Juana - Vom Pech verfolgt. Lee Kojek

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Juana - Vom Pech verfolgt - Lee Kojek

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      Almyra seufzte und trank erst einen Schluck Tee, bevor sie antwortete. Zum einen wollte sie sich wärmen, zum anderen wurde ihr Hals auf einmal ganz trocken.

      »Ich verstehe.«

      Amelia und Estella betraten die Brücke und sahen neugierig zu Clara und Almyra. Letztere räusperte sich, stellte ihre Tasse ab und ging in Richtung Tür.

      »Ich muss zur Krankenstation. Clara, du übernimmst die Brücke.«

      »Du kannst Molly auf die Liege legen. Charlotte wird sich um dich kümmern.«

      »Es geht mir gut!«, antwortete Clair stur.

      »Du hast Stunden im Schnee verbracht. Lass dich wenigstens untersuchen.«

      Almyra konnte nichts anderes tun, als ein Laken über Molly zu legen. Sie hörte, dass jemand das Krankenzimmer betrat. Kurz darauf erklang Rachels leise Stimme.

      »Ich will sie sehen.«

      »Almyra kümmert sich gerade um sie«, antwortete Clair ihr.

      Schlecht. Rachel sollte sich keine unnötigen Hoffnungen machen. Immerhin lag ihre große Schwester tot auf einer Liege und sah furchtbar aus. Almyra zog den Vorhang etwas auf, sah Rachel betrübt an und schüttelte leicht den Kopf. Die Blondine ging zu ihr und sah sie mit Tränen in ihren braunen Augen an.

      »Darf ich sie sehen?«

      »Es wäre besser, wenn du es auf sich beruhen lässt.«

      »Bitte. Sie ist meine Schwester. Ich will mich verabschieden.«

      »Ich werde nur ihren Kopf aufdecken.«

      Sie hörte, wie Rachels Atem sich beschleunigte. An ihrer Stimme konnte man erkennen, dass sie sich sehr beherrschen musste, um nicht zu weinen.

      »In Ordnung.«

      Als Almyra das Laken von Mollys Kopf nahm, konnte Rachel aber nicht mehr anders. Sie begann, bitterlich zu weinen, und sank auf den Stuhl neben dem Bett.

      »Molly!«, fiepte sie entsetzt. Rachel krallte sich mit einer Hand in das Laken. Mit dem anderen Arm stützte sie ihren Kopf an der Liege ab. Almyra strich Rachel durch das Haar, das, wie immer, in verrückten Zöpfen zusammengebunden war, und schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen? Rachels große Schwester lag tot vor ihr auf einer Krankenbahre.

      »Du sagtest, dass du ihr hilfst!«

      Ihre Stimme überschlug sich fast, so laut und energisch schrie Clair. Unbewusst trat Almyra einen Schritt zurück.

      »Ich sagte, dass ich sie mir ansehe. Sie ist tot, Clair!«

      Die Amazone schüttelte den Kopf.

      »Sie hat noch gelebt!«

      »Du hast sie sterben lassen!«

      »Molly war schon tot, als du sie gefunden hast! Es ist ein Wunder, dass sie noch wie ein Mensch aussieht und du keine Innereien von ihr an dir kleben hast!«

      »Das ist eine Krankenstation und keine Bar! Außerdem ist es respektlos Molly und Rachel gegenüber. Raus! Alle beide!«

      Clair verließ wütend das Krankenzimmer. Almyra brauchte einen Moment, ehe sie aufstand und noch einmal zu Rachel sah.

      »Ich wollte das wirklich nicht so vor dir ausdrücken.«

      Almyra trennte den Faden und blickte in den Spiegel. Es sah schlimm aus. Die Wunde war tief und würde wahrscheinlich eine große Narbe hinterlassen. Aber mehr als die Wunde nähen konnte sie nicht tun. Sie verließ die Werkstatt und suchte Sarah in ihrer Kajüte auf. Die schöne Frau schrieb irgendetwas in ein Buch. Wahrscheinlich hielt sie die aktuelle Finanzsituation der Crew fest. Wie sie in dieser Situation dazu in der Lage war, war Almyra ein Rätsel. Wahrscheinlich war das eine Art von Sarah, sich abzulenken. Kaum hatte Almyra die Tür hinter sich geschlossen, blickte Sarah sie an.

      »Kannst du mir einen Gefallen tun?«

      »Natürlich.«

      »Wir werden noch über einen Tag brauchen, bis wir in Spanien ankommen. Ich würde Molly gerne an einen möglichst kühlen Ort bringen lassen.«

      »Ich soll sie in die Schatzkammer bringen?«

      »Aye.«

      Die beiden Frauen verließen Sarahs Kajüte. Almyra sah zu der Zahlmeisterin.

      »Clara?«

      »Ja?«

      Clara grinste.

      »Du meinst, sie soll niemanden so zurichten wie dich?«

      »Genau. Und halte sie von der Schatzkammer fern.«

      »Sehr schlecht. Ihre Schwester hat ihr alles bedeutet.«

      »Es ist ein Jammer.«

      »Das ist es.«

      Clara zog einmal tief an ihrer Zigarette und blies den Rauch aus.

      »Denkst du, wir sollten sie in Spanien lassen, um zu trauern?«

      »Das werden wir noch sehen.«

      Almyra machte sich auf den Weg zur Schatzkammer, legte allerdings noch einen Zwischenstopp in der Werkstatt ein und nahm sich ihren Arztkoffer, ein paar Metallstäbe und andere Ausrüstung mit. Sie hatte viel Arbeit vor sich. Molly würde auch andere Kleidung brauchen. Aber konnte Almyra Rachel wirklich darum bitten, Klamotten für ihre tote Schwester herauszusuchen?

      Almyra betrat die Schatzkammer ganz unten im Schiff. Molly lag schon auf einer Liege und daneben stand Sarah, die die weinende Rachel in den Armen hielt. Almyra seufzte.

      »Danke. Den Rest schaffe ich alleine. Molly braucht noch Klamotten.«

      »Ich finde bestimmt etwas Schönes.«

      Sarah nickte zustimmend.

      »Okay.«

      »Es tut mir so leid«, wisperte sie, ehe sie begann, Molly zu entkleiden.

      »Wenigstens musstest du nicht lange leiden, mh? Keine Sorge, ich richte dich wieder her.«

      ***

      Die Amazone schloss die Augen und ließ alles noch einmal an sich vorbeiziehen. Der Moment, als der Schuss ertönte und Molly kurz darauf schreiend in die Tiefe stürzte. Clairs Herz hatte für einen kurzen Moment aufgehört zu schlagen, nur um danach schmerzhaft gegen ihre Brust zu hämmern. Sie hatte nicht mehr klar denken können. Die russische Marine, ihre Crew – alles vergessen. Da war nur noch Molly, die von Bord gestürzt war und gerettet werden musste.

      Clair sah auf ihre

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