Finde deine Lust!. Nicole Siller
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Es wäre doch wunderbar, wenn sich mehr Frauen und Männer gerade auch in jenen sensiblen und intimen Bereich trauen würden und ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte wahrnehmen und zeigen dürften. So kann man für sich selbst und mit anderen Schritt für Schritt das Terrain erkunden und ausweiten. Niemand da draußen ist in der Lage, uns zu sagen, was uns wirklich guttut, wer wir wirklich sind, welche Wege wir am besten wählen. Wenn wir lernen, gut in uns hineinzuspüren und ein sicheres Umfeld haben, in dem wir uns selbst neu erleben können, wird das klarer und wir werden immer mutiger, uns zu zeigen – mit unseren ganz individuellen sexuellen Phantasien, Begehrlichkeiten, Attraktionscodes oder auch unseren sexuellen Erregungs- und Anziehungsmustern. Wie schön wäre es, wenn wir uns authentisch ausprobieren und erfahren dürften.
Empathie und Miteinander – von Kindesbeinen an
Schon Säuglinge haben offenbar ein Verständnis von Gerechtigkeit und Gleichheit und setzen sich frühzeitig gegen Nutznießer zur Wehr. Und einjährige Kinder helfen anderen auch dann, wenn sie nicht selbst davon profitieren – das haben unterschiedliche Experimente gezeigt.
Was wäre möglich, wenn man auf diesen wunderbaren Eigenschaften aufbauen würde? Wenn wir von klein auf ein gelingendes Miteinander leben könnten? Wenn wir lernen würden, wie man kommuniziert, zuhört, mitfühlend ist? Wenn wir spüren dürften, ohne, dass uns jemand sagt, dass es ganz anders sei. Wenn wir spüren dürften, dass wir etwas wert sind? Wenn ein Ja neben einem Nein voll akzeptiert werden würde? Wenn wir uns also natürlich entwickeln könnten?
Wie würde es uns gehen, wenn wir auch herausfordernden Gefühlen, wie Trauer, Angst, Zorn oder Scham, gesund Ausdruck verleihen dürften? Wenn wir sie ausagieren könnten – durch Umarmungen, körperliche Bewegung etc.? Wenn wir gelernt hätten, diese Gefühle weder gegen uns selbst, noch gegen andere zu richten? Wenn wir wüssten, dass sie zu uns gehören und da sein dürfen, wie auch Freude, Liebe, Begeisterung, Dankbarkeit, Gelassenheit. Wie wäre es, wenn wir ein liebevolles Miteinander leben, in dem es uns allen besser geht, weil wir einander unterstützen?
Das waren viele Fragen, ich weiß. Aber sollten wir uns die nicht hin und wieder stellen? Nicht um uns zu grämen oder Schuldige zu finden, sondern um unserem inneren Kind vielleicht jetzt selbst beizustehen. Oder um es bei unseren Kindern, so gut es geht, besser zu machen?
Ja, es wäre wunderbar, wenn wir damit aufgewachsen wären, unser Leben mit allen Sinnen, also mit Sinnlichkeit in allen Facetten, selbstverständlich zu leben. Wenn wir unseren eigenen Körper von klein auf erkunden und erfahren hätten dürfen, er uns also vertraut wäre und wir ihn mögen würden – auch wenn uns „die Wirtschaft“ in die entgegengesetzte Richtung dirigieren will. Wir wären viel gesünder, genussfähiger, erholter, achtsamer, fröhlicher – freier! Aber: Wir sind, wie wir sind. Warum nicht lieben, was wir sind und haben (und dennoch wirkliche Selbstfürsorge üben und leben)?
Wie Lust neu werden kann
Wenn wir uns frei entfalten könnten, wäre auch unsere Sexualität, unser Liebesleben ein völlig anderes. Denn sexuelle Erregung bzw. sexuelle Höhen entstehen nicht durch mechanisches Reiben oder Bespielen bestimmter Körperstellen. Sie sind das Ergebnis von erlaubter Hingabe, möglichst frei gelebter Lust und einer selbstverständlichen Vertrautheit mit dem eigenen Körper und den eigenen Gestaltungsmöglichkeiten im Miteinander.
Sexualität ist eine Form der Kommunikation. Nützen wir sie.
Begehren weckt Begehren, Erregtheit weckt Erregtheit, intensivere Begegnungen sind möglich. Männer und Frauen sind aufmerksam genug, um sich auf das gemeinsame Spiel des Führens und Führen-Lassens mit allen Sinnen einzulassen.
Immer geht nicht. Punkt.
Für immer mehr interessierte Menschen ist es logisch und vertraut, dass eine Frau beim Sex selten nach einem bestimmten Muster funktioniert oder zumindest nicht zuverlässig immer nach demselben. Viele Männer funktionieren da scheinbar direkter, rascher und einfacher.
Jetzt machen wir die Klischeeladen wieder zu und dürfen einander neugierig erkunden. Dann werden wir feststellen, jeder Mensch – auch der, mit dem wir uns gerne vergnügen möchten oder es schon länger machen – hat je nach Stimmung, Zeitqualität, Stressfaktoren, Tageszeiten, Gesundheitszustand, Sorgen und Möglichkeit unterschiedliche Bedürfnisse und Gelüste.
Immer mehr Menschen, gleich welchen Geschlechts, verstehen bzw. begreifen, dass es an der Zeit ist, neue, wohltuende und wirklich wertschätzende Wege im Miteinander zu finden. So können Männlichkeit und Weiblichkeit mit ihren speziellen Qualitäten einander ergänzend und entfaltend gelebt werden.
Vom Spielen eines Klaviers
Ein Klient, Pianist, Anfang 60, wollte seine Frau nach Jahren neu „erforschen und begreifen“ und erzählte mir seine Geschichte: „Wir versuchen beide seit Jahren, uns neu zu entdecken, haben schon einiges probiert. Heute wissen wir, wir gehören zusammen, und sind dadurch mutiger und offener geworden. Es geht um schöne gemeinsame Genusserlebnisse, Qualität vor Quantität. Mein Aha-Erlebnis war, als meine Frau mich bat, mir vorzustellen, sie intim so zu berühren, als spiele ich mein Klavier. Einmal entlocke ich ihm ganz leise Töne, ganz zarte, geschmeidige Berührungen bringen die Tasten zum Schwingen, dann wieder flotte Tempi, ich mache eine kurze Kunstpause, bestimmte und sogar heftige Anschläge werden sorgsam eingesetzt … Diese Anregung hat mir neue Perspektiven eröffnet. Jetzt erspüre ich die Erregung und die Bedürfnisse meiner Frau beim Sex ganz anders, kann viel intensiver auf sie eingehen. Es ist wie ein gemeinsamer Tanz, meine Berührungen und ihre Reaktionen darauf. So ist eine neue, unglaubliche Nähe entstanden, die uns in einen gemeinsamen Rauschzustand heben kann.“
Frauen aufgewacht!
In vielen Teilen der Welt haben Frauen heute aufgrund sozial- und gesellschaftspolitischer Gegebenheiten und einer besseren (Aus-)Bildung die Möglichkeit, selbst für sich wählen und sorgen zu können. Über weite Strecken des Lebens (Babypausen oft ausgenommen!) sind sie in der Lage, Ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, bzw. einen essenziellen Teil zum Unterhalt der ganzen Familie beizutragen. Es gibt für sie keine zwingenden oder logischen Gründe mehr, sich unterzuordnen, und so bietet sich jetzt die Gelegenheit, ein neues, gesundes und viel freieres Miteinander zu gestalten. Im Sinne aller.
Sandra Konrad („Das beherrschte Geschlecht“) meint, dass die Sterne jetzt gut stünden: Die Frau von heute habe vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte die Macht, sich von Minderwertigkeiten und verschriebenen Normen zu lösen. Beide Geschlechter würden davon profitieren, wenn sie dies tatsächlich wage und tatsächlich