Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte. Daniel Allemann

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Was GOTT ADAM und EVA nicht sagte - Daniel Allemann

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die begannen, mich ernsthaft verrückt zu machen: „Sehr gut! Ich habe ein tolles Interview mit Bruce Willis in der Tasche. Christine wird be-geis-tert sein ...!“

      Gerade wollte ich gemächlich fortfahren, als Solange sich räusperte: „Bitte entschuldigen Sie, aber ich wollte Sie noch daran erinnern, dass in einer halben Stunde die Redaktionskonferenz anfängt ...“

      Um Himmels willen, gut, dass sie mich angerufen hatte! Diese verflixte Redaktionskonferenz, ich hatte sie komplett vergessen! Es war die einzige jeden Monat, die wir auf keinen Fall verpassen durften, da wir dort das Inhaltsverzeichnis und das Seitenlayout der nächsten Ausgabe besprachen. Ich dankte Solange und legte auf.

      Es gab nicht allzu viele Staus, 25 Minuten später war ich in der Redaktion. Gerade rechtzeitig! Doch bevor ich den Konferenzsaal betrat, nahm ich mir noch schnell die Zeit, unser EDV-Genie Bertrand zu bitten, im Internet alles über einen gewissen „Professor Mauro“ herauszubekommen und den genauen Ursprung der mysteriösen E-Mail herauszufinden, die ich erhalten hatte.

      Nach der Konferenz meldete er mir, dass er keine Spur von einem Professor Mauro gefunden hatte und dass die E-Mail von einem Internetcafé in Lugano im Süden der Schweiz aus gesendet worden war. Mit anderen Worten war es unmöglich herauszufinden, wer der Absender war, und damit, der Spur von Professor Mauro oder der Person zu folgen, die mit diesem Namen unterschrieben hatte. Warum hatte der Verfasser der E-Mail solche Vorkehrungen getroffen? Sehr merkwürdig das alles!

      Und warum Lugano? Ich kannte niemanden dort: keine Freunde, keine beruflichen Beziehungen, keine Kontakte jeglicher Art. Und so weit ging meine Berühmtheit ja dann auch nicht, sie beschränkte sich auf die französischsprachigen Länder, und in Lugano wird Italienisch gesprochen.

      So viel Brimborium nur zum Spaß - mir kam das seltsam und eher unwahrscheinlich vor. Und wenn es kein schlechter Scherz war, was verbarg diese mysteriöse E-Mail dann? Nur zu gern hätte ich das gewusst.

      All das machte die Frage nur noch quälender, die mir immer und immer wieder in den Sinn kam: Was, wenn Professor Mauro recht hatte? Wenn das, was wir alle über die Liebe zu wissen glaubten, falsch war? Diese Mutmaßung machte mich fast schwindelig, wenn ich an die Folgen dachte.

      Wir müssten zugeben, dass jahrhunderte-, wenn nicht gar jahrtausendelang unsere Gefühls-, Sex- und Paarbeziehungen durch eine komplett irrige Auffassung von Liebe fehlgeleitet, verfälscht und durcheinandergebracht wurden ... „E-norm!“, würde Christine sagen. Und welche Aussichten sich damit eröffnen würden! Harmonische, glückliche Paarbeziehungen würden endlich jedem offenstehen, eine wahre Revolution der Denk- und Verhaltensweisen in Sachen Liebe!

      Meine Fantasie ging mit mir durch. Und welche Aussichten sich auch mir damit eröffnen würden: die außergewöhnliche Gelegenheit, eine neue Artikel- und Bücherserie über die endlich entschleierte Wirklichkeit der Liebe zu schreiben. Natürlich würde ich öffentlich gestehen müssen, dass ich mich geirrt hatte. Aber welchen Einfluss das auf die öffentliche Meinung hätte! Der Erfolg wäre mir sicher. Und nicht nur in Frankreich, sondern diesmal in der ganzen Welt ...

      Ich riss mich zusammen. Jetzt war ich aber gerade komplett abgehoben. Liebe ist Humbug, ich wusste das, ich war mir absolut sicher. Ich hatte so viele Beweise dafür ... Also war es unnütz und dumm, mich in komplett absurde Hirngespinste verwickeln zu lassen. Mich in meine Arbeit zu stürzen würde der beste Weg sein, um den Sinn für die Realität wiederzufinden. Und das tat ich dann auch.

      Ich blieb in der Redaktion und schrieb in einem Rutsch meinen Artikel über die Liebe im Zusammenhang mit der Angst vor Einsamkeit. Nachdem ich ihn nochmals durchgelesen und ein paar Details korrigiert hatte, gab ich ihn Solange, damit sie ihn an meine Chefredakteurin weiterleitete. Ich hatte keine Lust darauf, dass Christine mich stundenlang mit dem neuesten Pariser Tratsch aufhielt, untermalt von Ausrufen wie „groß-ar-tig“, „un-glaub-lich“ und „fan-tas-tisch“, die mir furchtbar schnell auf die Nerven gingen.

      Dann verbrachte ich zwei Stunden damit, postalisch die persönlichen Fragen einiger Leserinnen zu beantworten. Normalerweise kümmert sich Solange darum. Sie ist sehr gut darin. Aber ich beschloss, es selbst zu tun, um meinen Kopf zu beschäftigen und mich daran zu hindern, wieder in Fantastereien über die E-Mail des vermeintlichen Professor Mauro abzuschweifen.

      Wenig später stellte ich allerdings fest, dass das nicht funktionierte. Regelmäßig wie ein Leitmotiv kam mir immer wieder ein Gedanke: Wenn die E-Mail die Wahrheit sagte ... Ich versuchte wirklich, ihn aus meinem Kopf zu vertreiben. Aber er nistete sich ein und bohrte eigensinnig und störrisch immer weiter: Wenn die E-Mail die Wahrheit sagte ...

      Ich konnte nicht anders und ließ meine Antworten an die Leserinnen für heute sein. Ich klickte mich in meine Mailbox und sendete eine Antwort an Professor Mauro: „Geben Sie mir einen einzigen Beweis für Ihre Behauptungen, dann will ich vielleicht mehr über diese famose Aufgabe wissen, die Sie mir anvertrauen wollen. Ich wiederhole: vielleicht! Sandrine Rochas.“

      Ich wusste, dass meine Reaktion völlig bescheuert war, wie wenn man sich in seinem Gefühlsleben nach den Ratschlägen einer Wahrsagerin richtet. Genauso wirkungsvoll wie die Flasche, die ein Schiffbrüchiger ins Meer wirft. Es gab nicht mal eine Chance zu einer Million, dass ich eine Antwort erhielt. Aber es war die einzige Lösung, die ich gefunden hatte, um mich zu beruhigen und zu versuchen, den Kopf wieder frei zu bekommen ...

      Die zwei Wochen, die dann folgten, waren ziemlich merkwürdig. Mein Tagesablauf war die Hölle: Ich nahm an fünf Radio-Interviews und TV-Sendungen teil und arbeitete gleichzeitig wie verrückt an Die Liebe: eine einzige Katastrophe! Ich schrieb Artikel für die Zeitschrift, nahm an Gesprächen und Konferenzen teil. Ganz zu schweigen von den unvermeidlichen Pariser Premieren, „wo jeder, der wichtig ist, sich sehen lassen muss“: Cocktails, Einladungen zu Mittag- oder Abendessen ... Ich hatte nicht eine Sekunde für mich!

      Aber trotzdem fand ich irgendwie Zeit, zwei- oder dreimal täglich meine E-Mails zu checken. Nichts, keine Antwort vom angeblichen Professor Mauro. Je mehr Tage verstrichen, umso mehr frustrierte mich dieses Schweigen. Ich ärgerte mich über meine Reaktion, die einfach nur albern war, aber ich konnte nun mal nicht anders. Bei diesem Tempo würde ich irgendwann meine gesamte Zeit mit der Nase am Bildschirm meines PCs verbringen!

      In der zweiten Woche begann ich dann langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Meine Besessenheit - wenn die E-Mail recht hatte ... - nahm ab. Meine Fragen zur Identität von Professor Mauro wurden weniger dringlich. Und ich konnte leichter zugeben, dass diese blöde E-Mail wirklich nur ein Scherz war, und zwar noch nicht mal ein besonders witziger. Langsam begann ich wieder an anderes zu denken. Es wurde ja auch Zeit!

      Und dann flog die Affäre von Prinz Louis de Brückenberg auf. Eine Bombe! Die gesamte Presse sprach davon. „Ein Rie-sen-skan-dal!“, kommentierte Christine. Und sie bat mich, mich der Sache für die nächste Ausgabe anzunehmen.

      Prinz Louis de Brückenberg gehörte zu den prominenten oberen Zehntausend, er war Erbe einer Familie, deren Name bis zu den Kreuzzügen zurückreichte. Ein Liebling der Klatschpresse, Vorstandsmitglied in mehreren Großbanken, UNO-Repräsentant in den Entwicklungsländern. Eine Persönlichkeit also, die unbescholtener nicht sein könnte.

      Aber ein Paparazzo hatte nun entdeckt, dass er ein geheimes Verhältnis mit einem Callgirl hatte, das kürzlich in mehrere große Skandale verwickelt gewesen war. Zwielichtige Geschichten vor dem Hintergrund von Sex und Geld, wie üblich. Diese Affäre für die Zeitschrift zu verfolgen brachte mich wieder in Schwung und machte meinen Kopf frei. Kein Professor Mauro mehr, kein „wenn die E-Mail recht hatte“ mehr, keine unablässigen, völlig verdrehten Fragen mehr.

      Und genau an dieser Stelle traf die Antwort ein, an die ich praktisch nicht mehr gedacht hatte. Eine

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