Der Kaiser schickt Soldaten aus. Janko Ferk

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Der Kaiser schickt Soldaten aus - Janko Ferk

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von Modena, Parma, Piacenza und Guastalla, von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara; Gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca; Fürst von Trient und Brixen; Markgraf von Ober- und Niederlausitz und in Istrien; Graf von Hohenems, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg et cetera; Herr von Triest, von Cattaro und auf der Windischen Mark; Großwojwode der Wojwodschaft Serbien et cetera et cetera, war nun, wie gesagt, ohne einen Nachfolger am Thron. Die Monarchie brauchte aber einen und es war Franz Ferdinand, der nach seinem Vater Karl Ludwig, der als zweitältester Bruder des Kaisers bis zu seinem Tod im Jahr achtzehnhundertsechsundneunzig offizieller Thronfolger war, von Gott und den Hausgesetzen dafür vorgesehen war.

      Dessen ungeachtet brauchte der Kaiser lang, bis er bereit war, Franz Ferdinand offiziell zum Thronfolger zu ernennen, weshalb dieser schon einmal fast verzweifelt die eine oder andere Bemerkung von sich geben konnte. „Ich werde nie offiziell erfahren, ob ich der Thronfolger bin oder nicht. Es ist geradeso, als ob ich schuld wäre an der Dummheit von Mayerling.“

      An Franz Josephs Diktum, solange er lebe, regiere er und niemand anderer, wird es nicht gelegen haben, sondern schlicht und einfach daran, dass er sich für seinen Neffen zeitlebens nicht erwärmen konnte.

      Franz Ferdinand war, und das war das Wichtigste, Habsburger, Katholik sowie Offizier, und als Este-Universalerbe, auch ohne genügende Italienischkenntnisse, ein sehr reicher junger Mann. Er hatte umfangreichen Grundbesitz und viel Geld geerbt. Es war ihm möglich, im Jahr achtzehnhundertsiebenundachtzig das große Schloss Konopischt mit Grundbesitz rund fünfzig Kilometer südlich von Prag zu kaufen und auch ein Barockhaus in Chlumetz. Beide ließ er großartig aus- und umbauen, womit sich Franz Ferdinand zum Luxus-Erzherzog entwickelte.

      Der Sankt-Veits-Tag wird nach dem Julianischen Kalender am fünfzehnten und nach dem Gregorianischen am achtundzwanzigsten Juni gefeiert.

      Noch fünfhundert Jahre nach der großen Schlacht, und auch später, war den Serben zum Feiern zumute. Sie sind eines der wenigen europäischen Völker, die nicht ihren ruhmvollen Sieg, sondern ihre glorreiche Niederlage bejubeln. Und wie.

      Zum ersten Mal wurde der junge serbische Staat mit seiner stolzen Nation am achtundzwanzigsten Juni achtzehnhundertneunundachtzig inszeniert und zelebriert. Drei Jahre später wurde der Tag in den Feiertagskalender der serbisch-orthodoxen Kirche aufgenommen.

      Der achtundzwanzigste Juni wurde in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder benützt. Fünfhundertfünfundzwanzig Jahre später, zum Beispiel, wollte der „Österreicher“ in Sarajevo einziehen. Wollte symbolisch die Unterwerfung Bosniens und der Herzegowina verherrlichen. Wollte.

      Der Wiener Hof, der morganatisch verheiratete Erzherzog und sein Statthalter in Bosnien hatten nicht begriffen, wie sensibel, geradezu empfindlich, und stolz, Südslawen sein können. Wahrscheinlich wollten sie es nicht einmal verstehen. Es war nicht der Mühe wert. Was scherten die paar aufmüpfigen Serben die erhabenen Österreicher …

      Franz Ferdinand begann sich im Lauf des Sommers krank zu fühlen, was sich dadurch äußerte, dass er leicht ermüdete, ohne richtigen Appetit und antriebslos war, abnahm und immer wieder Fieber hatte.

      Die Untersuchungen ergaben eine unumstößliche Diagnose, Franz Ferdinand hatte Tuberkulose. Die Ärzte rieten ihm zu verschiedenen Kuren. Er brauche völlige Ruhe, vorzugsweise in einem milden Klima.

      Seine Reisen auf der Suche nach Gesundheit führten ihn in verschiedene Länder, von Ägypten über die schöne Insel Mali Lošinj bis nach Südtirol. Er sah auf einer Reise um die Erde auch die weite Welt. Australien, Indien, Indonesien, Japan, Kanada und Nordamerika. Nicht selten äußerte er sich über die autochthone Bevölkerung der Länder, die er besuchte, in einer herabwürdigenden und eines Aristokraten unwürdigen Weise.

      Erst nach Jahren, im März achtzehnhundertachtundneunzig, wurde Franz Ferdinand endlich als von der Tuberkulose genesen erklärt. Einen Kampf, er hatte mehrere auszufechten, hatte er gewonnen, nämlich den um seine Gesundheit, doch hatte die langwierige und eher schwere Erkrankung bleibende körperliche Behinderungen hinterlassen. Franz Ferdinand musste raues Klima meiden, sollte sich nicht über längere Zeit in Städten aufhalten und vor allem seinen Körper nicht über Gebühr anstrengen. Außerdem litt er zeitweise an Asthma.

      Die Krankheit hatte noch andere Folgen hinterlassen. Franz Ferdinand wurde durch sie gleichsam geschärft, gehärtet und fast verbittert. Nach seiner Genesung war er fest entschlossen, seinen Widersachern, und von denen hatte er am Wiener Hof, das heißt, rund um Franz Joseph, genug, nicht klein beizugeben. Er wollte sich behaupten. Er wollte seiner Rolle, immerhin war er der Thronfolger, gerecht werden.

      Für diesen besonderen Gerechtigkeitssinn hatte jedoch einer nichts übrig und der war gerade Kaiser. Er wollte Franz Ferdinand nicht in seiner Nähe haben, suchte nicht seine Unterstützung und überlegte, wohin er ihn abschieben könnte. Schließlich entschied er, für Franz Ferdinand eine halbwegs entsprechende militärische Position zu finden. Und so wurde der Thronfolger am neunundzwanzigsten März achtzehnhundertachtundneunzig Generalinspekteur der Armee, der Soldaten des Kaisers.

      In einem Begleitschreiben des Chefs der Militärkanzlei Arthur Heinrich Freiherr von Bolfras waren die Befugnisse und Tätigkeiten aufgelistet. Franz Ferdinand durfte Memoranden zu vorgegebenen Themen verfassen, Vorschläge zur Verbesserung der Schlagfähigkeit der bewaffneten Macht machen und bei wichtigen Manövern ein Armeekorps befehligen. Zur Unterstützung wurde ihm ein militärischer Stab zugeteilt, der aus einem Generalstabsoffizier als seinem Adjutanten und einem Hauptmann als seinem Ordonnanzoffizier bestand.

      In oder zur Anerkennung dieser neuen Stellung des Thronfolgers überließ der Kaiser ihm Schloss Belvedere als dessen offiziellen Wohnsitz in der Haupt- und Residenzstadt.

      Letztlich besiegelte diese Stellung sein Schicksal. Und das seiner Ehefrau Sophie.

      Franz Ferdinand befand sich Ende Juni achtzehnhundertdreiundneunzig seit mehr als einem halben Jahr mit großer adeliger und nichtadeliger Gefolgschaft auf seiner „Reise um die Erde“, während die Serben und ihre Kirche zum zweiten Mal hochoffiziell ihren größten Feiertag begingen.

      Der Erzherzog verschwendete naturgemäß keinen Gedanken daran, sondern notierte in seinem Tagebuch, dass im Regierungsgebäude von Amboina auf Papua ein Diner stattfinden werde, vor dem er sich auf einen Spaziergang begebe, während die Damen hierzu ihre Toilette, wie es hieß, machten.

      Ehrgeizig, misstrauisch und stets zu Geringschätzung sowie Spott aufgelegt, führte er sein Reisebuch. Jeder erlegte Elefant und jedes abgeknallte Stinktier wurden darin genauestens vermerkt. Eine einzige Buchhaltung des Todes war es schließlich, als er am achtzehnten Oktober achtzehnhundertdreiundneunzig nach Wien zurückkehrte.

      Die meisten Völker fanden vor seinen Augen wenig Gnade, an die Serben, wie bereits vermerkt, dachte er wohl nicht. Insgesamt könnte man in seinem Sinn und seinem oft unfreiwilligen Humor sagen, er habe die Welt gesehen, es gehe aber nichts über Österreich.

      Wie auch immer, in seinem Tagebucheintrag vom achtundzwanzigsten Juni achtzehnhundertdreiundneunzig schrieb Franz Ferdinand über ein Abendessen. „Erst in später Stunde endete das Diner, worauf wir und der Resident uns auf dem Regierungsdampfer ‚Arrant‘ einschifften, um die Nacht hindurch nach der Insel Buru zu fahren, wo wir zwei Tage zu bleiben gedachten.“

      Franz

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