Die Forsyte-Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte-Saga - John Galsworthy

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gewiß etwas zu hören bekommen. Geschah ihm recht, warum nahm er sie so weit mit, um das Haus anzusehn! Der richtige Platz ein Haus zu betrachten, ist der Rasenplatz davor.

      Sie sahen ihn. Er streckte den Arm aus und winkte krampfhaft, um sie zu ermuntern. Aber sie waren stehen geblieben. Wozu standen sie dort denn still; schwätzten und schwätzten? Nun gingen sie wieder weiter. Sie hatte ihm einen Rüffel gegeben, daran zweifelte er nicht im geringsten, und es war auch kein Wunder, denn ein solches Haus – ein großes garstiges Ding, keines der Art, an die er gewöhnt war.

      Er blickte aufmerksam auf ihre Gesichter mit den blassen, unbeweglich starren Zügen. Dieser junge Mann sah sehr sonderbar aus!

      »Daraus werden Sie nie was machen!« sagte er scharf und wies auf das Gebäude; »zu neumodisch!«

      Bosinney starrte ihn an, als habe er ihn nicht gehört; und Swithin schilderte ihn später Tante Hester als »einen ganz extravaganten Burschen – hat eine sonderbare Art einen anzusehen – der ungeschliffene Tölpel!«

      Was die Veranlassung zu dieser plötzlichen Probe von Psychologie war, gab er nicht an. Wahrscheinlich Bosinneys vorstehende Stirn, Backenknochen und Kinn, oder etwas Hungriges in seinem Gesicht, das mit Swithins Begriff einer stillen Sattheit, die den vollendeten Gentleman charakterisieren soll, nicht übereinstimmte.

      Die Erwähnung einer Tasse Tee heiterte ihn auf. Er verachtete Tee – denn sein Bruder Jolyon hatte seine Geschäfte in Tee gemacht und eine Menge Geld dabei verdient – aber er war so durstig, und hatte einen solchen Geschmack im Munde, daß er bereit war zu trinken, was es auch sein mochte. Er wollte Irene gern von diesem Geschmack im Munde berichten – sie war so teilnehmend – aber das wäre nicht vornehm; er rollte die Zunge zusammen und schnalzte damit leise an seinen Gaumen.

      In einer entfernten Ecke des Zeltes neigte Adolf seinen katzenartigen Schnauzbart über einen Kessel. Dann ließ er ihn stehen, um eine halbe Flasche Champagner aufzuziehen. Swithin lächelte, und Bosinney zunickend, sagte er: »Na, Sie sind ja der reine Monte Christo!« Dieser berühmte Roman – einer von dem halben Dutzend, die er gelesen – hatte einst einen außerordentlichen Eindruck auf ihn gemacht. Er nahm das Glas vom Tisch und hielt es von sich ab, um die Farbe zu prüfen. So durstig er war, wollte er doch nicht irgend ein schlechtes Gebräu trinken! Dann setzte er es an die Lippen und nippte daran.

      »Ein ganz guter Wein,« sagte er schließlich und hielt ihn sich vor die Nase, »mit meinem Heidsieck aber nicht zu vergleichen!«

      In diesem Augenblick war ihm der Gedanke gekommen, daß der junge Architekt sich in Mrs. Soames verliebt haben könnte, wie er sich später bei Timothy äußerte. Und von diesem Moment an quollen seine hellen runden Augen im Eifer über diese Entdeckung noch mehr hervor als sonst.

      »Der Mensch,« sagte er zu Mrs. Septimus – »folgt ihr mit den Augen wie ein Hund – der arme Tölpel! Mich wundert das nicht – sie ist eine ganz entzückende Frau, »der Gipfel der Holdseligkeit, möchte ich sagen!« Eine vage Erinnerung an den Duft, der Irene umwehte, den Duft einer halberschlossenen Blume mit glühendem Kelch, hatte ihn zu diesem Bilde angeregt. »Aber ich war meiner Sache erst sicher,« sagte er, »als ich ihn ihr Taschentuch aufheben sah.«

      Mrs. Smalls Augen brannten vor Erregung.

      »Und gab er es ihr zurück?« fragte sie.

      »Ob er es zurückgab?« erwiderte Swithin. »Ich sah ihn sich den Mund damit wischen, als er glaubte, ich schaute nicht hin!«

      Mrs. Small rang nach Atem – sie war zu erregt um zu sprechen.

      »Aber Irene ermutigte ihn nicht,« fuhr Swithin fort. Er stockte und starrte ein oder zwei Minuten in der Weise vor sich hin, die Tante Hester so erschreckte – denn er erinnerte sich plötzlich, daß sie Bosinney vor der Rückfahrt im Wagen zum zweiten Mal die Hand gereicht und sie ihm sogar überlassen hatte ... Um sie ganz für sich zu haben, hatte er seine Pferde lebhaft mit der Peitsche angetrieben. Aber sie hatte zurückgeschaut und auf seine erste Frage gar nicht geantwortet. Auch ihr Gesicht hatte er nicht sehen können – sie hielt es beständig tief gesenkt.

      Es gibt irgendwo ein Bild von einem Manne – Swithin hatte es nie gesehen – der auf einem Felsen sitzt, und neben ihm, in das stille grüne Wasser tauchend, eine Seenymphe auf dem Rücken, mit der Hand auf der nackten Brust. Ein verhaltenes Lächeln liegt auf ihrem Gesicht – ein Lächeln hoffnungsloser Ergebung und geheimer Lust. So mochte Irene wohl gelächelt haben, als sie dort neben Swithin saß.

      Nun er, vom Champagner angeregt, sie ganz für sich hatte, schüttete er ihr sein Herz mit allem Ungemach aus. Er sprach von seinem geheimen Groll gegen den neuen Küchenchef im Klub; seinem Ärger über das Haus in Wigmore Street, wo der Halunke von Mieter Bankrott gemacht hatte, weil er für einen Schwager eingesprungen war – als ob man sich nicht selbst der Nächste sei; von seiner Schwerhörigkeit und dem Schmerz, den er zuweilen in der rechten Seite hatte. Sie hörte ihm zu, ihre Augen schwammen in Tränen. Er dachte, sie nähme tiefen Anteil an seinem Leiden und hatte großes Mitleid mit sich selbst. Und doch fühlte er sich in seinem Pelz mit den Knopflochriegeln über der Brust, den Hut schief auf der Seite und der schönen Frau im Wagen, vornehmer als je.

      Jedoch ein Krämer, der mit seinem Mädel eine Sonntagsfahrt machte, schien von dem gleichen Gefühl beseelt zu sein. Der Kerl ließ seinen Esel neben dem Wagen dahergaloppieren und saß aufrecht wie eine Wachsfigur in seinem offenen Gefährt. Sein Kinn lag ebenso würdevoll auf dem roten Halstuch, wie Swithins auf seiner bauschigen Krawatte; und das Mädchen äffte mit einer schmierigen Boa, deren Enden sie nach hinten flattern ließ, die Modedame nach. Ihr Schatz fuchtelte mit einem Stock herum, an dessen Ende ein Stück zerfaserter Schnur herabhing, ahmte mit seltener Treue jede schwungvolle Bewegung von Swithins Peitsche nach und drehte den Kopf mit einem Blick zu seiner Dame hin, der eine unheimliche Ähnlichkeit mit Swithins ureigenem Starren hatte.

      Wenn Swithin auch von der Gegenwart dieses rohen Patrons eine Weile nichts merkte, hatte er doch plötzlich das Gefühl, als würde er zum besten gehalten. Er streifte mit seiner Peitsche die Flanke der Stute, die beiden Wagen blieben jedoch durch einen fatalen Zufall weiter neben einander. Swithins gelbes gedunsenes Gesicht ward rot; er hob die Peitsche zu einem Hieb auf den Krämer, blieb aber durch ein besonderes Eingreifen der Vorsehung davor bewahrt, seine Würde so weit zu vergessen. Durch einen Torweg kam eine Equipage angefahren und zwang Wagen und Eselkarren dicht an einander; die Räder knirschten, das leichtere Gefährt hakte sich fest und wurde umgerissen.

      Swithin sah nicht danach hin. Um keinen Preis hätte er angehalten, um dem Flegel zu helfen. Geschah ihm recht, wenn er den Hals brach!

      Aber er hätte es auch nicht gekonnt, wenn er gewollt hätte. Die Grauen waren scheu geworden. Der Wagen wurde von einer Seite auf die andere geschleudert, und die Leute blickten erschrocken auf, als sie vorübersausten. Swithins kräftige Arme waren lang ausgestreckt und zerrten an den Zügeln. Seine Backen blähten sich auf, die Lippen waren zusammengepreßt, sein gedunsenes Gesicht vor Zorn dunkelrot.

      Irenens Hand lag auf dem Wagenrand, und bei jedem Schleudern umfaßte sie ihn fest. Swithin hörte sie fragen:

      »Wird's ein Unglück geben, Onkel Swithin?«

      Er stieß keuchend hervor: »Es ist gar nichts; 's geht nur ein bißchen – forsch!«

      »Ich habe noch nie einen Unglücksfall erlebt!«

      »Nur stillsitzen!« Er warf einen Blick auf sie. Sie lächelte, war vollkommen ruhig. »Sitze ganz still,« wiederholte er. »Keine Furcht, ich bringe dich sicher nach Haus!«

      Und mitten in aller furchtbaren Anstrengung

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