Der Kaiser schickt Soldaten aus. Janko Ferk
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Die Organisation etablierte sich in Serbien erwartungsgemäß in kürzester Zeit und es gelang ihr, eine Untergrundverbindung nach Bosnien und in die Herzegowina einzurichten.
Seltsamerweise reagierten die Frauen und Männer in Bosnien und der Herzegowina ganz anders. Nach außen hin war es ruhig. In Sarajevo kam es weder zu Aufmärschen noch zu Unruhen. Das Leben ging weiter. Trotz österreichischer Fuchtel.
Damals war ein bosnisches Nationalbewusstsein noch kein Thema. Dafür waren sich die Völker, römisch-katholische Kroaten, orthodoxe Serben und gläubige Moslems, zu uneinig, eigentlich waren sie sich schon über Jahrhunderte völlig uneinig, es verband sie nur der wechselseitige Hass. Drei Konfessionen, drei Völker und um ein Vielfaches mehr als drei Probleme … Hier war der Grund zu finden, weshalb in Bosnien keine Organisation gegründet wurde, die sich gegen die Annexion ernsthaft und kraftvoll aufgelehnt hätte.
Es gab keinen Bosnier, der aufgestanden wäre und zum Kampf gegen Österreich-Ungarn aufgerufen hätte. Lediglich eine Gruppe von Gymnasiasten blieb stehen, als während einer Heiligen Messe in der serbisch-orthodoxen Kathedrale von Sarajevo der Metropolit die Kirchgängerinnen und -gänger aufforderte, niederzuknien und den Segen Gottes auf Kaiser Franz Joseph und das Erzhaus zu erflehen.
Franz Joseph hatte in seiner Annexionsproklamation ein großes Versprechen abgegeben. Die beiden Länder sollten eine Verfassung und ein Parlament bekommen. Die Verwirklichung dieses Vorhabens hätte die annektierten Gebiete auf eine Ebene mit anderen Ländern, wie beispielsweise Böhmen, gestellt.
Nur die Gymnasiasten, darunter solche wie Gavrilo Princip, glaubten nicht daran, dass ihnen und ihren verarmten Leuten aus Wien Gerechtigkeit widerfahren würde. Ihr Ideal suchten sie bestimmt nicht im entfernten und überheblichen Wien, das sie Beč nannten, und seinen verhassten Habsburgern, sondern in einem neuen und unabhängigen südslawischen Staat. In einem Jugoslawien. Ohne Österreich-Ungarn. Ohne Beč. Ohne Franz Joseph. Ohne jedweden Franz. Ohne Serbenhass. Ohne Gottesgnadentum.
Und so lasen sie fragwürdige Flugzettel, anarchistische Literatur und großserbische Propaganda. Mit vielen Worten machten die Urheber der Schriften ihrem unverhohlenen Hass Luft. Einem Hass, an dem sie anderenfalls erstickt wären.
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