Ein Bier, ein Wein, ein Mord. Susanne Mischke
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Susanne Mischke
und Bodo Dringenberg
(Hg.)
Ein Bier, ein Wein,
ein Mord
7 hannoversche Kneipenkrimis
© 2012 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe
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Umschlaggestaltung: Stefan Hilden, www.hildendesign.de
Bildmotiv: © HildenDesign
Satz: thielenverlagsbuero, Hannover
ISBN 9783866741980
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
1. Auflage 2013 E-Book Zeilenwert GmbH
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹//dnb.d-nb.de› abrufbar.
Inhalt
Vorwort der Herausgeber Ein Bier, ein Wein, ein Mord!
Christian Oehlschläger Gaststätte: Kalabusch (Südstadt) Tatort Kalabusch
Egbert Osterwald Gaststätte: Sale & Pepe (Alt-Ricklingen) Ein Mord für 20 Euro
Cornelia Kuhnert Gaststätte: Teestübchen (Ballhofplatz) Irrtum und Wahrheit
Bodo Dringenberg Gaststätte: Kaiser (Nordstadt) Kaisers Messer
Karola Hagemann Gaststätte: Fiasko (Linden-Nord) Fiasko
Richard Birkefeld Gaststätte: Plümecke (Oststadt) »… du kommst, siehst und gehst vorüber.«
Ein Bier, ein Wein, ein Mord!
»Lache, saufe, liebe, trabe,
Notabene bis zum Grabe«
Carl Michael Bellmann
Auf hannoversche Lokale haben sich literarisch bisher nur wenige Schriftsteller konzentriert. So etwa der Arzt und Dichter Gottfried Benn, der 1937 sein Prosastück »Weinhaus Wolf« (einstmals in der Innenstadt) mit einer fast kriminellen Bemerkung über Hannover einleitete: »Schlechtes Klima, keine Landschaft, flach alles, riesig öde.« Und wenn er seinen Text mehrdeutig schließt: »Schweige und gehe dahin«, so ist das zwar schwerblütig ins Jenseits gerichtet, aber noch lange kein Krimi. Adam Seide schrieb 1979 in seinem »ABC der Lähmungen« subjektiv-präzise Porträts der Stammgäste. Nur, »[d]aß sich hier etwas ereigne, kann man nun wirklich nicht sagen«, heißt es nüchtern in einem Zwischentext Seides. Weiter kann man kaum von einem Krimi entfernt sein.
»Schnaps, das war sein letztes Wort« ginge übrigens nicht nur wegen des Titels am Thema von »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« vorbei – die letalen Folgen des Alkohols interessieren hier nicht. Außerdem kann auch der schwer angesagte Latte Macchiato Gäste ins Jenseits befördern, wie in einer der Storys bewiesen wird. Und entgegen sehr dröger Meinungen ist die Kneipe kein Ort zur Förderung der Trunksucht. Das berüchtigte »Vorglühen« und »Komasaufen« junger Menschen wird gewöhnlich außerhalb von Gaststätten zelebriert, und Einsamkeit, kneipenarme Gebiete und mittelständische Wohnsiedlungen sind bessere Nährböden für exzessiven, verzweifelten und ruinösen Alkoholmissbrauch.
Kneipen, oder feiner: Gaststätten, sind zunächst einmal sehr lebendige Institutionen, in denen öffentlich getrunken und kommuniziert wird. Früher brachte man mit dem Lied »Der schönste Platz ist immer an der Theke« ein fast rein männliches Biotop auf den Punkt. In den von uns ausgewählten Lokalen wird dagegen geschlechtlich wie sozial gemischt getrunken, geplaudert und mitunter kriminell gehandelt. Bars, Kneipen, Gasthäuser und Restaurants waren ja immer schon Orte krimineller Vorgänge, sowohl in der Realität als auch in der Belletristik. Bereits der mittelalterliche Ratskeller – die Stadt Hannover hatte das Privileg des Weinhandels inne – war Schauplatz alkoholbefeuerter Aufzeichnungen, Gespräche und Schandtaten gewesen.
Sieben ausgewählte Lokale Hannovers als Schauplatz oder Hintergrund verbrecherischer Handlungen zu versammeln, das allerdings ist ein Novum. Da unser Krimi-Stammtisch sieben Schreibende stark ist, lag die Anzahl der zu kriminalisierenden Lokale so nahe wie uns die Bierdeckel. Den Verfassern von »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« kamen neben wiederholten genussvollen Recherchen besonders zwei Umstände entgegen: Zum einen bewirkt öffentlicher Alkoholgenuss, dass man sich sogar in Gesellschaft von Schriftstellern wohl fühlen kann. Zum anderen erleichtert Trinken in Kneipen den Kontakt mit Leuten, die noch nie ein Buch gelesen haben.
So verschieden in »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« die Tatorte sind, so unterschiedlich gestalten die Autorinnen und Autoren auch ihre »Fälle«:
Egbert Osterwald lässt einen vom Leben gebeutelten Ricklinger monologisieren, dem ein Lokal samt Pizza gewissermaßen das Salz & Pfeffer seines kleinen Glücks ist. Rache dagegen schmeckt ja eher süß …
Im Teestübchen in Hannovers Altstadt kann man durchaus »einen im Tee haben«, werden doch dort außer heißen Blätterwässern auch gehaltvolle Kaltgetränke goutiert. Darüber hinaus fungiert das Teestübchen für Cornelia Kuhnert als Knotenpunkt verschiedener Erzählungen von einem realen Fall, den sie aus mehreren Sichtweisen entfaltet.
In der Südstadtkneipe Kalabusch lässt Christian Oehlschläger zwei Handlungsstränge aufeinanderprallen und dadurch einen trügerischen Glücksmoment aufleuchten. Nebenbei beweist der Autor, dass es in Hannover auch ohne notorische Blondine einen wirklich spannenden Tatort geben kann.
Lindens Fiasko ist ein geschichts- und geschichtenträchtiger Ort seit der Zeit, als dort ein freundliches Kneipenkollektiv ein alternatives und linksradikales Publikum bewirtete. Besitzer und Publikum sind heute andere, geblieben ist die Freundlichkeit, neu hinzu gekommen die schmackhafte türkische Küche.