Einsicht durch Meditation. Joseph Goldstein

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Einsicht durch Meditation - Joseph  Goldstein

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Freiheit in unser Leben.

      Nur durch sorgfältige Aufmerksamkeit in jedem Augenblick gegenüber dem, was wahr ist, was tatsächlich da ist, nicht dem, was wir uns vorstellen, können wir in einer zutiefst transformierenden Weise die Unbeständigkeit, die Unsicherheit und die Selbst-Losigkeit erkennen, die alle unsere Erfahrungen bestimmen.

      Doch wie sollen wir all dies bewerkstelligen? Wie können wir öffnen, was verschlossen ist, ins Gleichgewicht bringen, was reaktiv ist, erforschen, was verborgen ist? Welche Werkzeuge stehen uns dafür zur Verfügung? Zwei Qualitäten liegen an der Wurzel jedes Entwicklungsprozesses durch Meditation: Vollkommene Anstrengung und Vollkommene Zielsetzung. – Wir müssen uns anstrengen, um unseren Geist auf das Objekt als Ziel zu richten. Anstrengung und Zielgerichtetheit. Alles andere kommt von selbst. Wenn man sich anstrengt, den Geist genau auf das Ziel auszurichten, folgen Achtsamkeit, Ruhe, Gleichmut, Weisheit und Mitgefühl von selbst.

      Nehmen wir an, wir sitzen und bemühen uns, den Geist auf den Atem zu richten, entweder auf die Empfindung, die beim Ein- und Ausatmen an der Nase entsteht, oder auf das Heben und Senken des Bauches. Wenn wir genug Mühe und Energie aufwenden und genügend auf unser Ziel ausgerichtet sind, verbinden wir uns mit den Empfindungen des Hebens und Senkens oder des Ein- und Ausatmens; wir werden achtsam gegenüber diesen spezifischen Empfindungen, und auf diese Weise wächst unsere Konzentration, und unser Verständnis gewinnt an Tiefe.

      All dies ist am besten mit einem Gefühl der Leichtigkeit und Bereitwilligkeit zu erreichen, aus einem Interesse am Entdecken der Wahrheit. Wenn wir versuchen, aus Pflichtgefühl zu üben, wird der Geist oft rebellisch oder verbissen. Achtsamkeit hat nichts mit Verbissenheit zu tun, obgleich Meditierende vor allem zu Anfang beides manchmal verwechseln.

      Ein gutes Beispiel zur Verdeutlichung dessen, was Vollkommene Zielsetzung und Vollkommene Anstrengung beinhalten, ist die japanische Teezeremonie. Dabei wird jede Bewegung mit äußerster Sorgfalt und Präzision ausgeführt. Das Falten des Wischtuchs und das Eingießen des Tees bestehen aus vielen separaten, klar umrissenen Bewegungen, und jede davon wird mit gleicher Sorgfalt und Aufmerksamkeit ausgeführt. Alle Handlungen sind von Feingefühl, Leichtigkeit und Anmut geprägt.

      Ob es uns gelingt, den Tag (oder zumindest einen Teil des Tages) gleichsam zu einer japanischen Teezeremonie zu machen, so daß jede Bewegung – das Ergreifen, das Sich-Beugen und das Sich-Drehen – zu einer Zeremonie wird? Wenn wir auf diese Weise üben oder wenn wir sogar üben, so zu üben, dann werden wir die ermutigende und inspirierende Erfahrung machen, daß unser Gewahrsein und unser Verstehen schnell und in ungeheurem Maße wachsen und sich vertiefen.

      J. G.

      Einer der wichtigsten Aspekte der Meditationspraxis ist der Wechsel von der Konzeptebene zur Ebene der direkten Erfahrung. Wenn Sie dies umfassender verstehen wollen, so setzen Sie sich eine Weile hin und lassen Sie die eine Hand leicht auf der anderen ruhen. Was erfahren Sie? Vielleicht taucht der Gedanke auf: »Ich erfahre, daß sich meine Hände oder Finger berühren.« Es kann auch ein geistiges Bild von den Händen auftauchen, wie sie im Schoß ruhen, oder ein Gewahrsein verschiedener Empfindungen wie Druck, Wärme und Prickeln. Wenn Sie ziemlich präzise und akkurat die Empfindungen spüren, die in diesem Augenblick des Gewahrseins gegenwärtig sind, was geschieht dann mit dem Gedanken oder dem Bild von der »Hand«? Sie können diese Übung auch mit geschlossenen Augen ausführen. Nehmen Sie sich bitte etwas Zeit, um die verschiedenen Ebenen des Erfahrens zu erforschen und zu unterscheiden.

      Wenn Sie gehen, wessen sind Sie sich dann bei jedem Schritt bewußt? Sehen Sie mit Ihrem inneren Auge ein Bild von der Form des Fußes oder des Beines? Können Sie in der Bewegung verschiedene Empfindungen unterscheiden? Was geschieht mit dem Bild, wenn Sie die Empfindungen verspüren? Und was geschieht mit den Empfindungen selbst?

      Bemühen Sie sich sowohl beim formellen Üben als auch im alltäglichen Leben, die Konzeptebene von der Ebene der direkten Erfahrung zu unterscheiden.

      3

      Anleitung zur Meditation

      Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit klar auf die Empfindungen und Gefühle bei jedem Atemzug. Verweilen Sie beim Atem, an der Stelle im Körper, wo er am klarsten und deutlichsten zu spüren ist – im Heben und Senken des Bauches, in der Bewegung der Brust oder beim Ein- und Ausströmen der Luft an den Nasenlöchern. Beobachten Sie möglichst gewissenhaft und kontinuierlich alle beim Einatmen und Ausatmen auftretenden Empfindungen oder die ganze Sequenz des Steigens und Fallens.

      Registrieren Sie im Geiste bei jedem Atemzug »steigen« und »fallen« oder »ein« und »aus«. Wenn zwischen den Atemzügen eine Pause oder ein Raum entsteht, dann werden Sie sich in diesem Augenblick eines Berührungspunktes Ihres Körpers bewußt: des Gesäßes auf dem Kissen, der Knie auf dem Boden oder der sanften Berührung der Lippen. Fühlen Sie ganz genau die Empfindung an dieser Stelle des Körpers. Tritt zwischen zwei Atemzügen eine längere Pause ein, so werden Sie sich nacheinander mehrerer Berührungsempfindungen bewußt, bis der nächste Atemzug einsetzt, ohne daß Sie den Atemprozeß künstlich forcieren. Kehren Sie beim Einsetzen des nächsten Atemzuges mit Ihrer Aufmerksamkeit wieder zum möglichst gewissenhaften Beobachten der mit der Atmung verbundenen Vorgänge zurück.

      Seien Sie wach und achtsam bei jedem Atemzug, bei der Bewegung des Hebens und Senkens von Brust und Bauch oder beim Ein- und Ausströmen der Luft durch die Nasenlöcher. Das Gewahrsein sollte sanft und entspannt sein, während Sie den Atem in seinem eigenen Rhythmus kommen und gehen lassen. Spüren Sie genau die Empfindungen bei jedem Atemzug, halten Sie nicht nach etwas Bestimmtem Ausschau, sondern registrieren Sie einfach das, was in jedem Augenblick da ist.

      Manchmal ist der Atem klar, manchmal undeutlich, manchmal stark und manchmal sanft; er kann auch lang oder kurz sein, rauh oder glatt. Bleiben Sie bei Ihrem Atem, und belassen Sie ihn so, wie er ist. Achten Sie jedoch sorgfältig auf die vielen Veränderungen, die sich ohne Ihr Zutun ergeben.

      Wenn Sie vorherrschend Geräusche wahrnehmen und Ihre Aufmerksamkeit vom Atmen abgelenkt wird, so registrieren Sie »hören, hören« und lenken Sie die Aufmerksamkeit und das Gewahrsein auf die Erfahrung des Geräuschs; lassen Sie sich jedoch nicht darauf ein, Vorstellungen darüber nachzugehen, welchen Ursprungs das Geräusch sein könnte – beispielsweise »Auto« oder »Wind« –, sondern bleiben Sie einfach bei der Erfahrung der Klangwellen. Versuchen Sie, den Unterschied zwischen dem Konzept von einem Geräusch und dem direkten, intuitiven Wahrnehmen desselben zu erfahren. Registrieren Sie »hören«, und wenn das Hören Ihre Aufmerksamkeit nicht mehr vordergründig beansprucht, dann kehren Sie zur Beobachtung des Atems zurück. Oft werden Geräusche im Hintergrund Ihrer Aufmerksamkeit auftauchen. Das heißt, Sie sind sich dann dieser Geräusche bewußt, doch sie lenken Ihre Aufmerksamkeit nicht besonders stark vom Atem ab. In diesem Fall ist das geistige Registrieren von »hören« nicht erforderlich. Bleiben Sie beim Registrieren der Atembewegungen, und gestatten Sie es dem Geräusch, einfach im Hintergrund Ihres Gewahrseins da zu sein.

      Die Kontinuität der Aufmerksamkeit und des geistigen Registrierens stärkt die Achtsamkeit und die Sammlung. Versuchen Sie deshalb dieses sanfte geistige Vermerken zu einem möglichst kontinuierlichen Prozeß werden zu lassen. Wenn Sie abschweifen, wenn Sie vergessen, wenn Ihr Geist wandert, dann registrieren Sie »wandern«, sobald Sie dessen gewahr werden, und kehren Sie anschließend zur Beobachtung des Atems zurück.

      Wenn Körpergefühle Ihre Aufmerksamkeit beherrschen und Sie vom Beobachten des Atems ablenken, dann sammeln Sie die ganze Achtsamkeit, die gesamte Aufmerksamkeit auf die betreffende Empfindung. Versuchen Sie, ihre Eigenschaften möglichst genau und gewissenhaft zu beobachten und

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