Die Slowakei und NS-Deutschland. Ludovit Hallon
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ibidem Verlag, Stuttgart
Inhalt
II. Die wichtigsten Entwicklungen der slowakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen
III. Die Grundprinzipien der slowakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen
V. Die Übernahme slowakischer Unternehmen durch deutsche Banken und Firmen
Reichswirtschaftsminister Walter Funk zu einem Staatsbesuch in Bratislava im Juni 1941. Er wird von Mädchen in slowakischen Trachten begrüßt. Links der slowakische Wirtschaftsminister Gejza Medrický in Uniform der Hlinka-Garde, mittig in der Gruppe auf der rechten Bildseite Imrich Karvaš, Gouverneur der Slowakischen Nationalbank. Quelle: Innenministerium der Slowakischen Republik, Slowakisches Nationalarchiv, Fonds Slowakische Presseagentur, Fotografie Nr. 09786. Abdruck mit freundlicher Genehmigung.
Einleitung
Der bisherige Diskurs über den Charakter der Slowakischen Republik in der Zeit von 1939–19451 und über ihre Beziehungen zum nationalsozialistischen Deutschland in den slowakischen Geschichtswissenschaften nach 1989 betraf insbesondere die internationalen Beziehungen, politische, ideologische und militärpolitische Zusammenhänge. Wirtschaftliche Aspekte wurden bislang kaum berücksichtigt. Es wurde vor allem festgestellt, dass die selbstständige Slowakei durch NS-Deutschland zwar ausgebeutet wurde, die Kriegskonjunktur dem neuen slowakischen Staat aber dennoch wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge waren jedoch wesentlich komplizierter und beeinflussten die Beziehung von Vertretern der Regierungsspitze Nazideutschlands zum damaligen slowakischen Staat. Mittlerweile beschäftigen sich auch einige Historiker, die sich zuvor auf die bereits genannten politischen oder ideologischen Aspekte konzentriert haben, mit der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Zeit, die zunehmend Gegenstand der Forschung wird, sowohl in den slowakischen als auch in den tschechischen und deutschen Geschichtswissenschaften.
Bereits die marxistische Geschichtsschreibung der 1950er/
1960er Jahre schenkte dem Thema besondere Aufmerksamkeit. Neben einigen Fallstudien entstanden auch erste Monografien. Zu den Pionierarbeiten gehören die Arbeiten von Ľ. Kováčik und insbesondere von Ľ. Lipták über die Vereinnahmung slowakischer Unternehmen durch deutsches Finanzkapital.2 Mit dem Einfluss deutscher Banken und Unternehmen und weiteren Fragen slowakisch-deutscher Wirtschaftsbeziehungen in verschiedenen Zusammenhängen befassten sich in den 1950er/1960er Jahren auch andere Autoren, wie zum Beispiel A. Hornová, J. Faltus, L. Hubenák, V. Bauch und V. Průcha, V. Král, Z. Konečný, F. Mainuš. Von den Werken deutscher Autoren soll an dieser Stelle die Doktorarbeit von J. Kaiser über die Satellitenbeziehung der Slowakei zu Deutschland erwähnt werden.3 Die politische Normalisierung in den 1970er/1980er Jahren führte zu einer deutlichen Stagnation der Forschung. Nur einige Autoren befassten sich eingehender mit diesem Thema, darunter insbesondere L. Suško oder P. Horváth und J. Valach zur Geschichte des Finanzwesens und der deutsche Autor H. Kaiser mit seiner Studie über die Eingliederung der Slowakei in die deutsche Kriegswirtschaft.4 Die neue Generation der Historiker der 1990er Jahre rückte die Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen für die Gestaltung der gesamten slowakisch-deutschen Satellitenbeziehung in den Vordergrund. Die unterschiedlichen ideologischen und konzeptuellen Ansätze der Forschung über diesen Aspekt der Slowakischen Republik 1939–1945 waren dabei bei einzelnen Autoren weniger markant als die in den durch diverse Meinungslager geführten Auseinandersetzungen zu anderen Themen der damaligen Entwicklung. Einen Neubeginn in der Betrachtung der slowakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen brachten insbesondere Autoren der mittleren und teilweise auch der älteren Vertreter der 1990er Jahre, darunter M. Fabricius, I. Kamenec, V. Bystrický, A. Štefániková, P. Petruf, P. Heumos, E. Nižňanský, Ľudovít Hallon, R. Holec5, sowie die jüngere nach 2000 angetretene Generation der Historiker. Aus der jüngeren Autorengruppe widmen sich diesem Thema systematisch P. Mičko mit seiner Forschung zur Wirtschaftsgeschichte der Slowakei 1939– 1945 und M. Schvarc, der den Nationalsozialismus in der Slowakei behandelt.6 Desgleichen sollen an dieser Stelle noch Autoren wie M. Sabol, J. Hlavinka, M. Fiamová, F. Chudják, J. Tulkisová, M. Lacko erwähnt werden.7 Zu benachbarten Themen wurden in den letzten Jahren die inzwischen in Buchform herausgegebenen Doktorarbeiten von Z. Muráriková-Hešterová zur Rüstungsindustrie 1939–1945 und von J. Bauerová über slowakisch-rumänische Beziehungen unter deutschem Einfluss erstellt.8 Im Rahmen der tschechischen Geschichtswissenschaften nach 1989 berührte die gegenständliche Problematik in bedeutender Weise A. Teichová, unter den deutschen Historikern sollen T. Tönsmeyer und H. Wixforth erwähnt werden.9 In der letzten Zeit nehmen Quelleneditionen über slowakisch-deutsche Beziehungen eine spezifische Stellung ein und sind von besonderer Bedeutung, da sie auch zahlreiche die Wirtschaft behandelnde Schriftstücke anbieten. Die von Kollektiven herausgegebenen Quelleneditionen, für die E. Nižňanský10 und M. Schvarc11 eine leitende Rolle einnahmen, analysierten zuerst insbesondere den Bereich der Diplomatie, erforschten später jedoch auch weitere Aspekte der slowakisch-deutschen Beziehungen. Von den neueren Quelleneditionen eines Einzelautors soll die Publikation von L. Suška erwähnt werden.12
Die vorliegende Monografie hatte ursprünglich das Ziel, ein erschöpfendes Bild über die slowakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen in den