Nachhaltig investieren für Dummies. Alexandra Bolena
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Die 17 Sustainable Development Goals als einheitlicher Standard
Sustainable Finance – …und was hat die Finanzwelt damit zu tun?
Offenlegungsverordnung
EU Ecolabel – das Gütesiegel ist in Planung
Hätten Sie gedacht, dass Greenpeace schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat? Und dass es noch länger her ist, seit der Club of Rome seine »Grenzen des Wachstums« postuliert hat? Zwei unterschiedliche Initiativen, aber im Kern teilen sie seit einem halben Jahrhundert eine gemeinsame Überzeugung: So wie bisher kann es nicht weitergehen, wenn wir die Erde auch noch unseren Kindern und Kindeskindern als lebenswerten Planeten hinterlassen wollen. Heute ist das Thema Nachhaltigkeit vom Rand der Gesellschaft in die Mitte der Wahrnehmung gerückt. Der Ernst der Lage ist nicht mehr zu übersehen und nationale sowie internationale Maßnahmen, wie zum Beispiel die Formulierung von nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals) oder das EU-weite Klassifikationssystem für nachhaltige Investitionen (EU-Taxonomie), sollen endlich dazu beitragen, dass wir mit der Ausbeutung unseres Planeten aufhören. Hinter all den Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit steht die Idee, dass Fortschritt weiter passieren wird, aber gesundes Wachstum nur mit Maß und Ziel erfolgen kann. Notwendig sind ein Rahmen, innerhalb dessen wir uns als Menschheit nachhaltig entwickeln können, und klar definierte Ziele. Diese Ziele, die 17 Sustainable Development Goals, auch als SDGs bekannt, sind unsere Messlatten, wenn es um Wirtschaftswachstum und Entwicklung geht. Aber was besagen denn die 17 SDGs genau, wo liegt ihr Ursprung und wie können sie konkret als Messinstrument dienen?
Vom Club of Rome zu den SDGs
In den späten Wirtschaftswunderjahren des letzten Jahrhunderts wurden erstmals kritische Stimmen laut. Kann die Menschheit so weitermachen wie bisher? Haben wir genug Ressourcen auf unserem Planeten, um auch noch die nächsten Generationen zu versorgen? Brauchen wir »immer mehr« oder kann man auch mit weniger zufrieden sein? Wurden diese kritischen Stimmen – Stichwort Flower-Power-Generation – zunächst bestenfalls ignoriert oder belächelt, fanden sich in den folgenden Jahren zunehmend auch Wissenschaftler, die Kritik am unreflektierten Fortschritt übten. Eine erste wissenschaftlich relevante Gegenbewegung dieser kritischen Geister formierte sich schließlich im Club of Rome.
Der Club of Rome wurde 1968 gegründet. Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsführer aus mehr als 50 Ländern schlossen sich erstmals in der namensgebenden Stadt zu einem informellen Thinktank zusammen, um die Herausforderungen des weltweiten Wachstums kritisch zu diskutieren und Lösungen zu suchen.
Anlass für die Gründung des Club of Rome war die sich verbreitende Erkenntnis, dass die Welt, wenn wir so weitermachen wie bis dahin, bald an die Grenzen ihres Wachstums stoßen würde. Diese Besorgnis über weltweite Krisenerscheinungen, wie zum Beispiel zunehmende Ungleichheiten, unfaire Geschäftspraktiken, fortschreitendes Bevölkerungswachstum und unumkehrbare Umweltzerstörung, wurden in dem1972 veröffentlichten Buch »Die Grenzen des Wachstums« von Dennis und Donella Meadows erstmals allgemein publik gemacht. In »Die Grenzen des Wachstums« wurde als Gegenentwurf zur Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit ein kritisches, um nicht zu sagen, pessimistisches Bild der weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungstrends gezeichnet. Die Autoren versuchten, Zusammenhänge und Entwicklungen für die nächsten hundert Jahre zu erfassen und die Folgen unverändert voranschreitenden exponentiellen Wachstums abzuschätzen. Der Club of Rome fokussierte dabei auf fünf Themenbereiche:
Nachhaltige Entwicklung, Globalisierung, Armutsbekämpfung
Politische Stabilität und Regierungsfähigkeit
Informationsgesellschaft und die digitale Schwelle
Lernen, Erziehung und Arbeitswelt
Kulturelle Vielfalt und Toleranz
Bevölkerungsgesetz
Das dabei zugrunde gelegte Weltmodell erinnert an die Prognosen von Thomas Robert Malthus, Inhaber des ersten Lehrstuhls für politische Ökonomie in England, der schon 1789 mit seinem Bevölkerungsgesetz mittels eines einfachen mathematischen Modells nachzuweisen versuchte, dass die Weltbevölkerung – wenn nicht gegengesteuert würde – bald an ihre Grenzen hinsichtlich der Nahrungsmittelproduktion stoßen würde.
Malthus konnte natürlich viele Entwicklungen noch nicht vorausahnen und so blieben seine dystopischen Prophezeiungen erfreulicherweise ebenso unerfüllt wie etliche des Clubs of Rome. So rechnete der Club zum Beispiel damit, dass bereits 2000 alles bebaubare Land auf der Erdoberfläche wirtschaftlich genutzt würde und dies zu einer hoffnungslosen Landknappheit führen würde. Ähnlich pessimistisch waren die Studienautoren bezüglich des Rohstoffverbrauchs. Auch die Aussichten hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit auf unserem Planeten waren ausgesprochen düster.
Zwar sind wir von einer gerechten Welt noch meilenweit entfernt, aber ganz so düster, wie die Mitglieder des Clubs es erwarteten, hat sich die Welt erfreulicherweise nicht entwickelt – noch nicht zumindest. Manche Themen haben sich infolge neuer Technologien anders, manchmal sogar besser entwickelt als befürchtet, andere wurden unterschätzt beziehungsweise nicht erwartet. Auch wenn der Club of Rome aufgrund seiner Fehleinschätzungen von vielen kritisiert wird – eine Leistung ist unbestritten: Erstmals wurde aufgezeigt, dass Wachstum Grenzen haben muss! Vor mittlerweile mehr als einem halben Jahrhundert wurde mit den »Grenzen des Wachstums« zum ersten Mal in großem Maßstab eine dringend notwendige Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit angestoßen.
www.clubofrome.de/clubofrome.
Der Club of Rome hatte, wenn schon nicht die Welt, dann zumindest die Fachwelt aufgerüttelt. Was folgten, waren Jahrzehnte der Konferenzen und Willensbekundungen – viel zu lange allerdings ohne konkrete Ergebnisse.
Klimakonferenzen
Sieben Jahre nach der Veröffentlichung der »Grenzen des Wachstums« fand 1979 in Genf die erste Weltklimakonferenz statt. Einberufen von der Weltorganisation für Meteorologie wurden erstmals klimarelevante Themen auf UN-Ebene diskutiert. In größeren und kleineren Abständen von oft einigen Jahren gab es in Folge etliche internationale Nachfolgekonferenzen – jahrzehntelang allerdings, ohne dass konkrete Maßnahmen beschlossen worden wären. Erst 2015 wurde in Paris die gemeinsame Verantwortung wahrgenommen und schon lange beschlossene prinzipielle Übereinkommen endlich in klare und messbare Klimaziele »übersetzt«. Die drei übergeordneten Ziele des Klimaabkommens von Paris:
Die Erderwärmung muss im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad, nach Möglichkeit 1,5 Grad Celsius, begrenzt werden.
Als gleichberechtigtes Ziel zur Reduktion der Erderwärmung wurde die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel definiert.
Finanzmittelflüsse müssen mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden.
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