. Ihr habt dort euren Spaß“, er merkte, wie sich ihr Gesicht verzog und fügte schnell hinzu, „den ihr auch absolut verdient habt. Das will niemand bezweifeln. Aber ihr habt euch auch Ansehen erworben. Die Presse berichtet über euch und eure Aktivitäten. Da wollen natürlich auch andere Frauen Anteil haben. Frauen von ebenfalls bedeutenden Männern in wichtigen, also einflussreichen Positionen. Da kann es doch nicht so schwer sein, diese Damen der Gesellschaft mitmachen zu lassen. Das müsst ihr doch einsehen. Eine Sieglinde Hammerschmidt-Blume ist doch nicht ein Irgendwer.

      „Nein, aber die will keine von uns. Nicht nur Etta und ich nicht. Niemand! Ach ja, und Heidelinde Bollmann ist doch wohl wirklich nur dämlich, aber vielleicht gut zu ficken und kann wohl auch ganz gut blasen, denn der dicke Bollmann würde doch sonst bei jeder anderen Stellung einen Infarkt bekommen und wäre wohl auch seine fette Wampe im Weg.“

      „Hahaha, stimmt wohl“, Hanno musste doch lachen, als er sich Bollmann beim Geschlechtsverkehr vorstellte, „aber Bollmann ist der größte Makler weit und breit, und sicher auch bereit, über seine Frau euch auch finanziell einiges für eure Wohltätigkeitsveranstaltungen zukommen zu lassen!“

      „Ach Hanno, auch wenn ich wollte, die anderen Frauen sind ja alle dagegen. Nicht nur Etta und ich. Versteh das doch.“

      „Tu ich ja, Liebes, aber wenn du und vielleicht auch Etta ein gutes Wort für die beiden Frauen einlegt? Überleg doch mal. Vielleicht reicht das ja, wenn Falk und ich Bollmann beweisen, dass es an uns, also an euch, nicht liegt, dass Heide nicht akzeptiert wird. Auch gegenüber Hammerschmidt könnte man das durchblicken lassen. Bitte, versuch es zumindest!“

      Helga dachte lange nach, schließlich nickte sie.

      „Siehst du, Schatz, es geht doch“, hörte sie Hanno fast aufjubeln und wurde in den Arm genommen und geherzt wie schon lange nicht mehr.

      Dann war es soweit. Lange vor der Zeit waren die Ladies, bis auf eine einzige, die sich auf Kreuzfahrt befand, im „Hämmerle“ eingetroffen und hatten sich im Clubzimmer versammelt. Rita Schaller konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen, als sie sah, wie sich die Ladies aufgebrezelt hatten.

      Die Edelboutiquen der Hansestadt dürften hieran gut verdient haben. Allein Etta, die ein Modelkleid von Dior trug, hatte dafür wohl einen gut vierstelligen Betrag hingeblättert. Auch Annemarie Felten, die Bankiersfrau, hatte sich ein neues Outfit vom Feinsten gegönnt. Ein leichtes, dem schönen Spätsommerabendangemessenes, Kostüm aus edlem Stoff in einem hellen Grünton kontrastierte gelungen mit ihrem brünetten, schulterlangen Haar und der deutlich über dem Knie endende Rock brachte ihre schlanken, gebräunten Beine zur beabsichtigten Geltung. Nur sie selbst hatte sich mit ihrem Lieblingshosenanzug begnügt, der ihr aber ausgezeichnet stand, wie auch Gunther, ihr Chef, immer wieder betonte. Helga Altmann aber überraschte alle. Sie, die fast immer Jeans und Top trug, kam in einem weißen Wickelrock, schwarzen Pumps und einer etwas zu engen, blutroten Bluse daher, an der sie die drei obersten Knöpfe offengelassen hatte, so dass ihre großen, aber immer noch erstaunlich festen, Brüste jedem Betrachter sofort ins Auge fielen.

      „Donnerwetter! Gehst du auf Männerfang?“, konnte Etta sich zu fragen nicht bremsen. „Nein, aber ihr habt euch doch für heute alle etwas Besonderes ausgedacht. Da dachte sich die kleine Helga, die ja bald von ihrem Mann kein reichlich bemessenes Taschengeld mehr zu erwarten hat, sie fängt mal an zu sparen und zwängt sich in die alten Sachen. Bisschen eingelaufen, das Oberteil, aber ich habe ja alles verstaut gekriegt. Naja, größtenteils jedenfalls“, lachte Helga und freute sich, dass die Stammtischschwestern – zumindest überwiegend – in ihre Fröhlichkeit einstimmten. Ob gespielt oder ehrlich wusste man bei den lieben Geschlechtsgenossinnen als Frau ja nie ganz sicher.

      Die Getränke kamen und die Verhaltensregeln wurden von Etta nochmals festgelegt.

      Dann kam er, der Chefredakteur Gunther Schöler. Gut gelaunt, ganz leger in Jeans und Hemd mit Weste. Während er die Damen, zuvorderst selbstverständlich Etta von Tarla-Hippenstedt, begrüßte, entfuhr es Helga Altmann: „Mein Gott, ist der klein! Der ist ja noch kleiner als ich.“

      „Stimmt, Gattung Beutegermane römischen Ursprungs“, grinste Dr. med. dent. Irene Brockmann, die mit ihren knapp einen Meter achtzig alle überragte. „Aber eine schöne Stimme hat er, so melodisch.“ Dieses Lob kam von Ute Hollmann, der ältesten der Ladies.

      Dann aber kehrte Ruhe ein. Schöler ließ es sich nicht nehmen, die Damen alle einzeln mit Handschlag zu begrüßen. Besonders lange verweilte sein Blick auf der von Helga Altmann zur Schau gestellten Auslage, was die anderen Ladies durchaus nicht alle wohlwollend zur Kenntnis nehmen mussten. Dann ließ er sich von Etta einen kurzen Einblick in die Entstehung dieses so einzigartigen Damenstammtisches und die bisherigen Aktivitäten geben, wobei sein, auch als Aufnahmegerät dienendes, Diktiergerät ihm die Fertigung von Notizen ersparte.

      „In der Tat, meine Damen, Sie haben, das kann man ohne Übertreibung sagen, mit Ihrem Stammtisch eine Institution geschaffen“, zeigte Schöler sich beeindruckt und gab eine Steilvorlage für Etta, die gerade überlegte, wie sie die Überleitung zu den von ihr und ihren Mitstreiterinnen gewünschten Themen erreichen könne: „Aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Ihr Erfolg auch mancherorts Neid erregt.“

      Etta strahlte ihn förmlich an, wenn auch etwas von oben herab, was der unterschiedlichen Körpergröße geschuldet war. „In der Tat, Herr Schöler, Sie sagen es. Da gibt es sogar einige Dinge, die zu erwähnen sind.“

      „Dann mal los, Verehrteste, ich bin ganz Ohr“, nickte der Chefredakteur.

      Und so berichtete Etta von den gemeinen Aktivitäten der abgewiesenen Damen und ihrer einflussreichen Männer und auch und besonders von der an ihr höchstselbst gerade vor einigen Tagen vorgekommenen, selbstredend unzutreffenden, Verunglimpfung.

      „Und, haben Sie einen konkreten Verdacht, wer dahinter stecken könnte?“, fragte Schöler interessiert und gleichzeitig empört tuend nach, ohne aber einen

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