Dresden - HeimatMomente. Jenny Menzel
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Im Residenzschloss sind viele Ausstellungen untergebracht
Die meisten Besucher stauen sich vor der Vitrine mit dem „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng Zeb“, einer unglaublich detaillierten royalen Puppenstube mit 137 goldenen Soldaten, Dienern, Elefanten und Kamelen. Die Figuren sind alle beweglich und wurden zum Spielen benutzt. Fraglich ist nur, von wem? Vorbild für den Puppenherrscher war der Großmogul Aureng Zeb, dessen Ruhm im 16. Jahrhundert bis nach Europa reichte. Der sächsische Kurfürst wollte auch so reich und mächtig erscheinen und freute sich deshalb, als sein Hof-Goldschmied Johann Melchior Dinglinger ihm die Puppenstube präsentierte. Sieben Jahre hatte er mit seinen Brüdern an dem Kunstwerk gebastelt, das mit 5223 Diamanten, 189 Rubinen und 175 Smaragden besetzt ist.
Der „Hofstaat zu Delhi“: eine goldene Puppenstube
Für den Kaufpreis von 60.000 Talern hätte Friedrich August I. auch 1000 Staatsbeamte ein Jahr lang bezahlen oder das Jagdschloss Moritzburg ein zweites Mal erbauen können. Komplett abbezahlt hat er das Kunstwerk nie, der Krieg mit Schweden kam dazwischen. Dinglinger wurde auch so einer der reichsten Dresdner seiner Zeit. Im Neuen Grünen Gewölbe finden sich noch viele andere Meisterwerke von ihm.
Details am Osteingang zum Residenzschloss
Wesentlich mehr Geld nahm August der III., der Sohn des Starken, in die Hand, um ein weiteres weltweit einzigartiges Museumsstück zu erwerben: 400.000 Taler soll der 41-karätige Grüne Diamant gekostet haben, ein Teil der sächsischen Kronjuwelen, der heute im letzten Saal des Neuen Grünen Gewölbes zu sehen ist – nicht verpassen!
Info
Lage:
im Residenzschloss, Taschenberg 2, 01067 Dresden, barrierefreier Eingang über Schloßstraße; Tel.: 0351 4914 2000
Anfahrt: Parken in der Tiefgarage unter dem Altmarkt, im Haus am Zwinger, im Contipark an der Semperoper oder im Q-Park Frauenkirche; stressfreier ist die Anfahrt mit Straßenbahnlinie 1/2/4 zur Haltestelle Wilsdruffer Straße oder Straßenbahnlinie 7/10/11/12 und Buslinie 62/75 zur Haltestelle Postplatz.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 10 bis 17 Uhr, Freitag bis 20 Uhr
Eintritt: 14 EUR, freier Eintritt für alle Kinder bis 17 Jahre und am Geburtstag. Die Tickets gelten für alle Ausstellungen im Residenzschloss außer für das Historische Grüne Gewölbe!
Website: gruenes-gewoelbe.skd.museum
2 Der Brühlsche Garten
IDYLL IM KITSCH
Die Brühlsche Terrasse hat ihren Beinamen „Balkon Europas“ verdient. Wer am Georgentor über die Freitreppe zwischen den Skulpturen der „Vier Tageszeiten“ hinaufsteigt, unter den Würfelbäumen zum Planetendenkmal am Treppenaufgang zur Münzgasse spaziert und sich umdreht, gewahrt ehrfürchtig den Turm der Hofkirche, der vor der Augustusbrücke thront.
In der anderen Richtung dominiert die gläserne Kuppel der Kunstakademie mit dem goldenen Engel, im Volksmund „Zitronenpresse“ genannt, den Blick – bis man die noch trutzigere Kuppel der Frauenkirche dahinter erblickt. Zehn Meter tiefer fließt träge die Elbe und bringt die Dampfer der Weißen Flotte zu ihren Kaffeefahrten nach Pillnitz oder ins Elbsandsteingebirge. Winken nicht vergessen!
Nach diesen imposanten Eindrücken sinken die meisten Besucher andächtig auf eine Bank. Dabei wird die Brühlsche Terrasse jetzt erst richtig schön. An ihrem östlichen Ende beginnt hinter dem Delfinbrunnen der Brühlsche Garten. Wo der Bodenbelag von Steinplatten zu Kies wechselt, verändert sich die Atmosphäre – statt knipsender Touristen sieht man Mütter mit Kinderwagen oder Pärchen, die den Blick von der Jungfernbastei genießen oder unter Bäumen im hohen Gras liegen. Der fürstliche Garten, der zwischen 1739 und 1748 als privater Lustgarten von Graf Heinrich von Brühl angelegt wurde, ist großteils das Ergebnis von Rekonstruktionen; nur der Delfinbrunnen ist noch ein Originalteil. Ursprünglich zog sich der Park über die gesamte Länge der Terrasse.
Im Brühlschen Garten genießt man idyllische Ruhe mitten im Zentrum
Ihren Zweck als Bollwerk gegen Feinde hatte die trutzige Wehranlage nach dem Sieg über Napoleon verloren und war jetzt ein Hindernis für den Ausbau der Stadt; also ließ August der Starke sie abtragen. Dabei hatte Herzog Moritz seine Stadt erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts mit einer Wehranlage auf dem neuesten Stand der Technik umgeben. Bis zu 40 Meter dicke Wälle umringten die Stadt sternförmig, in Abständen waren pfeilförmige Bastionen platziert, aus denen man in alle Richtungen schießen konnte. Im Inneren der Mauer lag eine Festung samt Zeughaus für Kanonen, Waffen und Unterkünften für die Soldaten.
Treppenaufgang zum Brühlschen Garten vom Georg-Treu-Platz (rechts das Albertinum)
Der Delfinbrunnen ist das letzte Originalteil hier
Das Moritzmonument an der Nordostecke der Brühlschen Terrasse ist Dresdens ältestes Denkmal. Es lohnt sich, ans Terrassenufer zu laufen und es genau anzuschauen: Die Szene, in der Kurfürst Moritz seinem Bruder August (nicht dem Starken!) unter dem drohenden Blick des Todes das Kurschwert übergibt, erzählt von einem kurzen Leben. Moritz, der große Pläne hatte und Kaiser werden wollte, starb mit 32 Jahren in der Schlacht bei Sievershausen durch einen Schuss in den Rücken.
Als Dresden im 18. Jahrhundert „entfestigt“ und von seiner Stadtmauer befreit wurde, rettete Graf von Brühl, Geheimrat und Premierminister am Hof von August dem Starken und seinem Sohn, den letzten Abschnitt. Er schüttete die Gewölbe zu und schuf die Brühlsche Terrasse. Neben dem Garten ließ er eine Galerie, eine Bibliothek, ein Lustschloss und weitere Gebäude errichten – die „Brühlschen Herrlichkeiten“.
Erst nach seinem Tod wurde die Brühlsche Terrasse für die Dresdner Bevölkerung geöffnet. Wie schön muss es hier gewesen sein, als noch das Belvedere stand, in dem man bei Kaffee und Kuchen den Blick auf die Neustädter Elbseite genießen konnte. Das Gebäude, in dessen Keller Johann Friedrich Böttger das Porzellan erfand, wurde 1945 zerstört und soll nicht wieder aufgebaut werden.
Der verwunschene Garten ist die einzige erhaltene „Herrlichkeit“. Neben den Traumblicken, den rauschenden Bäumen und einigen Skulpturen, die an Gerhard Richter, Caspar David Friedrich und Böttger erinnern, findet man hier einen Geheimtipp, den alle Dresdner*innen kennen: August der Starke prahlte gern mit seiner Stärke. Er zerbrach Hufeisen, zerdrückte Zinnbecher, zeugte (angeblich) 365 uneheliche Kinder und – drückte seinen Daumen in das Geländer der Brühlschen Terrasse. Auch wenn diese Geschichte nicht stimmt (das Geländer wurde viel später dort angebracht), gibt sie jeder zum Besten.
Was sich in den zugeschütteten Gewölben unter der