Gott finden. Wie geht das?. Matthias Beck

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Gott finden. Wie geht das? - Matthias Beck

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oder einfach gerne miteinander Zeit verbringen. Aristoteles (384 –322 v. Chr.) hat diese verschiedenen Ebenen anhand von Freundschaften beschrieben10: Es gibt Freundschaften, die man pflegt, weil man einen Nutzen davon hat oder wegen der gemeinsamen Lusterfahrung, oder – als höchste Form – weil es einem um die Freundschaft als Freundschaft geht.11 Man will mit dem Anderen befreundet sein, weil man mit ihm zusammensein will. Mit diesen Menschen will man sein Leben teilen und um des Zusammenseins willens zusammensein, ohne weitere Zwecke damit zu verbinden.

      Das Christentum sagt

       darüber hinaus, dass es

       darum gehe, den Anderen

       um seiner selbst willen zu lieben, ohne weitere Bedingungen.

      Immanuel Kant spricht davon, dass es darum gehe, den Anderen um seiner selbst willen zu achten. Er entwickelt dies im Zusammenhang mit dem Begriff der Menschenwürde. Das Christentum sagt darüber hinaus, dass es darum gehe, den Anderen um seiner selbst willen zu lieben, ohne weitere Bedingungen. Man soll den Anderen nicht (vollständig) verzwecken. Allerdings weiß jeder, dass es in Beziehungen immer wieder geschehen kann, dass der Eine mit dem Anderen berechnend umgeht.12

      Das Berechnende stört das Vertrauen zwischen Menschen. Der Andere wird nicht mehr um seiner selbst willen angenommen, sondern nur unter bestimmten Bedingungen. Diese muss er erfüllen. Dadurch wird das Verständnis füreinander abnehmen. Daher muss man an Freundschaften arbeiten. Sonst passiert es, dass man einander nicht mehr versteht, sich auseinanderlebt und womöglich auseinandergeht. Es gibt ein wohlwollend-liebendes Miteinander, aber auch das Gegenteil davon: Streit, Hass und Verachtung.

      Wir suchen nach

       Phänomenen, die diesem

       »um seiner selbst

       willen« oder dem

       »aus sich selbst

       heraus«

       entsprechen.

      Die Frage ist, ob es so etwas wie das »Um seiner selbst willen« oder »Aus sich selbst heraus« überhaupt gibt, oder ob nicht alles einer Berechnung unterliegt. Im alltäglichen Leben mag vieles dem Kalkül unterliegen. Die Frage ist aber, ob das schon alles ist. Denn wenn wir in diesem Buch auf die Suche nach dem Absoluten gehen, dann suchen wir nach Phänomenen, die diesem »Um seiner selbst willen« oder dem »Aus sich selbst heraus« entsprechen. Um bei Letzterem zu bleiben: Allein dasjenige (oder derjenige), das (oder der) durch nichts Anderes geworden ist, sondern aus sich selbst heraus ist (nicht geworden ist), ist das Göttliche – wenn es das überhaupt »gibt«. Doch wenn es das gibt, kommt es nicht von woanders her, sondern ist aus sich selbst heraus: ohne Raum, ohne Zeit, ewig. Es ist in diesem Sinne das Selbstverständliche, das sich aus sich selbst heraus versteht und aus sich selbst heraus ist und den Anderen um seiner selbst willen annimmt.

      Wenn es so sein sollte, dass das Göttliche aus sich selbst heraus ist, dann ist die Frage, warum es aus sich selbst heraus ist, sinnlos. Das »Aus-sich-selbst-heraus-Seiende« kann nicht durch etwas Anderes begründet werden. Es begründet sich selbst, es ist, was es ist, es erklärt sich aus sich selbst heraus. Es ist wie ein mathematisches Axiom, das auch nicht mehr durch etwas Anderes erklärt werden kann. Das »Aus-sich-selbst-heraus-Sein« kann dann etwas Anderes, von sich Unterschiedenes, aus sich entlassen. Sollte am Anfang eine Energie gewesen sein, dann stellt sich sofort die Frage, woher diese Energie stammt. Da besagt das Wort »En-ergie« etwas Treffendes: En-ergeia bedeutet im Griechischen: etwas ins Werk setzen. Das kommt in die Nähe dessen, was christliche Theologie als Schöpfung bezeichnet. Die Energie kann etwas ins Werk setzen, sie kann aber sich selbst nicht ins Werk setzen, sie kommt von woanders her. Zusammengefasst: Alles innerweltlich Endliche ist von einem Anderem her. Allein das Göttliche ist aus sich selbst heraus und nicht von etwas Anderem her. Es kann aus dem Nichts etwas schaffen (»creatio ex nihilo«).

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