Дариус Дорван. Наемник. Владимир Корн

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Дариус Дорван. Наемник - Владимир Корн

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Und nicht die Summe meiner Teile.“

      Herr Schmitt schaute nicht zurück, der Anblick war einfach zu erschreckend. Was für ein grauenerregender Falter aus seiner leuchtend grünen Raupe geworden war. „Traurigerweise nicht“, gab er zu.

      Spade, nun arbeitslos, blieb nichts Besseres übrig, als in eine Bar zu gehen. Er folgte den Stufen hinunter in den Dachsbau, nahm die geflieste Treppe, die tief ins Innere der Erde führte oder wenigstens in die untersten Hautschichten der Erde, wie die Nadel eines Tätowierers. Er ging nach hinten in das Gewölbe der Kellerbar. Gleich am Eingang des länglichen Raumes stand die hell und warm beschienene Bar. An den Wänden hingen Nachdrucke von Francis Bacon und Fratzen von Marshall Arisman, Lichterketten und bunte Lichter. Die Bänke und Tische waren aus dickem, mit Lack bestrichenem Holz und links neben der Theke befand sich eine kleine Erhöhung mit einem Tisch, umschlossen von einer Holzbank. Dort konnte Spade bereits seine Truppe an Punks und Außenseitern sehen.

      Sie waren alle Menschen, die sich ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt fühlten und ihre Gesichter auf eigene Faust entstellten. Da war der fast schon magnetische Tetsuo, nach dem Film Tetsuo: The Ironman benannt, mit der Fresse voller Piercings und Metall, sodass kaum Haut hindurchschaute. Dennis mit seinem aufgequollenen Gesicht, das er sich hatte blutig schlagen lassen. Die Lippen sahen aus wie violette Schlauchbote und die Augen waren fast zugeschwollen, das Gesicht voller blauer Flecke und Blutergüsse, als hätte er es unter einen Dampfhammer geschoben. Nicht zu vergessen Marc, dessen Gesicht uneben war, fast wie bei jemandem, dessen Haut allergisch auf Theaterschminke reagierte, der sie aber trotzdem trug. Es war angefressen und weiß vom Löschkalk, den er sich ins Gesicht geschmiert hatte. Und Harry Twoface, der eine Seite seines Gesichtes mit einem heißen Bügeleisen bearbeitet hatte. Stolz wie Bolle hatte er vom Gestank verbrannten Fleisches erzählt und dass seine geschmolzene Haut zischte und lange Fäden wie Pizzakäse vom Bügeleisen zog. Und da ein ganz neues Gesicht, das einer eleganten, schlanken Frau in Schwarz mit glatt am Kopf liegendem, rotblondem Haar, das kinnlang sein musste. Die schiefe Nase war spitz genauso wie ihr Lächeln, während Spades Quartett mit ihr redete und scherzte. Die langen Beine dunkel von Strapsen überschlagen und in hochhackigen Schuhen, saß sie da mit einer Zigarette in einem langen, schwarzen Halter, die andere Hand ruhte lässig auf dem Knie.

      Spade machte einen Schritt die Stufe hoch und klopfte laut auf den Tisch: „Hey ho, mein hässlicher Haufen, unangepasst und eigenwillig, wie ich euch liebe.“

      Erschrocken fuhren alle herum und starrten eine Weile in Spades Fratze. „Scheiße“, meinte Marc, „bist du das, Spade?“

      „Kein Geringerer“, antwortete der zufrieden.

      „Was hast du mit deinem Gesicht gemacht?“, fragte Tetsuo, der die Lippen voller Metall kaum formen konnte und dessen Piercings scheppernd aneinanderstießen, wobei sie eine eigentümliche Melodie ergaben.

      „Ich habe einen wahnsinnig genialen Gesichtschirurgen gefunden und der hat mir dieses extreme Lifting verpasst. Was haltet ihr von Spades schnuckeligem neuen Gesicht?“

      Keiner konnte die Augen von ihm nehmen. „Spade, du sieht wie ein Haifisch aus, Mann“, fand Harry Twoface.

      „Wo ist der? Wie heißt er?“, drängte Marc.

      „Kennt ihr den kleinen asiatischen Gemischtwarenladen im Zentrum?“

      „Von dem Chinesen mit der scharfen Tochter?“, fragte Harry.

      „Genau der. Fragt nach Doktor Steinmann. Der macht das.“

      „Wie sieht er denn aus?“, fragte Harry, der eigentlich Hermann mit Nachnamen hieß, woraus über die Zeit zuerst Harralt und dann Harry wurde.

      „Ein langes Elend mit einer schmalen Brille und Seitenscheitel. Spricht sporadisch, aber leistet geniale Arbeit. Wer ist die Lady?“, fragte Spade und hielt ihr seine Hand hin.

      „Vera“, lächelte sie wieder spitz und legte ihre dünne, feingliedrige Hand mit den schwarzen Nägeln in seine. Spade drückte sie gegen seinen Mund und ließ sie daraufhin wieder frei.

      „Sie will dich unbedingt kennenlernen“, meinte Dennis.

      „Ja? Warum denn?“

      „Weil deine Truppe mir sagte, du hättest alles aufgezogen“, lächelte Vera.

      Spade setzte sich.

      „Ich kenne eine Fotografin, die dich unbedingt kennenlernen will.“ Sie zog an ihrer Zigarette und ließ den Qualm wie Auspuffgase durch ihre Lippen entweichen. „Nach dieser OP erst recht.“

      „Ach ja?“, fragte Spade zufrieden. Als Ivon, die brünette Barkeeperin, zu ihnen herüberschaute, rief er: „Ich nehme ein Diesel!“

      „Du musst Spade unbedingt das mit deiner Titte erzählen!“, drängelte Marc sie.

      „Brust, wir sind hier schließlich in Gegenwart einer Dame, du Arschloch“, schleimte Harry. Vera schien das gar nicht zu kümmern. „Okay, was ist mit deiner Brust, Vera?“, fragte Spade. „Ich habe nur eine.“ Sie straffte den Oberkörper, sodass Spade sehen konnte, dass ihre schwarze Bluse nur auf der rechten Seite ausgebeult war.

      „Wie kam es dazu?“, fragte Spade.

      „Ich wollte sie loswerden. Aus Gründen, die ihr verstehen müsstet. Ich band sie ab und hoffte, dass es reichen würde, das war aber einfach nur schmerzhaft und funktionierte kein bisschen.“

      „Das musst du dir anhören, Spade, das ist echt harter Shit“, meinte Marc.

      „Ruhig, ich höre ihr ja zu, aber das kann ich nicht, wenn du reinquatschst“, mahnte Spade. „Okay, weiter.“

      „Ich habe mir flüssigen Stickstoff besorgt – das ist einfacher, als man denkt. Und da hinein habe ich meine Brust gehängt.“ Provokant lächelte sie weiter.

      „Spade, das musst du dir mal vorstellen, echt übel“, funkte Marc wieder dazwischen.

      „Pscht!“, zischte Vera ihn an. „Es war wie das Prickeln von Kohlensäure, nur stärker. Ein unbeschreibliches Gefühl“, schwärmte sie und zog an ihrer Kippe. Ivon reichte Spade das Colabiergemisch. „Was ist, wenn du mal ein Baby hast?“, fragte Spade und nippte am kalten Glas, während er vergeblich versuchte sich vorzustellen, wie sich flüssiger Stickstoff anfühlte.

      „Genau das“, sagte Vera. „Ein Baby, eine Brust. Außerdem mochte ich die, die ich losgeworden bin, noch nie. Sie wuchs viel zu früh und viel schneller als die andere. Sie störte mich schon immer.“

      Spade lächelte unerkennbar. Er versuchte, es sich vorzustellen, und das Bild in seinem Kopf erfüllte ihn mit einem unangenehmen Schauder. Er sah Vera, wie sie nackt in einer Küche stand, die rechte Brust mit einer Hand zurückziehen, während sie die andere in einen Topf hängte, aus dem der Dampf wie überkochendes Wasser quoll, die Augen geschlossen, die Lippen wie zu einem Stöhnen geformt, die Schneidezähne wie die rosafarbene Zunge leicht entblößt. Er brauchte sein künstliches Lächeln nicht mehr zu halten, das taten seine Muskeln von allein.

      „Ich stelle mir das Ungleichgewicht gewöhnungsbedürftig vor. Ziemlich unregelmäßig, nicht wahr?“, meinte Spade an Vera gewandt.

      „Warum?“ Sie lächelte triumphierend und ihre grüngelben Augen durchbohrten ihn. „Das Universum entstand auch aus einer Unregelmäßigkeit heraus. Ob gut oder schlecht. Ich meine, auf einer Skala

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