5 – 2 = 7. Viktoria Sommer

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5 – 2 = 7 - Viktoria Sommer

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wurde ich furchtbar müde. Herzhaft musste ich gähnen, wurde auf meine weiche, kuschelige Unterlage gebettet und schlief zufrieden ein.

      Ich erwachte von einem für Katzenohren fremden Geräusch, einem anhaltenden Brummen. Dass es Motorengeräusch war und ich in einem Taxi saß, wusste ich nicht. Wie konnte ich auch? Schließlich hatte es solche merkwürdigen Ungetüme im Basarviertel nicht gegeben, weil dort keine Autos fahren dürfen. Nun denn, sollte es ruhig brummen. Ich kuschelte mich in meine schöne, weich gepolsterte Tasche, die die junge Frau auf dem Schoß und in der ich die erste Nacht bei ihr verbrachte hatte.

      Nach einer Weile merkte ich aber, dass ich gar nicht mehr müde war. Ich hatte ja heute schon etwas gefuttert, fühlte mich kräftiger und verspürte überhaupt keine Lust, während der ziemlich rasanten Fahrt nur die Innenseite meiner Tasche anzustarren. Also versuchte ich – die angeborene Neugier der Katzen –, mich ohne Hilfe auf die Hinterbeine zu stellen, um über den Rand der Tasche schauen zu können und zu erkunden, was da vor sich ging. Plumps! Prompt fiel ich zurück, so einfach ging es doch noch nicht. Die junge Frau, die meine Anstrengungen beobachtet hatte, nahm die Tasche hoch und kippte eine Seite herunter, sodass ich meine Umgebung sehen konnte.

      Uuuiii, war das aufregend! Bäume, Felder und vereinzelte Häuser flitzten vorbei. Ich konnte das alles gar nicht genau erkennen, so schnell ging es. Aber ich war hell begeistert, kannte ich doch bisher nur die kleinen Gassen des Basarviertels.

      Plötzlich tat sich vor mir eine unendlich weite, blaue Fläche auf. Das Meer, ich staunte. Ein mir vollkommen neuer Geruch drang durch das ein wenig heruntergekurbelte Fenster. Begierig schnupperte ich. Die Häuser wurden dichter, der Verkehr nahm zu. Das Ungetüm fuhr langsamer, ruckte an und blieb vor einem hübschen Haus stehen. Ich wurde in die Tasche zurückgelegt, die junge Frau zahlte, wir stiegen aus und gingen auf das Haus zu. Durch ein schmiedeeisernes Tor gelangten wir in einen kleinen schattigen Innenhof, wo verschiedene Pflanzen in großen Kübeln standen.

      Neben einer weiß gestrichenen Tür gab es einen Klingelknopf. Drrrrrr! Eine junge Frau in einem weißen Kittel öffnete. Nachdem ein paar Worte gewechselt worden waren – „Ach, ist der süß“, meinte die Frau und streichelte mich –, bat sie uns hereinzukommen. Durch eine weitere Tür betraten wir einen Raum, in dem einige weiße Schränke und ein schmaler, hoher, blanker Tisch standen, an dem ein Mann, ebenfalls in weißem Kittel, hantierte. Der Tierarzt.

      Meine Tasche wurde auf den Tisch gestellt. Der Mann nahm mich vorsichtig heraus und stellte mich auf meine drei Beinchen, da ich das vierte ja nicht aufsetzen konnte. Iiiihhh, wie glatt und kalt der Tisch war!

      Der Tierarzt strich sanft über meinen Kopf, holte etwas Blankes, Dünnes aus einem Schrank, und ehe ich mich versah, spürte ich einen kleinen Pikser im Nackenfell. Später wusste ich, dass das meine erste Impfung war. Es tat nicht sonderlich weh, ich spürte es kaum. Wenn er weiter nichts Schlimmes mit mir vorhatte … Hatte er aber, das würde ich gleich merken. Er begann jetzt nämlich, mich zu untersuchen und besonders sorgfältig meine Hüfte abzutasten. Uff, das wurde mir nun aber zu dumm! Hörte er denn damit gar nicht auf? Na warte, dem würde ich zeigen, wo seine Grenzen liegen. Als er mich kurz losließ, holte ich mit der rechten Vorderpfote und meinen ausgefahrenen Krallen aus und zielte auf seinen Handrücken. Sofort fing der an zu bluten. Doch der Tierarzt lachte: „So klein und schon so frech.“

      Die junge Frau entschuldigte sich lächelnd. Pah, Entschuldigung … Nichts da. Ein kleiner stolzer Kater, der sich nicht gefallen lässt, dass man ihm wehtut, hatte ihm eine Lektion erteilt. Nach meiner Attacke wagte er es nicht mehr, mich anzufassen. Ich wurde behutsam in meine Tasche zurückgesetzt. Dann entspann sich ein kurzes Gespräch.

      „Madame, ich kann Sie beruhigen. Der rechte Hüftknochen ist angebrochen. Vielleicht wissen Sie es nicht, aber wir brauchen nicht zu operieren, denn bei Katzen heilt so ein Bruch von selbst zusammen. Wollen Sie den Kater behalten? Sind Sie im Urlaub hier? Ich müsste den Kleinen noch ein- oder zweimal sehen.“

      „Auf jeden Fall behalte ich ihn. Ich arbeite in dem Ferienclub, dessen Pferde Sie betreuen. So bekam ich auch gleich Ihre Adresse.“

      „Das freut mich. Dann sehen wir uns in vier Wochen wieder.“

      Das waren eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich durfte bei der jungen Frau bleiben, toll! Weniger toll war, dass ich noch mal hierher musste. Doch auch das würde ich überstehen.

      Wir verließen die Praxis und wieder ging es in einem Taxi zurück. Jetzt hatte ich also eine neue Mami. Meine Katzenmama vermisste ich nicht mehr allzu sehr, schließlich musste ich sie mit meinen vier Geschwistern teilen. Da der Vorname meiner zweibeinigen Mami mit Li begann, nannte ich sie fortan Mali. Um ehrlich zu sein, war ich richtig happy. Ich merkte bereits, dass sie mich furchtbar lieb hatte, und war mir sicher, dass aufregende Zeiten auf mich zukamen. Es war wie im Märchen. Allah sei Dank!

      Wieder zu Hause im Club bekam ich ein Schälchen Milch – es hatte sich gezeigt, dass ich sie gut vertrug – und Käse, in ganz kleine Würfel geschnitten, so wie es der Tierarzt empfohlen hatte.

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