Peru. Michael Hahn

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Peru - Michael Hahn страница 12

Peru - Michael Hahn

Скачать книгу

ergeben hatten oder unmittelbar nach der Schlacht in Gefangenschaft geraten waren, entschied sich für einen Verbleib in Südamerika.

      Mit Sucres Sieg in der Entscheidungsschlacht von Ayacucho hatte Bolívar seinen militärischen Auftrag erfüllt. Einem ordnungsgemäßen Verzicht auf seine Sondervollmachten stand damit faktisch nichts im Wege. Jedoch hatte der »Libertador« andere Pläne. Er ließ in Lima einen Rumpfkongress zusammentreten, um diesem pro forma seinen Rücktritt als Diktator anzubieten. Angesichts der Militärpräsenz blieb den Abgeordneten nichts anderes übrig, als die diktatorischen Vollmachten des »Befreiers« am 10. Februar 1825 einstimmig um ein weiteres Jahr zu verlängern. Bevor er die Hauptstadt mit dem Ziel Süd- und Hochperu verließ, delegierte Bolívar sein politisches und militärisches Mandat an ein Triumvirat (Consejo de Gobierno) unter dem Präsidium von Marschall José de la Mar.

      »Patriotinnen«

      Die Unabhängigkeitsbewegung konnte auf die aktive Unterstützung zahlreicher Frauen aus allen Schichten zählen. Bald unterstützten oder begleiteten die »Patriotinnen« ihre kämpfenden Männer und Söhne, bald spionierten sie den Feind aus und leiteten als Botinnen geheime militärische Informationen weiter. Sie halfen bei der Rekrutierung mit, sorgten für die Verletzten und organisierten oder spendeten Geldmittel. Eine Minderheit gebildeter Frauen nahm an den lebhaften Debatten teil, welche die Zukunft ihrer Region bestimmten, oder widmete sich der Propagandaarbeit. Vor dem Einmarsch San Martíns anfangs Juli 1821 versteckten Limeñerinnen Deserteure und Kranke aus den Reihen der abziehenden royalistischen Truppen, wodurch sich deren Mannschaftsbestand deutlich minderte. Selbst Damen der Oberschicht ergriffen Partei für die Unabhängigkeit, sei es im Rahmen von konspirativen Treffen hinter verschlossenen Türen oder in Abendgesellschaften, sei es beim Verfassen und Verbreiten von Proklamationen und Berichten. Doña Petronila Fernández de Paredes versteckte im Keller ihres Wohnhauses eine konspirative Druckerei, während Carmen Larriva de Gonzales als Redakteurin für die »patriotische« Zeitschrift El Satélite Artikel schrieb.

      Am untersten Ende der sozialen Skala standen Schwarze und Sklavinnen, die sich ebenfalls in den Unabhängigkeitskriegen engagierten. In der Hoffnung auf Freilassung und Verdienst arbeiteten schwarze Frauen in den Heeren als Köchinnen, Dienstmägde, Krankenschwestern und Marketenderinnen. Sie betätigten sich als Spioninnen, manchmal sogar als Soldatinnen oder treue Begleiterinnen ihrer kämpfenden Männer. Andere setzten sich dafür ein, dass ihren Männern und Söhnen der Sold ausbezahlt wurde, oder sie forderten die Ausmusterungsdokumente ein, welche im Falle ehemaliger Sklaven deren Diensterfüllung und damit das Recht auf Freiheit bestätigten. Ein Beispiel für eine Truppenführerin ist die Mestizin Juana Azurduy aus La Plata. Zusammen mit ihrem Ehemann warb sie Soldaten für die Sache der Unabhängigkeit in Hochperu an. Sie besorgte nicht nur Waffen und kümmerte sich um die Verwundeten, sondern sie führte selbst auch Truppen in die Kämpfe. Manuela Sáenz, Bolívars Geliebte, kämpfte in den Entscheidungsschlachten von Junín und Ayacucho mit. Der Einsatz in Junín trug ihr die Beförderung zum Hauptmann beziehungsweise zur Hauptfrau ein.

      Dass die Unterstützung der »patriotischen« Seite lebensgefährlich war, musste María Andrea Parado de Bellido aus Ayacucho erfahren. Ihr Ehemann und ihre zwei Söhne bekämpften im Hochland als Freischärler die Loyalisten. In einem Brief, den die Analphabetin einem Vertrauten diktiert hatte, warnte sie ihren Gatten vor den anrückenden gegnerischen Truppen. Ihr Mann konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch fiel der Brief in Feindeshände. Doña María wurde verhaftet. Weil sie sich standhaft weigerte, den Namen des Briefeschreibers und weitere Informationen preiszugeben, wurde sie am 1. Mai 1822 vor ein Exekutionskommando gestellt und erschossen.

      Die Kriege um die Unabhängigkeit brachten unermessliches Leid und trieben viele Frauen in bittere Armut. Manche retteten ihr Leben, verloren aber Väter, Ehemänner oder Söhne. Ein Teil der Frauen verließ ihre Heime, andere wurden von Soldaten ausgeraubt und vergewaltigt. In Abwesenheit der kämpfenden Männer mussten die Frauen allein den Betrieb, das Geschäft oder den Hof führen – zusätzlich zu den herkömmlichen Aufgaben wie dem Führen des Haushalts und der Erziehung der Kinder.

      Hochperu (Bolivien)

      Nach dem Sieg von Ayacucho fiel dem zum Marschall beförderten Sucre die Aufgabe zu, den letzten spanischen Widerstandsherd unter General Olañeta in Hochperu zu brechen. Von Puno aus eröffnete er im Februar 1825 mit einem vorwiegend aus Großkolumbianern bestehenden Heer die Offensive. Nach ersten militärischen Erfolgen des Befreiungsheeres riefen zahlreiche hochperuanische Orte die Unabhängigkeit aus. Während Olañeta am 1. April bei einem Scharmützel unter seinen eigenen Leuten einen gewaltsamen Tod fand, nahmen seine Soldaten Sucres Amnestieangebot an und streckten kampflos die Waffen.

      Einem Aufruf von Marschall Sucre folgend, trafen im Juli 48 Abgeordnete aus allen hochperuanischen Provinzen in Chuquisaca zusammen, wo sie sich für die Selbstbestimmung und einen eigenen Staat aussprachen. Die offizielle Verkündigung der Unabhängigkeit – zugleich die Geburtsstunde der neuen Republik – fiel auf den 6. August 1825. Das einstige Hochperu nahm zu Ehren Bolívars den Namen Bolívar an, eine Bezeichnung, die später in Bolivia (Bolivien) umgewandelt wurde. Dem »Libertador« wurde die höchste Exekutivgewalt übertragen. Zudem sollte er eine Konstitution für Bolivien verfassen. Bolívar seinerseits verpflichtete sich, Perus Zustimmung zum Unabhängigkeitsentscheid zu erwirken und versprach, eigenhändig eine Verfassung auszuarbeiten. Während Sucre mit seinen Truppen in Bolivien blieb, reiste der »Libertador« nach Lima zurück, wo er am 10. Februar 1826 eintraf. Nach neun Monaten waren die Arbeiten an der neuen Verfassung, die auch für Peru und Großkolumbien gelten sollte, vollendet (25. Mai 1826). Kurz zuvor hatte der »Befreier« auch die Anerkennung der Unabhängigkeit Boliviens durch Peru durchgesetzt. Bolívars Verfassung erhielt die Bezeichnung »La Vitalicia« (die Lebenslange), weil sie dem auf Lebenszeit ernannten Präsidenten eine enorme Machtfülle zugestand. Der bolivianische Kongress nahm den Verfassungsentwurf bis auf wenige Änderungen im November 1826 an. Bolívars Vorschlag Folge leistend, bestimmten die Abgeordneten Marschall Sucre zum Präsidenten auf Lebenszeit.

      In Peru stieß Bolívars Projekt einer Andenkonföderation aus Großkolumbien, Peru und Bolivien auf wenig Gegenliebe. Repräsentanten der peruanischen Oberschicht fürchteten um ihre privilegierte Stellung. Wegen despotischer Entscheide und wegen der kostspieligen kolumbianischen Truppenpräsenz machten sich zunehmend Unmut und Widerstand gegen den »Befreier« breit. Öffentliche Hinrichtungen von angesehenen Regimegegnern und die Verbannung prominenter Oppositioneller schürten den Hass gegen die Großkolumbianer. Unpopulär waren überdies die Zwangsrekrutierungen junger Peruaner, von denen schätzungsweise 5000 ihren Wehrdienst im fernen Kolumbien ableisten mussten. Spätestens mit der Kapitulation der letzten spanischen Truppen im Hafen Callao anfangs Januar 1826 war der militärische Auftrag des »Befreiers« endgültig vollendet, und einem ehrenhaften Abzug stand nichts mehr entgegen. Dennoch zog es Bolívar vor auszuharren und weiter die Fäden aus dem Hintergrund zu ziehen. Infolgedessen kam es in Ica zu einem Aufstand, im zentralen Hochland formierten sich Freischärlertruppen und Putschisten schmiedeten Umsturzpläne. Zwar konnten die Verschwörungen aufgedeckt und der Kongress gefügig gemacht werden – auf Drängen Bolívars nahm eine verfassunggebende Versammlung am 16. August die Vitalicia an und bot dem »Libertador« die damit verbundene Präsidentschaft auf Lebenszeit an – aber eine Wirtschaftskrise und Spannungen in Großkolumbien bewogen den »Befreier« schließlich doch noch zum Verlassen des Landes. Am 4. September 1826 schiffte er sich mit Ziel Guayaquil ein, wobei er ein stattliches Kontingent großkolumbianischer Truppen in Lima zurückließ. An Perus Staatsspitze stand nun Großmarschall Andrés de Santa Cruz, den Bolívar im Juni 1826 zum Präsidenten eines Regierungskomitees und Chefkommandanten von Armee und Marine berufen hatte. Nach einer Rebellion der großkolumbianischen Truppen in Lima, die wegen ausstehender Soldzahlungen meuterten, organisierte Santa Cruz deren Abzug. Am 18. März schifften sich die Großkolumbianer für ihre Heimreise ein. In Übereinstimmung mit den geltenden Gesetzesbestimmungen berief Santa Cruz eine außerordentliche verfassunggebende Versammlung ein, die den Marschall José

Скачать книгу