Peru. Michael Hahn

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Peru - Michael Hahn

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tropischen Meeresströmungen in westliche Richtung abgedrängt wird. Von der Antarktis kommend, fließt der nährstoffreiche Humboldtstrom an der südamerikanischen Westküste entlang. Der kalten Strömung verdanken Chile und Peru ihre außerordentlich reichhaltige Meeresfauna. Die gewaltigen Sardinen- und Sardellenschwärme machten Peru jahrelang zum weltgrößten Produzenten von Fischmehl. Zudem ernährten sie riesige Kolonien von Meeresvögeln, deren Exkremente als nitratreiches Düngemittel (Guano) im 19. Jahrhundert ein Exportschlager waren. Der Humboldtstrom beeinflusst die Witterung an der Küste entscheidend, indem er das an und für sich heiße äquatoriale in ein gemäßigtes Klima verwandelt.

      2) Die Küstenzone, die, abgesehen vom äußersten Norden und den Flussoasen, eine Wüstenlandschaft bildet. Sie umfasst die vorgelagerten kahlen Inseln und den Küstenstreifen landeinwärts bis zu einer Höhe von rund 500 Metern. Von den über 50 Flüssen, die aus den Anden kommend in den Pazifik münden, führen nur etwa ein Dutzend das ganze Jahr hindurch substanzielle Wassermengen. Sie lassen fruchtbare Oasen entstehen, die mit ihrem saftigen Grün die Eintönigkeit der Sand- und Geröllwüsten durchbrechen. Von Mai bis Oktober (während des südlichen Winters) liegt über vielen Küstenorten ein feiner Nebel, den die Peruaner Garúa nennen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit werden dann Wüstenzonen grün, Pflanzenteppiche schießen aus dem Boden und kahle Hügel blühen auf.

      3) An den Küstenstreifen schließt sich die Yunga-Zone an (Quechua für »trockenes oder heißes Tal«). Tiefe Schluchten und enge Quertäler mit Steinwüsten und Sukkulenten prägen die Landschaft. Mehr als neun Monate lang bestimmt die brennende Sonne das Klima. Nur in den Hochsommermonaten, von Januar bis März, nimmt die Bewölkung etwas zu. Dennoch kommt es nur selten zu Niederschlägen. Wo Talböden und Hänge bewässert werden, sind sie bestens für den Anbau tropischer und subtropischer Nutzpflanzen geeignet.

      4) Die vierte Zone, Kichwa genannt, liegt zwischen 2300 und 3500 Metern Höhe. Dank einem gemäßigten Klima, reichlich kultivierbarem Land und genügend Wasser kann sie für einen ertragreichen Ackerbau genutzt werden. Die ergiebigsten Äcker befinden sich auf den Talböden und den talnahen, benachbarten Hängen, wo insbesondere Mais gut gedeiht.

      5) Die sanft ansteigende Kichwa-Region geht über in eine stark akzentuierte Landschaft mit steilem, kantigem und schroffem Relief. Diese Suni genannte Landschaft liegt zwischen 3500 und 4000 Metern in der kalten Klimazone, mit durchschnittlichen jährlichen Temperaturen zwischen 7° und 10 °C. Das Sommermaximum liegt bei 20 °C, das Winterminimum zwischen −1° und −16 °C. Auf den kargen Böden gedeihen Knollenfrüchte wie Kartoffeln, Oca, Olluco und Mashua, die proteinreiche Lupinie Tarhui sowie die widerstandsfähigen Getreidearten Quinua, Cañihua und Amarant.

      6) Auf die Suni-Zone folgt die Puna in Höhenlagen zwischen 4000 und 4800 Metern. In den unteren Lagen (bis ca. 4200 Meter) wachsen noch die vorhin genannten Getreidearten und Knollengewächse. Oberhalb der landwirtschaftlichen Anbaugrenze erstreckt sich eine Hartgrassteppe – die Nahrungsgrundlage für die Lama- und Alpakaherden. Das weite Hochplateau im Süden, das sich zwischen der westlichen und der östlichen Andenkette ausdehnt, ist unter dem Namen Altiplano bekannt, was so viel wie »Hochebene« heißt. Es herrscht ein kaltes Klima mit Temperaturen, die nachts in der regenlosen Zeit von Mai bis September bis weit unter 0 °C fallen können. Zwischen Tag und Nacht bzw. Sonnen- und Schattenseiten bestehen markante Temperaturunterschiede. Abgesehen von einigen wenigen kleinen Oasen mit Gras und Polstergewächsen, die bis auf eine Höhe von 5200 Metern auftreten, dominieren Schnee, Firn, Eis und Gletscher die über der Puna gelegene Hochgebirgslandschaft. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind extrem, wobei das Thermometer bis auf −30 °C fallen kann. Permanente Schneefelder bedecken die Gebirgslandschaft von etwa 5300 Metern an aufwärts.

      7) An der Ostflanke der Anden geht das Hochgebirge ebenfalls in die Puna über. Je tiefer man kommt, desto dichter wird die schüttere Grassteppe. Ananasgewächse und niedrige moosbehangene Bäume zeigen den nahen tropischen Regenwald an. Weiter unten geht der Niederwald in den immergrünen tropischen Bergwald über. Die Höhe dieser Übergangszone zwischen Puna und Wald schwankt gemäß der jeweiligen Topografie. Sie kann auf bis zu 3800 Metern liegen, der Obergrenze der vom Amazonas-Becken aufsteigenden feuchten Luftmassen. Der hoch gelegene tropische Regenwald (Selva Alta) bedeckt die zerklüfteten Gebirgsausläufer und die breiten Täler. Dazwischen gibt es auf Höhen zwischen 1000 und 2300 Metern inselartiges Siedlungs- und Ackerland, das sich zum Anbau von tropischen Pflanzen hervorragend eignet. Diese hügelige, von den Quellflüssen des Amazonas durchzogene Übergangszone zwischen der Sierra und dem Tiefland wird Montaña genannt.

      8) Wo die äußersten Hügel der Montaña in das riesige Amazonas-Becken auslaufen, nimmt der tief gelegene tropische Regenwald (Selva Baja) seinen Anfang. Die fruchtbarsten Gebiete des Tieflanddschungels liegen entlang des Amazonas-Stroms und dessen Zuflüssen, die ihrerseits eine reiche aquatische Fauna bergen. Alljährlich treten die Flüsse über die Ufer und überschwemmen weite Ebenen, wobei sich nährstoffreiches Material ablagert. Dagegen sind die Urwaldböden zwischen den großen Flüssen im Allgemeinen weitaus karger, nährstoffärmer und besitzen nur eine dünne Humusschicht. Da die dichte Vegetation, aber auch die Überschwemmungen, Sümpfe und Seen ein Durchkommen auf dem Landweg stark erschweren, wickelt sich der Personen- und Warenverkehr hauptsächlich auf dem weit verzweigten Flusssystem ab. Ausgiebige Niederschläge – im Jahresdurchschnitt 2,9 Meter – und eine ganzjährig ziemlich konstante Temperatur sind für das feucht-heiße Klima verantwortlich. Die Durchschnittstemperatur beträgt 26 °C, wobei der Oktober mit Werten zwischen 34° und 37 °C wärmster Monat ist.

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      Abb. 2: Die Straßen in den Anden führen über steile, gefährliche Strecken. Hier eine der Passstraßen, die den Callejón de Huaylas mit dem Callejón de Conchuco (Dep. Áncash) verbinden. Die Passhöhe, die Punta Olímpica, liegt auf 4890 Metern über dem Meeresspiegel.

      Naturgewalten

      Seit Urzeiten haben Naturkatastrophen die Andenländer schwer getroffen. Vor der Westküste Perus liegt die sogenannte Nazca-Platte – eine ozeanische Platte, aus der die Erdkruste und der oberste Teil des Erdmantels aufgebaut sind. Sie bewegt sich ostwärts, wo sie mit der Südamerikanischen Platte kollidiert und wo ein Vulkangürtel entstanden ist. Von den über 400 peruanischen Vulkanen gelten zwölf als Sicherheitsrisiko. Bei einem etwaigen Ausbruch bedrohen Gase, Asche, Staub und Lavaströme Großstädte wie Arequipa oder ländliche Siedlungen. Den jüngsten Vulkanausbruch registrierte das Geophysikalische Institut Perus im Juli 2019. Es handelte sich um den 5672 Meter hohen Ubinas, den aktivsten Vulkan des Landes. 30 000 Personen mussten aus der Gefahrenzone evakuiert werden. Die bislang verheerendste Eruption ereignete sich im Jahr 1600, als der Vulkan Huayna Putina explosionsartig ausbrach. Ein Regen aus Lava und Asche ging über Felder und mehrere Indianerdörfer nieder. Im Umkreis von etwa 90 Kilometern bedeckte eine bis zu einem halben Meter dicke Ascheschicht Äcker, Weiden und Weingärten. Die austretende Lava versperrte dem Río Tambo den Weg, sodass sich der Fluss zu einem fast 40 Kilometer langen See staute. Als der natürliche Staudamm brach, schossen die Wassermassen durch das Tal in Richtung Meer. Auf einer Strecke von über 100 Kilometern verwüstete die Flut sämtliche Gärten und Äcker, sie entwurzelte die Fruchtbäume, fegte die Zuckerrohrfelder hinweg und riss das weidende Vieh mit in den Tod. Im Gefolge der Katastrophe verhungerte drei Viertel des Viehs, fast sämtliche Reben sowie die Frucht- und Olivenbäume starben ab. Die Aschewolke verdunkelte das Sonnenlicht und ließ weltweit die Temperaturen sinken. Während der nächsten zweieinhalb Jahre setzten kühle Sommer und bitterkalte Winter Mensch und Tier schwer zu. Es kam zu Hungersnöten, die unzählige Tote forderten.

      Seit dem Jahre 1568 haben über 70 schwere Erd- oder Seebeben Peru erschüttert. Lima, Arequipa und Cusco, um nur die wichtigsten Städte zu nennen, sind im Verlauf ihrer Geschichte mehrmals zerstört oder schwer beschädigt worden. Immer wieder lösten Seebeben auch gefährliche Flutwellen (Tsunamis) aus. Am 28. Oktober 1746 brandeten mehrere Flutwellen über

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