Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin. Wilfried Plock

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Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin - Wilfried Plock

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ganz gründlich mit der Bibel in der Hand. Ich kann genauso irren wie jeder andere.

      Ich wünschte mir, dass Sie dieses Buch ebenfalls mit einer großen Liebe zur Wahrheit und in einer Haltung der Achtung gegenüber anderen Überzeugungen lesen würden. Dazu von Herzen Gottes Segen!

      Hünfeld, im Juni 2021

      Wilfried Plock

Teil I

      Grundsätzliches zur Hermeneutik (Lehre vom Verstehen eines Textes)

      Folgende fünf Schlüssel halte ich für unverzichtbar, um die Bibel wirklich so zu verstehen, wie Gott, der Autor der Schrift, sie verstanden haben möchte:

      Wer das glaubt, geht mit einer absolut bibeltreuen und ehrfürchtigen Grundhaltung an die Schrift heran (Jes 66,2). Wir sind nicht Meister der Schrift, sondern beugen uns unter die Schrift. Unsere Herangehensweise könnte als »Historisch Grammatische Methode« (HGM) bezeichnet werden. Die so genannte »Historisch Kritische Methode« (HKM), die dem kritischen Geist der Aufklärung entsprungen ist, lehne ich als ungeeigneten Auslegungsansatz ab.

      »Scriptura sui interpres« lehrten bereits die Reformatoren. D. h. ich brauche nicht unbedingt theologische Hilfsmittel. Letztere können hilfreich sein, sind aber keine Bedingung. Ich habe Menschen kennengelernt, die nie ein theologisches Buch gelesen hatten und dennoch ein fantastisches Bibelverständnis aufweisen konnten. In der Gemeinde Jesu gibt es kein Primat eines »studierten Klerus« wie beispielsweise in der katholischen Kirche.

      Wenn ich die Zirkelspitze woanders einsteche, wird alles schief. Bei den Zeugen Jehovas spielt Jesus nur eine untergeordnete Rolle. Wir alle wissen, welches schiefe Lehrgebäude dabei herauskam. Bei den Siebenten-Tags-Adventisten ist der Sabbat im Mittelpunkt ihrer Theologie etc. Christus ist die Mitte der Schrift. Die Bibel spricht auf jeder Seite von ihm. Wenn das übersehen wird, kommt alles in Schieflage.

      Gott hat nicht schon alle Wahrheiten der Bibel im ersten Buch Mose enthüllt, sondern wir finden eine fortschreitende (progressive) Offenbarung in der Schrift. Nehmen wir als Beispiel den Satan. Das Alte Testament sagt relativ wenig über ihn. Er kam beim Sündenfall vor und im Buch Hiob, und auch David wurde einmal von Satan gereizt. Aber dann – in den Evangelien –, als Jesus auf die Erde gekommen war, trat er massiv auf. Schließlich haben auch die Lehrbriefe des Neuen Testaments noch einiges über den Teufel zu sagen – bis endlich die Offenbarung des Johannes den völligen Sieg über ihn vorhersagt. Ganz ähnlich verhält es sich mit anderen Lehrpunkten. Sie werden fortschreitend offenbart.

      In den Nachrichten der Fernsehsender sehen wir Weltgeschichte – in der Bibel finden wir die Heilsgeschichte. Es gibt einen roten Faden von der Schöpfung über Golgatha bis zur Vollendung. Diesen nennen wir Heilsgeschichte. Sie untergliedert sich in verschiedene Heilszeiten, über deren Zahl man unterschiedlicher Meinung sein kann. Viele folgen Scofields Einteilung in sieben Haushaltungen oder Heilszeiten.

      Hermeneutische Systeme

      Natürlich ist mir bewusst, dass unser aller Bibelverständnis durch viele Einflüsse geprägt wurde. Wir alle haben so genannte »hermeneutische Vorverständnisse« . Diese gilt es zu erkennen und abzulegen. Mit bestimmten Denksystemen können wir die Komplexität der biblischen Lehre nicht erfassen. Systemdenken steckt Gott unweigerlich in eine Schublade. Zurück zur ganzen Schrift heißt darum die Devise!

      Karl-Heinz Vanheiden und Andreas Ebert zeigen in ihrem Buch Systemtreu oder bibeltreu? – Die Auswirkungen von überbetonten Auslegungsprinzipien mit messerscharfer Logik das Wesen des Systemdenkens auf. Auch wenn die Autoren in erster Linie die hermeneutischen Schwächen in der Brüderbewegung aufdecken wollten, so kann man ihre Erkenntnisse durchaus auch auf andere Lehrgebiete anwenden.

      Systemdenken

      Karl-Heinz Vanheiden schreibt:

      Unser menschlicher Verstand ist auf systemisches Denken hin angelegt. Wenn wir die Dinge um uns herum nicht in bestimmte Systeme einordnen können, verstehen wir sie nicht. Genauso ist es mit der Bibel. Die Aussagen einzelner Bibelstellen ordnen wir systematisch zusammen. Daraus gewinnen wir biblische Lehre: die Lehre über Gott, die Lehre vom Menschen, über Erlösung, von der Gemeinde usw. Alle diese Lehren könnte man wieder in ein größeres System verschiedener kirchlicher Gruppierungen einordnen; also eine protestantische, katholische, baptistische oder Brüdertheologie. Solch ein System besteht in der Kombination verschiedener biblischer Lehren, die zu einem Ganzen zusammengeschlossen worden sind.

      Es gibt nur ein Problem: Diese Systeme sind menschliche Denkkonstruktionen, von denen einerseits eine große Faszination ausgeht, die aber andererseits enge Grenzen setzen, die Schrift verkürzen und das eigenständige Denken einschränken. Ich will nun mit einigen Thesen versuchen, einige charakteristische Merkmale eines Denkens in geschlossenen Systemen dem biblischen Denken gegenüberzustellen.

      1. Wer im System denkt, kennt die Ergebnisse des Systems. Er weiß z. B., wann die Entrückung stattfinden wird und wie man das Gleichnis vom Schatz im Acker auslegen muss. Wer versucht, biblisch zu denken, kennt die Grundlage, die Schriftstellen, auf die man sich bei der betreffenden Lehre gründet, und die Regeln, die man bei der Auslegung beachten sollte. Manchmal kommt er zu den gleichen Ergebnissen wie das System, denn die Systeme sind schließlich auch durch Bibelstudium entstanden.

      2. Wer im System denkt, findet z. B. die Antworten auf seine Frage nach Scheidung und Wiederheirat, wenn er die Lehrschriften der Väter studiert. Auslegung ist vorgegeben. Wer versucht, biblisch zu denken, weiß vorher noch nicht, was herauskommt. Es kann sogar sein, dass er andere Antworten findet, als das System vorgibt. Auslegungen werden geprüft.

      3. Wer im System denkt, arbeitet oft mit Behauptungen. Er sagt etwa: dies ist ein Bild für …, obwohl das durch nichts bewiesen werden kann. Wer versucht, biblisch zu denken, akzeptiert nur klare Schriftbeweise und fragt bei seinem Gegenüber oft vergeblich danach.

      4. Wer systemtreu denkt, liest fasst nur die Schriften der Systemväter und verdächtigt jeden, der nicht zu den gleichen Ergebnissen kommt. Wer versucht, biblisch zu denken, liest auch andere bibeltreue Auslegungen und kalkuliert damit ein, dass auch die Väter irren können und prüft alles anhand der Bibel.

      5. Wer im System denkt, studiert natürlich auch die Bibel, aber er liest die Bibel mit der Brille des Systems und kommt überhaupt nicht auf den Gedanken, dass es anders sein könnte. Jedes Detail, das er entdeckt, baut er in das vorgegebene System ein. Neue Überlegungen sind ihm suspekt. Wer biblisch denkt, vertieft seine Schriftkenntnis und entdeckt zu seiner Überraschung manches, was er nicht erwartet hätte und was auch nicht in das vorgegebene System passt.

      6. Wer im System denkt, kennt manchmal auch

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