Die Slowakei und NS-Deutschland. Ludovit Hallon

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Die Slowakei und NS-Deutschland - Ludovit Hallon

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man ebenfalls einen leichten Fortschritt. Die Weiterentwicklung der Infrastruktur knüpfte an den zu Ende der 1930er Jahre erlebten Aufschwung an. Der Ausbau der Eisenbahnen, befestigter Straßen und erster Wasserkraftwerke am Fluss Waag wurde fortgesetzt. Die Stromproduktion stieg von 1938–1943 um 73% an. Die landwirtschaftliche Produktion stagnierte jedoch trotz großer Vertriebsmöglichkeiten. Die Ursache dafür war der Verlust der fruchtbarsten Gebiete. Zur Förderung des technischen Fortschritts und neuer agrartechnischer Methoden in der Landwirtschaft leistete der Staat finanzielle Hilfen und Deutschland stellte neue Maschinen und Technologien. Der Wirtschaftsfortschritt spiegelte sich ebenso im sozialen Bereich wider. Die Arbeitslosenquote sank deutlich und der Staat ergriff mehrere wirksame soziale Maßnahmen, wie etwa die Einführung von Kindergeld, Verlängerung bezahlten Urlaubs, Erholungsaufenthalte für Familien, die durch Gewerkschaften finanziell unterstützt wurden, usw. Zur faktischen Abschaffung der Arbeitslosigkeit trug die Entsendung slowakischer Arbeitskräfte in das Deutsche Reich bei, in dem etwa 200 Tsd. slowakische Arbeiter abwechselnd tätig waren.

      Bestandteil der Wirtschaftspolitik des Regimes war die Bankenkonzentration und Pläne zur Expansion von slowakischem Kapitals in Wirtschaftsbereiche, die bislang von tschechischen und jüdischen Unternehmern dominiert wurden. Die Schlüsselpositionen in diesen Wirtschaftsbereichen besetzten jedoch fortan deutsche Banken und Konzerne. Der Anteil deutscher Investoren an Unternehmen der Slowakei stieg von 1938–1942 von ca. 4% auf 51,6% an.

      Die günstige sozialökonomische Entwicklung zeigte sich insbesondere 1939–1943 durch Fortschritte in den Bereichen Kultur und Schulwesen, auch wenn diese unter der Kontrolle der allgegenwärtigen ideologischen Propaganda des Regimes, die durch das Amt für Propaganda nach deutschem Vorbild geführt wurde, waren. Der größte Fortschritt im Schulwesen und Bildungsbereich war der Aufbau einer Technischen Hochschule, die Einrichtung der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava, die in „Slowakische Universität“ umbenannt wurde, und die Einrichtung der Hochschule für Handel und der Militärischen Hochschule. Die Primärbildung und Sekundärfachbildung schritten ebenso voran. Im Kulturbereich entfalteten sich trotz des Propagandadrucks Literatur, Bildende Künste sowie Theaterkunst, die ein neues professionelles Theatergebäude in Prešov in der Ostslowakei erhielt. Desgleichen begann der Aufbau eines selbstständigen slowakischen Rundfunks und des slowakischen Films.

      Die Verschärfung des Kriegskonfliktes hatte negative Folgen auf die slowakische Wirtschaft. Der Staat konnte zwar das unpopuläre System der Versorgung mit Lebensmittelkarten vermeiden, doch übernahm er das System einer Versorgung nach Zuteilung, die auf der Führung von Abnahmebüchern baute. Bis Mitte 1942 wurde schrittweise ein gesamtstaatliches System der Kriegswirtschaft eingeführt. Seine Leitung übernahm das Oberste Versorgungsamt unter der Leitung des Gouverneurs der Nationalbank, Imrich Karvaš. In der Beziehung mit Deutschland dominierte wirtschaftliche Ausbeutung über technologische Hilfe. Das komplizierte System der Clearingverrechnung des Zahlungsverkehrs generierte eine nicht beglichene Clearingspitze des Deutschen Reichs gegenüber die Slowakei, die auf 7 Mrd. Ks (ca. 555 Mio. RM) stieg. Allmählich stieg auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung und der einheimische wie ausländische Widerstand. Neben den Problemen mit der Versorgung und Preiserhöhungen riefen die antijüdischen Repressionen und der Kriegsbeitritt der Slowakei gegen die Sowjetunion im Juni 1941, in dem zwei slowakische Divisionen an der Seite des deutschen Heeres operierten, Unzufriedenheit hervor.

      Die Unzufriedenheit mit dem Regime der selbstständigen Slowakei, das mit NS-Deutschland kollaborierte, erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1944 mit Vorbereitung und Ausbruch des antifaschistischen Slowakischen Nationalaufstands. Gruppen des demokratischen sowie des kommunistischen Widerstands, die mit Zentren des tschechoslowakischen demokratischen Widerstands in London und des kommunistischen Widerstands in Moskau in Verbindung standen, taten sich zusammen. Zum Widerstand gehörte auch die staatsfeindliche Partisanenbewegung in den slowakischen Bergen. Der wirtschaftliche Teil der Aufstandsvorbereitung erfolgte unter der Leitung der Volkswirte Karvaš und Zaťko. Obschon diese beiden Politiker die höchsten Posten in der Wirtschaftspolitik der Slowakischen Republik ausübten, konnten sie sich nie mit ihrem antidemokratischen Regime identifizieren. Dem Aufstand hätte sich auch ein großer Teil der slowakischen Armee anschließen sollen, doch die mit dem Widerstand kooperierenden Offiziere versagten im letzten Moment der Vorbereitung des bewaffneten Angriffs ihre Unterstützung. Nach der Erklärung des Nationalaufstands am 29. August 1944 setzten sich die bewaffneten Kräfte des Aufstandes daher insbesondere aus Einheiten der mobilisierten und mangelhaft ausgerüsteten Zivilbevölkerung zusammen.

      Die Erklärung des Nationalaufstands wurde zum unmittelbaren Anlass für den Aufmarsch deutscher Truppen in die Slowakei. Sie sollten dem Regime zur Wiederherstellung der Macht im Lande verhelfen, doch vertraten sie tatsächlich militärisch-strategische und wirtschaftliche Interessen Deutschlands. Im aufständischen Gebiet, das ungefähr zwei Drittel der Fläche des zentralen Teils der Slowakischen Republik umfasste, entstand eine aufständische Republik mit eigenen Staats- und Wirtschaftsorganen. Ihr Zentrum war die mittelslowakische Stadt Banská Bystrica. Obwohl die deutschen Truppen das aufständische Gebiet besetzten, vermochte die schwach ausgerüstete aufständische Armee dem deutschen Druck in den Bergpässen der Mittelslowakei ganze zwei Monate lang Widerstand zu leisten. Der Aufstand wurde Ende Oktober 1944 durch die Besetzung von Banská Bystrica beendet. Die

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