Leben wir in einer Illusion?. Lutz Gaudig

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig страница 12

Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig

Скачать книгу

es hatte funktioniert.

      Alle Welt sprach über „seine Planetenbahnen“ und die von ihm entdeckten Jupiter monde.

      Die Begüterten kauften seine Fernrohre, um sie zu sehen und die von ihm beschriebenen „Mondphasen“ der Venus.

      Aber jetzt schien er über seine eigene Eitelkeit zu stolpern, über die Selbstüberschätzung seiner eigenen Machtposition.

      Der Inquisitor Niccolò Riccardi hatte ihm zu seiner Imprimatur eine Zensurauflage mitgegeben.

      Er sollte seinen „Dialogo“ mit einer Schlussrede zugunsten des „Ptolemäischen Weltbildes“ beschließen.

      Wenn er jetzt daran dachte, musste er sich zügeln, nicht laut aufzulachen.

      Ein Schmunzeln sollte genügen.

      Er war der Zensurauflage nachgekommen.

      Aber er hatte die Rede hier zu in den Mund des allseits bekannten und offensichtlichen Dummkopfes Simplicio gelegt.

      Er sah hinüber zu Kardinal Barberini.

      Als sich ihre Blicke trafen, wandte dieser sich demonstrativ ab.

      Bleierne Schwere floss Galilei durch die Glieder.

      Er wusste: Es war vorbei.

      Wie einfach es doch Kepler im Jahr 1609 gehabt hatte, als er in „Astronomia nova“ bei Gotthard Vögelin in Frankfurt am Mains ein erstes und zweites „Kepler’sches Gesetz“ veröffentlichte.

      Am 15. Mai 1618 hatte er das dritte entdeckt, welches Kepler im Jahr 1619 in „Harmonices mundi libri V“ („Fünf Bücher zur Har monik der Welt“) veröffentlichte.

      Kepler war tot.

      Friedlich gestorben vor drei Jahren in seinem Bett, unbehelligt von der römischen Inquisition.

      Er lebte eben in einer anderen Welt, fortschrittlicher als in Italien.

      Sie hatten miteinander nicht nur über Astronomie korrespondiert.

      Was wäre alles anders gewesen!

      Alles wäre anders gewesen, hätte Martin Luther seine Thesen nicht in Wittenberg, sondern in Rom angeschlagen.

      Alles wäre anders gewesen, wäre es das Tor der „Santa Maria sopra Minerva“ gewesen.

      Er konnte den Gedanken nicht zu Ende denken.

      Flammen brannten ihn weg.

      Er hörte die Schreie.

      Sie hatten ihn auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Giordano Bruno, am 17. Februar 1600 in Rom auf dem Campo de‘ Fiori.

      „Maiori forsan cum timore sententiam in me fertis quam ego accipiam.“ („Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme.“)

      Giordano Bruno war für seine Überzeugung in den Tod gegangen.

      An der Behauptung, dass viele Welten im All ex istieren, hielt er bis auf den Scheiterhaufen fest.

      Wem hatte es genutzt?

      Sie würden auch bei ihm nicht wanken.

      Er sah hinüber zu Barberini.

      „Ich werde widerrufen, Monsignore!“

      Das Urteil nahm er kommentarlos hin.

      Als er flankiert von den beiden Soldaten das Benedektinerkloster verließ, murmelte er mehr als deutlich:

      „Eppur si muove“ – und sie bewegt sich doch.

      Ob Galilei diesen berühmten Satz tatsächlich gesprochen hat, ist historisch nicht belegt.

      Es ist eher unwahrscheinlich.

      Die Behauptung und die Kunde hiervon wurden jedoch schon zu seinen Lebzeiten verbreitet.

      Es war wie ein kleines Wunder.

      Obwohl andere, Kopernikus und Kepler, das heliozentrische Weltbild wiederentdeckt hatten, war es Galilei, der wesentlich zu seinem Siegeszug beitrug.

      Nach ihm etablierte sich das Kepler’sche System zum alles Beherrschenden. Schon bald sollte Isaac Newton dafür die physikalisch wissenschaftliche Grundlage schaffen.

      „De revolutionibus orbium coelestium, und darin beschrieben das Kopernikanische Weltbild, dass sich die Erde und mit ihr die Planeten um die Sonne drehen, wurde erst 1822 durch die katholische Kirche rehabilitiert und anerkannt.

      Im Jahr 2000 erklärte Papst Johannes Paul II. die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht.

      Ironie des Schicksals: Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht hätten die Scheiterhaufen nicht brennen müssen, und der Hausarrest für Galileo Galilei war völlig grundlos.

      Beide Systeme, das Ptolemäische und das Kepler’sche Weltbild haben gleichermaßen wissenschaftlichen Bestand.

      Wie wir in den nächsten Kapiteln sehen werden, sind alle Bezugssysteme in unserer Raumzeit gleichwertig.

      Es ist mathematisch machbar, die Erde als Mittelpunkt unserer Raumzeit darzustellen.

      Genauso lässt sich zeigen, dass sich die Erde und die Planeten um die Sonne drehen, wobei die Sonne das Zentrum der Raumzeit ist.

      Beide Systeme sind gleichwertig mit jedem beliebigen Inertialsystem, das einen anderen Fixstern oder Planeten als Zentrum unseres Weltalls darstellt. Zugegebenermaßen ist es mathematisch allerdings leichter, die Sonne als Zentrum unseres Planetensystems zu beschreiben.

      Aber die wissenschaftliche Leistung Galileo Galileis umfasst weit mehr, als er für die Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes geleistet hat.

      Als erster Wissenschaftler der Geschichte führte er das Experiment in die Naturwissenschaften ein.

      Das Experiment als Beweis für die Richtigkeit der Theorie.

      Diese Herangehensweise ist bis heute die grundlegende Arbeitsweise der modernen Naturwissenschaften.

      Zur Untersuchung der Fallgesetze führte Galilei die schiefe Ebene als Versuchsanordnung ein.

      Er experimentierte mit Kugeln aus verschiedenen Materialien.

      Dabei stellte er fest, dass die Beschleunigung etwas von der Geschwindigkeit völlig Verschiedenes ist.

      Gleichzeitig konnte er beweisen, dass alle Körper gleich schnell fallen.

      Bis dahin galt die griechische Lehrmeinung, dass leichte Körper langsamer und schwere Körper schneller fallen.

      Nun brauchen Sie nicht unbedingt eine schiefe Ebene wie Galilei, um diese Gesetzmäßigkeit nachzuweisen.

      Nehmen

Скачать книгу