Zehn Dinge, die du besser nicht glauben solltest. David Brunner

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Zehn Dinge, die du besser nicht glauben solltest - David Brunner

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aus seinem Wort für dich in Anspruch nehmen.

      Niemand anderes als du selbst kann den Heiligen Geist flüstern hören, was er dir sagen möchte.

      Niemand anderes als du selbst kann die Kraft der Gemeinschaft von Christen erleben, die so lebensverändernd sein kann.

      Natürlich braucht es dafür Zeiten der Ruhe, des Gebets, der Stille, des Fokussierens auf Gott.

      Und natürlich können andere Christen für dich beten. Und tun das auch. Sei dir dessen sicher. Das ist etwas sehr Befreiendes und Entlastendes.

      Aber weil Jesus eine ganz enge Beziehung mit dir möchte, ist es eben möglich, dass dein Vertrauen und Glauben in ihn wachsen. Immer mehr.

      Das alles soll Gemeinde leisten?

      Ich muss dich enttäuschen: Sie schafft es nicht in dem Maß, wie du es dir vielleicht wünschst, weil sie einfach aus Menschen besteht, die ebenso wie du unerfüllte geistliche Wünsche und Sehnsüchte haben. Gemeinde ist kein Wunschkonzert. Aber sie klingt dann ganz wundervoll, wenn du dich einbringst mit deinen Gaben.

      Ich habe ein Ehepaar vor Augen, das jahrelang ihrer Gemeinde die Treue gehalten hat, obwohl diese alles andere als so war, wie sie sich das gewünscht hätten. Aber sie haben treu und aufopferungsvoll ihren Dienst in der Gemeinde getan. Weil sie wussten, dass es eben nicht um sie ging, sondern um andere.

      Damit verbunden ist natürlich ein Aushalten und Durchhalten, für das dir nur Gottes Geist die Kraft und Vision schenken kann, die du brauchst.

      Aber mach es doch genau wie dieses Ehepaar: Denk nicht so sehr an dich. Denk an die anderen in der Gemeinde und an die, die noch nicht zur Gemeinde kommen oder gehören, und frage dich: Wie kann ich ihnen am besten dienen?

      In Kapitel 4 werde ich noch genauer auf die Gaben des Heiligen Geistes eingehen.

      Ich glaube, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, im Glauben zu wachsen, als dich ganz konkret in die Mitarbeit deiner Gemeinde einzubringen. Im besten Fall auch noch in einem Bereich, in dem besonders Menschen gedient werden soll, die Nöten ausgesetzt sind. Entweder der geistlichen Not, dass sie Jesus noch nicht kennen, oder ganz alltäglichen Nöten. Das bringt dich nämlich dazu, deinen Glauben immer wieder zu reflektieren.

      Als Pfarrer unterrichte ich auch Religion. Ich erinnere mich noch gut an eine Stunde in der ersten Klasse während meines Vikariats. Ich malte eine Krippe und ein Kreuz an die Tafel – und ja. Beides war als solches durchaus erkennbar, auch wenn mein Kunstlehrer und ich die glücklichsten Menschen waren, als ich nach der 11. Klasse Kunst mit der hervorragenden Note 4 abwählte.

      Ich zeichnete also diese beiden Symbole an die Tafel in dieser ersten Klasse und wartete, dass einer der Schülerinnen und Schüler sich meldet und irgendetwas sagt, das mit Jesus zu tun hat. Ist doch klar: Die Krippe als Symbol für die Geburt Jesu, das Kreuz als Symbol für den Tod Jesu.

      Ich wartete. Ich wartete noch länger. Ich wartete noch ein bisschen. Und tatsächlich. Es geschah – nichts. Gut, dachte ich, die Schülerinnen und Schüler sind vielleicht ein wenig schüchtern. Ich gebe ihnen einen Tipp: „Das hier ist eine Krippe, das ist ein Kreuz.“ Und schon schießen die Finger in die Höhe – war meine Vorstellung, die aber leider nicht stimmte. Keiner dieser liebenswerten Sechsjährigen meldete sich. Stattdessen schaute ich in Kindergesichter, die irgendwo schwankten zwischen „Wer ist der Mann da vorne?“ und „Was machen wir hier eigentlich?“.

      Also. Ein letzter Tipp, dachte ich mir: „Die Krippe und das Kreuz haben mit einem ganz besonderen Mann zu tun.“ Jetzt aber. Die Kinder meldeten sich – nicht.

      Ich erinnere mich deswegen noch so genau an diese Situation, weil sie mich ehrlich gesagt ein wenig schockiert hat. Viele der Kinder waren sogar in einem „christlichen“ Kindergarten – aber sie wussten nicht, dass Krippe und Kreuz etwas mit Jesus zu tun haben.

      Was dann folgte, war eine Mammutaufgabe: Ich musste bei null anfangen und mit Kindern, die im behüteten Baden-Württemberg (gut, okay, es war die Grenze zu Hessen) einen Kindergarten (meist einen konfessionellen) besucht haben, nun in der ersten Klasse waren, in irgendeiner Weise darüber ins Gespräch kommen, wer Jesus war, warum er heute noch lebt, also nein, nicht so richtig. Anders. Bei Gott. Aber der ist doch überall? Ja, genau. Und da ist Jesus. Aber warum wir ihn dann nicht sehen, nein, das weiß ich ebenso wenig wie den Grund dafür, weshalb im Laufe des Schuljahres Meerschweinchen gestorben, Tränen geflossen und Stifte kaputt gegangen sind, wo Gott doch alles sieht.

      Dein Glaube wächst nirgends so tief wie an den Orten, an denen du mit Menschen zusammentriffst, die von Jesus noch nicht wirklich viel wissen. Du musst nämlich bei null anfangen – auch für dich selbst. Und plötzlich merkst du, ob du das, was du glaubst, wirklich glaubst oder ob es nur irgendwie anerzogen wurde oder für wahr gehalten wird.

      Und deswegen eine kleine Aufforderung: Wenn du denkst, dass es eine bessere Gemeinde als deine gibt, dann such erst einmal deinen Platz in der Gemeinde und diene dadurch Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Aber Vorsicht. Es könnte sein, dass sich dein Bild von deiner Gemeinde radikal zum Guten wendet.

      Und doch ist die Frage, ob es eine bessere Gemeinde als deine gibt, nicht ganz unberechtigt. Schließlich soll eine Gemeinde die Hoffnung für die Menschen vor Ort sein – und zwar nicht nur für die Gemeindemenschen und Jesusnachfolger, sondern für alle Menschen.

      Ich bin Bill Hybels, Gründer und Pastor der Willow Creek Community Church, so dankbar, der mich gelehrt hat, dass die Ortsgemeinde die Hoffnung der Welt ist. (Also, lieber Bill, falls du dieses Buch mal … nein, lassen wir das.) Ein ganz zentraler biblischer Text, den mich Hybels gelehrt hat, ist Apostelgeschichte 2,42-47:

       Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft, das Mahl des Herrn und das Gebet. Jedermann in Jerusalem war von einer tiefen Ehrfurcht vor Gott ergriffen, und durch die Apostel geschahen zahlreiche Wunder und viele außergewöhnliche Dinge. Alle, die an Jesus glaubten, hielten fest zusammen und teilten alles miteinander, was sie besaßen. Sie verkauften sogar Grundstücke und sonstigen Besitz und verteilten den Erlös entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen an alle, die in Not waren. Einmütig und mit großer Treue kamen sie Tag für Tag im Tempel zusammen. Außerdem trafen sie sich täglich in ihren Häusern, um miteinander zu essen und das Mahl des Herrn zu feiern, und ihre Zusammenkünfte waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt. Sie priesen Gott bei allem, was sie taten, und standen beim ganzen Volk in hohem Ansehen. Und jeden Tag rettete der Herr weitere Menschen, sodass die Gemeinde immer größer wurde. (Apg 2,42-47, NGÜ)

      Dieser Abschnitt allein birgt die ganze Kraft, Dynamik und Schönheit von Gemeinde in sich. Lies ihn ruhig noch einmal durch. Und noch einmal. Und ein viertes Mal. Und du wirst bei jedem Lesen über einen neuen Aspekt staunen.

      Und weißt du, was das Geheimnis dieser so faszinierenden und vorbildhaften Gemeinde war? Ein einziges Wort: Hingabe.

      Für den Ausdruck „Was das Leben der Christen prägte“ (Apostelgeschichte 2,42) steht im griechischen Urtext das Wort „proskarterountes“. Auf Deutsch bedeutet dieses Wort „an etwas festhalten“, „dauernd bereit sein“ oder auch „sich fortwährend aufhalten“.

      Mit diesem Ausdruck ist gemeint, dass eine Person beharrlich und hingegeben in einer Gruppe bleibt oder an dieser Gruppe festhält. In unserem Fall ist das die Gemeinde. Das bedeutet: dableiben, nicht wegrennen. Festhalten an der Gemeinschaft, nicht loslassen. Kämpfen, nicht aufgeben. Ringen, nicht resignieren. Einbringen, nicht konsumieren. Mitgestalten, nicht nur zuschauen.

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