Gelassene Eltern - zufriedene Kinder. Laura Markham
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Ressourcen zur Selbstregulation
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Wie können Sie sich daran erinnern, diese Strategien auszuprobieren, wenn Sie sich das nächste Mal aufregen?
Gibt es jemanden, der Sie darin unterstützt, sich selbst besser zu regulieren und der oder die Ihnen helfen könnte, für die Regulation Ihrer Emotionen verantwortlich zu bleiben?
Emotionen verstehen
Was sind Emotionen? Während sich die Fachwelt auf keine genaue Definition einigen kann, begreifen die meisten von uns Emotionen als intensive Gefühlszustände, inklusive physiologischer Körperreaktionen.
Emotionen sind dafür da, uns am Leben zu erhalten. Sie signalisieren uns, was wir brauchen und motivieren uns zum Handeln. Furcht motiviert uns zur Flucht. Ärger motiviert uns, uns selbst zu beschützen. Liebevolle Gefühle motivieren uns zu Verbindung und Fürsorge.
Emotionen spielen auch bei der Motivation zum Wachsen eine unentbehrliche Rolle. Zu jeder bewussten Entscheidung nutzen wir das Gehirn und dabei entstehen neuronale Strukturen. Da wir von Emotionen motiviert werden, fällen wir ständig Entscheidungen als Antwort auf unsere Emotionen. Das heißt, die Erfahrung von Emotionen baut unsere inneren Ressourcen auf – sowohl emotionale Tiefe und Stärke als auch Mitgefühl für andere.
Lektionen, die mit Emotionen verknüpft sind, lernen wir leichter. Das heißt beispielsweise, dass das automatische Schaudern beim Anblick einer Schlange die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir uns von Schlangen fernhalten und somit eher überleben werden. Aber auch positive Emotionen helfen uns beim Lernen, wenn Papa also sein Kind in den Himmel hinauf hebt, dann lernt es das aufregende Wort »hinauf«!
Emotionen entstehen aus unseren Wahrnehmungen, weswegen wir auf eine Schlange sehr anders reagieren als auf einen Stock. Sie sind eine automatische physiologische Antwort auf eine Wahrnehmung oder ein Bedürfnis. Unsere Wahrnehmungen werden durch unsere Gedanken geprägt, die wiederum von unseren Glaubenssätzen und der Bedeutung geprägt werden, die wir unseren Erfahrungen oder dem, was ich unsere »Erzählfäden« (story-lines) nenne, zuschreiben.
Da unsere Gedanken die Art und Weise prägen, wie wir etwas wahrnehmen, sind sie normalerweise der Auslöser für unsere Emotionen. Aber Emotionen können bewusstes Denken auch umgehen. Sehen wir unterwegs einen Stock, der einer Schlange ähnelt, überfällt uns vielleicht blitzartige Furcht, noch bevor unser Geist den bewussten Gedanken geformt hat, dass wir in Gefahr sind.
Hier kommt das große Geheimnis über Emotionen, das Ihr Leben verändern kann: bereit? Sobald wir uns erlauben, eine Emotion zu fühlen, löst sie sich auf.
Das geschieht, weil Emotionen Nachrichten sind, und sobald die Nachricht überbracht ist, ist auch die Emotion »verarbeitet«. Daraufhin können wir bewusst wählen, wie wir auf die empfangene Information reagieren wollen. Die vielleicht beste Antwort auf das Gefühl von Verletzung ist der Rückzug aus einer Situation, in der wir uns emotional nicht sicher fühlen. Vielleicht besteht die beste Antwort auch darin, uns dem geliebten Menschen zuzuwenden, von dem wir uns verletzt fühlen, um ihn oder sie um Verbindung und Bereinigung der Beziehung zu bitten. Wie wir auf eine emotionale Information reagieren, wird im präfrontalen Kortex entschieden, der sich auf die Glaubenssätze stützt, die wir aufgrund früherer Erfahrungen geschaffen haben, und Information aus der rechten Hemisphäre (eher emotional) und der linken Hemisphäre (eher rational/logisch) des Gehirns integriert.
Die neuronale Basis der Emotionen
Viele unserer Reaktionen auf Wahrnehmungen sind automatisiert. So wie wir beim Autofahren vor einer roten Ampel automatisch auf die Bremse treten, ziehen wir uns bei Verletzung automatisch zurück. Einige dieser Reaktionen sind allgemeingültig und in uns quasi fest verdrahtet, die meisten Menschen würden also ebenso reagieren – zum Beispiel reagieren wir alle mit Schreck, wenn man uns von hinten berührt. Aber viele unsere Reaktionen sind sehr individuell, stammen oft aus Kindheitserfahrungen. Zum Beispiel reagieren wir je nach früheren Assoziationen auf den Geruch von Zigarettenrauch vielleicht mit Aufregung, Freude, Erleichterung, Furcht oder Ekel.
Diese automatischen neuronalen Assoziationen sind einfach Gewohnheitsreaktionen, die rasches Handeln ermöglichen, ohne dass jeder einzelne Schritt durchdacht werden muss. Das kann so simpel sein wie das neuronale Muster, das Ihnen das Schuhebinden erleichtert, oder so kompliziert wie das neuronale Muster, welches es Ihnen ermöglicht, eine Klaviersonate zu spielen. Automatisierte Assoziationen werden von Neuronen gebildet, die alle miteinander in einem gelerntem Muster aktiviert sind. Laut Neurologinnen sind Neuronen, die gemeinsam aktiv sind, auch miteinander verknüpft (Neurons that fire together wire together), was einfach bedeutet, je öfter die Erfahrung wiederholt wird, umso stärker werden auch die neuronalen Assoziationen (oder Leitungsbahnen zwischen den Nervenzellen).
Um effektiv arbeiten zu können, verknüpft sich das Nervensystem so, dass es für jede wiederkehrende Erfahrung eine vorhersehbare Kettenreaktion an schnellen körperlichen und emotionalen Reaktionen bahnt.
Einige dieser automatischen emotionalen Verknüpfungen leisten uns gute Dienste. Wenn wir uns zum Beispiel ängstlich fühlen, atmen wir vielleicht tiefer ein und aus, wodurch das Nervensystem beruhigt wird und die Nachricht erhält, dass es sich um keinen Notfall handelt. Andere Verknüpfungen leisten uns nicht so gute Dienste. Zum Beispiel haben wir vielleicht in der Kindheit gelernt, dass Essen hilft, unsere Angst zu betäuben. Abgesehen davon, dass jene Reaktionsweise unser Verhältnis zum Essen verkompliziert, lenkt sie uns auch noch von unserer Angst ab, anstatt uns dabei zu helfen, sie zu bemerken und anzugehen.
Darüber hinaus sind uns einige neuronale Verknüpfungen, die irgendwann einmal sinnvoll waren, mittlerweile nicht mehr dienlich. Als Kind wäre es vermutlich keine gute Idee gewesen, gegenüber einem tobenden, alkoholisierten Elternteil verletzte Gefühle anzusprechen. Vielleicht war damals das Verstecken sinnvoll. Aber wenn Sie sich heute zurückziehen und verstecken, sobald Sie sich von Ihrem Partner verletzt fühlen, wird Ihnen diese Reaktion vermutlich keine guten Dienste leisten; vielmehr wird es die Kluft zwischen Ihnen vertiefen und zukünftige Verletzungen wahrscheinlicher machen. Vermutlich wäre es sinnvoller, sich wieder mit Ihrer Partnerin zu verbinden, Ihre Bedürfnisse auszudrücken, Trost anzunehmen und die Beziehung zu stärken.
Ihre Emotionen erkennen
Während ich die Begriffe »Gefühle« und »Emotionen« beinahe synonym verwende, gibt es doch einen technischen Unterschied. Gefühle sind Körperempfindungen. Emotionen sind unsere Interpretationen jener Gefühle. Anders ausgedrückt, sind Emotionen das Konstrukt, das wir um diese Körperempfindungen herum bauen, wenn wir Wahrnehmungen, Gedanken und Glaubenssätze hinzufügen, um jene Empfindungen zu verstehen, zurückzuhalten, zu rechtfertigen oder uns