Raue Februarwinde über den Elbmarschen. Manfred Eisner

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Raue Februarwinde über den Elbmarschen - Manfred Eisner

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glaube ich kaum, dass wir die Freunde überhaupt zusammenkriegen! Weiß man denn nicht, wer der Tote ist?«

      »Soweit ich erfahren konnte, ist nichts darüber bekannt. Aber allein die Tatsache des makabren Fundes ausgerechnet an diesem neuralgischen Ort lässt doch die Vermutung zu, dass es einer von uns ist. Rein psychologisch würde das zudem bestens in unsere Liste der Argumente gegen diesen verfluchten Windpark passen. Doch wahrscheinlich hast du recht. Bei diesem Wetter traut sich wohl kaum jemand vor die Tür, geschweige denn in sein Auto, um zu dir hinauszufahren. Aber bitte ruf doch alle unsere Freunde an und informiere sie. Sie sollen ihre Lauscher offen halten und alles zusammentragen, was sie in Erfahrung bringen können. Wir treffen uns dann, sobald wir mehr wissen und sich die Wetterlage beruhigt hat.« Martha hält einen Moment inne und fährt dann fort. »Sag mal, da fällt mir noch etwas ein: Weißt du, wo unser Lübecker Mitstreiter abgeblieben ist? Ich habe schon seit zwei Wochen nichts mehr von ihm gehört. Auch auf meine Mails hat er nicht geantwortet.«

      Als Elisabeth Beckstein sich dazu äußern will, wird sie von Martha unterbrochen. »Du auch nicht? Komisch! Na, dann man tschüss, liebe Elisabeth, hol di und erfriere ja nicht an deinem Deich!« Sie legt auf und überlegt. Vielleicht hat ihre ein wenig überkandidelte Aktivistin Martha gar nicht so unrecht mit dem Gedanken, dem verhassten Windkraftprojekt ein wenig ans Bein – oder eher zutreffend an den Mast – zu pinkeln. Sie ruft bei ihrem Vize, dem Gymnasiallehrer Menno Brauer, an und hat dessen Ehefrau Julia am Apparat. Ihr Mann sowie ihr Sohn Jonas seien unterwegs, erklärt Julia Brauer und versichert ihr, den beiden Bescheid zu geben, sobald diese wieder zu Hause eintreffen. Schließlich informiert Elisabeth Beckstein die medizinische Beraterin des Vereins, Frau Dr. Grete Voss. Diese verspricht, mit ihrem Kollegen, Herrn Dr. Vollmert, Kontakt aufzunehmen, von dessen Frau sie beiläufig beim heutigen Sonntagsgottesdienst erfahren habe, dass dieser zu einer Leichenschau gerufen worden sei.

       *

      Nili und Waldi winken ihren Kollegen hinterher, bis der Streifenwagen von der Hofauffahrt auf die Hauptstraße abgebogen ist. Während sie wieder in das Haus gehen und Waldi die Tür schließt, sagt er leise: »Sag mal, meine Schnuggelfrau, wo können wir uns hier ungestört ein wenig unterhalten? Ich muss dir etwas sehr Wichtiges sagen.«

      Nili schaut ihn zunächst verwundert an. »Ich habe wohl bemerkt, dass Ihnen etwas über die Leber gelaufen sein muss, mein geliebter Herr EKHK Mohr!«, bemerkt sie, nun lächelnd. »Bitte folgen Sie mir unauffällig!« Sie geht voran und öffnet die Tür zu Onkel Olivers Büro. »Hier dürfte uns heute wohl kaum jemand stören. Also, Liebster, was beschwert dein Gemüt?« Nili setzt sich in den Bürosessel am Schreibtisch.

      Nachdem Waldi ihr gegenüber auf dem Lehnstuhl Platz genommen hat, räuspert er sich und schaut auf den Boden. »Ich weiß nicht genau, wie und wo ich beginnen soll.« Er versucht erst einmal seine Gedanken zu ordnen. Nach kurzer Pause setzt er fort: »Also, ich muss da etwas weiter ausholen. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass zurzeit – und besonders hier im nördlichen Schleswig-Holstein – eine bittere Fehde zwischen Befürwortern und Gegnern von Windkraftanlagen ausgebrochen ist. Sicher, seit der Energiewende ist es nötig geworden, die nach und nach stillgelegten Kernkraftwerke durch Erzeugung alternativer Energien zu ersetzen. Dabei ist allerdings der Zuwachs an Windrädern in dieser Region um einiges zu hastig erfolgt. Dies geschah auch – und das muss ich leider betonen –, ohne die direkt davon Betroffenen vorab zu informieren und zu beraten, ihnen zuzuhören und vor allem ihre Zustimmung einzuholen. Den Bauern hier geht es bekanntlich nicht gut und sie waren wohl zum Teil sehr darauf erpicht, ihr schmächtiges Einkommen mit der Verpachtung von Landflächen zur Aufstellung der Windräder wesentlich aufzubessern. So weit, so gut. Doch besonders in den letzten drei Monaten haben wir eine rasante Zunahme der militanten Gegnerschaft bemerkt, die mit zahlreichen und teilweise berechtigten, aber auch ebenso an den Haaren herbeigezogenen Scheinargumenten ein regelrechtes Kesseltreiben gegen die Erbauer der Windkraftanlagen und deren Befürworter veranstalten. Was ich dir jetzt sage, Nili, ist selbstverständlich vertraulich. In unserem LKA-Dezernat 21 haben wir versucht, die Sachlage zu analysieren, sind aber immer wieder an Grenzen gestoßen, weil unsere Informanten – je nach ihrer persönlichen Einstellung – weitestgehend subjektive und besser gesagt weniger objektive Berichte abgeliefert haben.«

      »Ist die Sachlage tatsächlich derart drastisch, dass sich sogar das LKA dafür interessiert?«, wirft Nili ein wenig verwundert ein.

      »Nun ja, unsere beiden obersten Bosse, die Kriminaldirektoren Timo Freiberg und Rüdiger Voss, sowie mein Chef, Kriminaloberrat Andreas Heidenreich, sind offenbar dieser Meinung und befürchteten eine Eskalation. Um dieser Eventualität vorzubeugen, haben sie vor einiger Zeit beschlossen, einen verdeckten Ermittler in die Reihen der Windkraftgegner einzuschleusen, damit wir uns ein umfassendes Bild von den tatsächlichen Strömungen und Aktivitäten für und gegen Windkraft machen können.«

      »Euch erscheint also diese Angelegenheit wirklich derart akut?« Nili hat ein ungutes Gefühl.

      »Nun, um dir die Wahrheit zu sagen, habe ich bis heute auch nicht unbedingt daran geglaubt. Und nun hat sich auf einmal die Lage verändert.«

      »Was veranlasst dich zu dieser Aussage, Waldi? Du meinst doch damit nicht die aufgefundene Leiche, oder? Die kann jeder beliebige Täter ganz einfach dort deponiert haben, ohne dass dieses Verbrechen in irgendeinen direkten Zusammenhang mit ›pro‹ oder ›contra Windkraftanlagen‹ gebracht werden kann.«

      »Da muss ich dir leider widersprechen, meine geliebte Nili. Ich habe nämlich das Gesicht des Toten gesehen und ihn erkannt: Es ist unser LKA-Kollege Kriminalkommissar Werner Köppen!«

      Nili ist sprachlos. »Oh mein Gott, der Arme! Das trifft einen hart und tut wirklich weh! Warum hast du denn den hiesigen Kollegen nicht gleich gesagt, dass du den Toten erkannt hast?«

      »Aber Nili, denkt doch mal nach! Was meinst du, welch ein Tumult losbricht, wenn die Leute erfahren, dass hier ein verdeckter Ermittler des LKA eingeschleust und vermutlich deswegen sogar ermordet wurde? Es ist viel besser, wenn man in dieser Sache zunächst ein wenig im Dunkeln tappt, bevor die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Auf jeden Fall muss ich schleunigst zurück nach Kiel, um persönlich Meldung zu erstatten. Sollen sich doch die verantwortlichen Herren Gedanken machen, wie sie aus dieser Nummer wieder herauskommen!«

      »Natürlich hast du recht, Waldi! War dumm von mir!«

      Dieser will protestieren, doch Nili erhebt sich und geht mit einem vielversprechenden Gesichtsausdruck auf ihren Geliebten zu. Waldi steht auf, sie umarmen sich und geben sich einen sehr, sehr langen Kuss. Der enge körperliche Kontakt ihrer Leiber bleibt nicht ohne deren natürliche Folgen. Langsam zieht Waldi Nilis Jogginghose über ihre Hüften, dann tut Nili dasselbe bei ihm. Wenig später sitzen beide fast vollständig nackt in Onkel Olivers Bürosessel. Während sie sich abermals eng umarmen und liebkosen, dringt Waldi behutsam in sie ein, und bald schweben sie in den Wolken eines himmlischen Orgasmus.

      Rasch ziehen sie ihre Kleidung wieder an, wurde doch soeben mehrfach nach ihnen gerufen. Gerade haben sie sich zurechtgemacht und wieder hingesetzt, öffnet Tante Madde die Bürotür. »Ach, hier seid ihr!«

      »Ja, Tante Madde, Waldi und ich hatten etwas Berufliches zu besprechen.«

      »Weiß jemand, wann der nächste Zug nach Kiel geht?«, versucht Waldi abzulenken. »Ich muss mich dann wohl mal auf die Socken machen, ich will nämlich morgen früh unbedingt pünktlich in meinem Büro sein!«

      Nili schüttelt den Kopf. »Ich weiß leider nicht, wann von Oldenmoor aus die Züge gehen. Wahrscheinlich ist es besser, ich bringe dich nach Wrist. Von dort aus hast du, soweit ich weiß, stündlich eine direkte Regio-Verbindung. Ich hole mir nur schnell Imas Autoschlüssel, dann fahre ich dich erst einmal zu unserem Onkel Suhls Haus, damit du deine Sachen holen kannst.«

      Während

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