Nachhaltig investieren für Dummies. Alexandra Bolena
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Über dieses Buch
Für nachhaltige Geldanlagen gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Bezeichnungen, die alle gewisse Versprechen transportieren: »Grünes Geld« oder »Green Money« verspricht ökologischen Mehrwert, »Social Investment«, dass soziale Standards eingehalten werden, »ethische Geldanlage«, dass die Moral passt und »Sustainable Finance« ein bisschen von allem. Allen gemeinsam ist, dass die klassischen Veranlagungskriterien »Rentabilität« und »Sicherheit« um ökologische, soziale und/oder ethische Bewertungen ergänzt werden.
Sie sehen, nachhaltig kann »grün«, »sozial« oder »ethisch korrekt« bedeuten. Bevor Sie sich allerdings nicht selbst überlegt haben, welcher Aspekt Ihnen persönlich am wichtigsten ist, macht es wenig Sinn, konkreten Anlageempfehlungen zu folgen. Deshalb befassen sich die ersten circa 50 Seiten dieses Buches mit Hintergrundinformationen, die Sie (hoffentlich) zum Nachdenken anregen. Mit diesem Rüstzeug können Sie dann aus den rund 200 Seiten Praxistipps jene auswählen, die Ihren Nachhaltigkeitsansprüchen und Ihrem Risikoprofil in puncto Anlagehorizont und Renditeerwartung entsprechen.
Nachhaltige Investments – so viel ist sicher – sind keine vorübergehende Modeerscheinung, sondern ein Megatrend, der uns die nächsten Jahrzehnte begleiten wird. Es macht also Sinn, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, um seine eigene Nachhaltigkeits-Strategie zu definieren. Wir stehen ganz am Anfang einer Entwicklung, die unseren Alltag mit allem, was dazu gehört, verändern wird: Also wie und was wir essen und anziehen, wie wir wohnen und wie wir uns fortbewegen, wie wir lernen und arbeiten und wie wir unsere Freizeit verbringen und reisen. Das bedeutet, dass sich unsere Wirtschaft in einem grundlegenden Transformationsprozess befindet. Industrien müssen sich anpassen und Unternehmen, die den Trend nicht rasch genug erkennen, werden es schwer haben, zu überleben. Dafür werden neue Geschäftsideen geboren und Investoren, die in diese »Unicorns« mit bahnbrechenden neuen – und hoffentlich nachhaltigen – Businessmodellen früh genug investieren, werden sich eine goldene Nase verdienen.
Apropos »nachhaltig«: Die Entscheidungsfindung darüber, was wir Europäer – durchaus auch in Abgrenzung zu anderen Nationen – als »nachhaltig« definieren, ist noch nicht abgeschlossen. Es ist so gut wie sicher, dass zwischen Manuskriptabgabe und Erscheinen dieses Buches die EU-Taxonomie erweitert wird, um die Ziele des »Green Deals« der EU weiter zu konkretisieren. Die Finanzwelt befindet sich in einem permanenten Work-in-Progress-Zustand und so ist auch dieses Buch keinesfalls der Weisheit letzter Schluss, sondern vielmehr ein Wegweiser für ein Stück des Weges hin zu einem Ziel, zu dem viele Wege führen können und müssen. Es ist daher naheliegend, dass in späteren Auflagen weitere politische und wissenschaftliche Erkenntnisse eingearbeitet werden, was aber nichts am Anspruch von »Nachhaltig investieren für Dummies« ändert: Ihnen zu sagen, wie Sie als Privatanleger am besten von diesem weltumspannenden »Nachhaltigkeits-Trend« profitieren können.
Konventionen in diesem Buch
»Nachhaltig investieren für Dummies« ist ein Ratgeber und kein wissenschaftliches Buch. Es soll zum Denken anregen und Tipps geben, kann diesem Anspruch aber nur gerecht werden, wenn es ein wenig auf theoretischen Grundüberlegungen aufbaut. Ich habe mich bemüht, dieses Basiswissen sachlich und unterhaltsam zu präsentieren. Definitionen habe ich aus verschiedenen Quellen bezogen, mich aber redlich bemüht, die Erklärungen leserfreundlich und vor allem verständlich zu gestalten.
Wenn wir schon beim Thema Verständlichkeit sind: Dieses Buch wurde von einer Autorin geschrieben, die durchaus Wert darauf legt, auch als solche in der weiblichen Form bezeichnet zu werden. Nichtsdestotrotz werden Sie in diesem Buch nicht über Wortungetüme wie »Anleger und Anlegerinnen« oder »Investor und Investorinnen« stolpern. Auch gibt es kein Binnen-I, keinen Unterstrich und auch kein Sternchen, um darauf hinzuweisen, dass ich natürlich nicht nur männliche Leser, sondern auch Leserinnen anspreche. Ich bitte für diese Verkürzungen im Sinn eines flüssigen Leseflusses um Verständnis.
Hier noch zwei weitere Hinweise, die Ihnen das Lesen erleichtern werden:
Wenn Sie kursiv Geschriebenes finden, handelt es sich um ein Zitat.
Webseiten erkennen Sie an einem eigenen Schrifttyp.
Was Sie nicht lesen müssen
Wenn Sie tatsächlich nur praktische Tipps fürs Geldanlegen haben wollen, können Sie bei Teil III beginnen. Aber glauben Sie mir – Sie versäumen etwas! Teil I dieses Buches bietet Ihnen die Möglichkeit, sich mit der grundsätzlichen Frage, was Sie persönlich als »nachhaltiges Investment« ansehen wollen, auseinanderzusetzen. Im Teil II lesen Sie zunächst, wie sich die internationale Staatengemeinschaft positioniert und wie aus diesen Zielvorgaben konkrete Handlungsanweisungen entstanden sind. Ebenfalls in diesem Teil erfahren Sie, wie diese Paradigmen in Finanzgütesiegel und Nachhaltigkeitslabels übersetzt wurden und was diese konkret aussagen.
Um aber auch jenen Lesern, die sich nur selektiv auf einzelne Praxiskapitel stürzen wollen, kompakte und verständliche Informationen zu geben, wird es vereinzelt zu kurzen inhaltlichen Wiederholungen kommen. Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile dieser Vorgangsweise wogen die Vorteile schwerer – schließlich handelt es sich nicht um ein wissenschaftlich aufgebautes Werk, sondern darum, Ihnen ein brauchbares Werkzeug an die Hand zu geben, um vernünftige Anlageentscheidungen treffen zu können.
Kästen in diesem Buch können Sie, wenn Sie ausgesprochen praxisorientiert sind, ebenfalls überspringen. In diesen werden Anekdoten beschrieben oder Details präsentiert, die keinen unmittelbaren Anwendungsbezug haben. Andererseits wäre das aber sehr schade, steckt doch gerade in diesen Kästen viel »Schmackhaftes«, das die Lektüre des Buches ohne Zweifel aufpeppt und obendrein lehrreich ist – und wer liebt sie nicht, die wunderbaren Geschichten und Anekdötchen zu verschiedenen Themen – und sei es nur zum Angeben im Freundeskreis.
Törichte Annahmen über den Leser
Weder will ich »törichte Annahmen über den Leser« anstellen, noch – und das ganz sicher noch viel weniger – dem Leser unterstellen, dass er töricht sei (wobei »töricht« ein durchaus herziger, aber leider nicht sehr schmeichelhafter Begriff ist). Nichtsdestotrotz fällt mir zum Stichwort »töricht« sofort etwas ein, was an dieser Stelle Erwähnung finden soll. Denn offenbar gibt es sehr wohl eine Reihe von Akteuren, die offensichtlich davon ausgehen, dass Konsumenten und Anleger potenziell töricht sind. Wie sonst wäre es zu erklären, dass immer mehr Unternehmen mit »Nachhaltigkeit« werben, ohne tatsächlich nachhaltig zu agieren? »Greenwashing« ist eine Unart, die mittlerweile weiter verbreitet ist, als einem lieb sein kann,