Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin. Wilfried Plock
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Das weise Vorgehen der Ältesten erhält die Einheit
Übergeordnete Ziele fördern die Einheit
Unter Umständen bewahrt das Verlassen der Gemeinde die Einheit
Kurskorrektur erneuert die Einheit
Pro Calvinismus
Einleitung
Es gibt Themen, die unter Christen seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert werden. Dazu gehört sicherlich auch das Thema Calvinismus – Arminianismus. Mit diesen Schlagworten sind hitzige Debatten, heftigste Polemik und ungezählte verbale Verletzungen verbunden. Arminianismus und Calvinismus verhalten sich oft geradezu wie Erzfeinde. Nicht wenige Vertreter beider Seiten haben ihre jeweilige Sicht der Dinge zum »Schibboleth« des Christentums gemacht und zum »status confessionis« erhoben. D. h. sie erkennen nur den als Bruder an, der exakt ihr Bibelverständnis teilt. Was für eine Rechthaberei!
Die Begriffe »Calvinismus« und »Arminianismus« sind zu Reizworten mutiert. In Amerika scheint es keinen Millimeter Zwischenraum zu geben. Ich hörte einmal einen Amerikaner über Johannes Calvin sprechen. Er malte folgendes Bild: Zuerst sei die Irrlehre des Arminius aufgekommen, dann wäre sie mit den fünf Punkten des Calvinismus in die Schranken gewiesen worden. Nur schwarz oder weiß. Keine Graustufe. Seltsam. Entweder man ist das eine oder das andere. Schlussendlich wird man dann mit diesen lieblichen Etiketten behaftet.
Die Bibel ist ein sehr ausgewogenes Buch. Wir finden darin die Lehre von der Allmacht Gottes. Wir finden aber auch die Wahrheit, dass Gott in seiner Liebe den Menschen nicht zwingt. Unglücklicherweise neigen wir gefallenen Menschen zu Extremen. Für mich sind beide Lehrsysteme – der Arminianismus wie der Calvinismus – echte Extreme. Augustin, Calvin und dessen Nachfolger betonten sehr stark (zu stark?) die Souveränität Gottes, während Arminius auf der anderen Seite vom Pferd herunterfiel und besondere Betonung (zu viel Betonung?) auf die Verantwortung des Menschen legte.
Es gibt einen Weg zwischen den Extremen
Dieses Buch will einen alternativen Weg aufzeigen. Ich selbst bin weder Calvinist noch Arminianer. Warum sollten wir uns nach irgendwelchen Menschen nennen, selbst wenn sie noch so große theologische Verdienste hätten? Wir sollten uns nicht Lutheraner, Calvinisten, Arminianer, Wesleyaner, Mennoniten oder Darbysten nennen – sondern schlicht und einfach Christen (Apg 11,20)!
Und wir sollten auch nicht theologische Systeme übernehmen, selbst wenn sie noch so überzeugend klingen. Manche nennen sich 4-oder-5-Punkte-Calvinisten, John Piper behauptet, ein 7-Punkte-Calvinist zu sein. Paul Washer bezeichnet sich als 5-Punkte-Spurgeonist – was soll das alles? Warum können wir nicht »Null-Punkte-Bibelchristen« sein? Wozu diese theologischen Grabenkämpfe? Sie richten viele Parteiungen im Volk Gottes an – und draußen gehen währenddessen wertvolle Seelen verloren!
Dr. Fruchtenbaum unterscheidet in seinem Buch Gottes Wille und Menschenwille, das nicht auf Deutsch erhältlich ist, fünf verschiedene Systeme: Arminianismus, Calminianismus (fast wie Arminianismus, nur Glaube an die Sicherheit der Erlösten), Gemäßigter Calvinismus, Strenger Calvinismus und Hyper-Calvinismus (Fruchtenbaum, Arnold G.: God's Will & Man's Will, Ariel Ministries, San Antonio, TX, 2013, E-Book, S. 23–43). Wir beschränken uns in diesem Buch im Wesentlichen auf die beiden Hauptsysteme Arminianismus und Calvinismus.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen systematische Theologie. Es ist gut, wenn die Lehren über Gott, über Israel, über die Gemeinde oder über die Endzeit systematisch dargestellt werden. Aber im Blick auf das Heilsverständnis der Bibel haben die Systeme Arminianismus und Calvinismus großen Schaden angerichtet.
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Dem geneigten Leser wird auffallen, dass ich dem Calvinismus mehr Raum widmen werde als dem Arminianismus. Das war nicht beabsichtigt, ließ sich aber nicht vermeiden. Einerseits gibt es zum Calvinismus viel mehr zugängliche Literatur. Andererseits glaube ich, dass wir in einer Zeit leben, in der eine bestimmte Bewegung aus den USA das calvinistische Systemdenken stark in die konservativ-bibeltreuen Gemeinden des deutschsprachigen Europa gebracht hat und weiterhin bringt. Darum finde ich diese Thematik zurzeit relevanter.
Apropos Literatur. Ich habe manche Bücher aus dem angloamerikanischen Raum verwendet und die zitierten Passagen dazu aus dem Englischen übersetzt (wenn nicht anders angegeben). Auch in Großbritannien und den USA gibt es Bibellehrer, die bestimmte theologische Systeme kritisch sehen. Ich verdanke ihnen einen beträchtlichen Teil dieses Buches.
Respekt — trotz Erkenntnisunterschieden
Der Untertitel dieses Buches lautet: Verbindende Gedanken zu einem trennenden Thema. Die Debatte über Arminianismus versus Calvinismus hat in den vergangenen Jahrhunderten schon genug Familien und Gemeinden auseinandergerissen.
Ich komme nicht umhin, Lehrpositionen auf beiden Seiten zu hinterfragen. Ich werde auch hier und da Ross und Reiter nennen. Aber ich möchte es mit Respekt und möglichst ohne Polemik tun. Wir sprechen über Brüder und Schwestern. In manchen Fällen geht es um Personen, deren Lebensleistung herausragend war. Darum möchte ich hart in der Sache sein, jedoch verbindlich im Ton. Gott kennt unsere Motive – beim Schreiben und beim Lesen.
Liebe zur Wahrheit
Wenn man sich bewusst macht, dass die größten Denker und Lehrer der Christenheit nicht vor dem Einfluss der Philosophie gefeit und manchmal – ohne es zu merken – in bestimmten Auslegungstraditionen gefangen waren, dann muss man ganz klein und demütig werden.
Ich selbst beschäftige mich seit ca. 20 Jahren mit dem Thema Arminianismus – Calvinismus und in den letzten zehn Jahren besonders intensiv. Ich habe Dutzende Bücher von Vertretern beider Richtungen dazu gelesen. Ich war ergebnisoffen. Nicht festgelegt. Den heutigen Stand meiner bescheidenen Erkenntnis habe ich hier dargelegt.
Damit mache ich mich angreifbar – von beiden Seiten. Kritik will ich gerne auf mich nehmen, besonders, wenn sie wirklich mit Schriftargumenten und in der Haltung des Respekts vorgetragen wird.
Bitte