Das Komplott der Senatoren. Hansjörg Anderegg

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Das Komplott der Senatoren - Hansjörg Anderegg

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war das einer der Hauptgründe für unser Projekt.«

      »Deshalb müssten euch die Behörden doch mit offenen Armen empfangen haben.«

      »Ja und nein, das ist eben das Verblüffende. Die etablierte Methode der Entsalzung in Malta ist RO. Es gibt drei große Reverse Osmosis Anlagen in Pembroke, wo wir sind, Cirkewwa und Ghar Lapsi, und diese Leute betrachten uns als lästige Konkurrenz.«

      »Da haben sie nicht ganz unrecht.«

      »Sicher, aber unglücklicherweise sind sie bestens vernetzt mit den zuständigen Beamten.«

      »Und dein Luca ist einer der Guten, wenn ich recht verstehe.« Sie schaute ihn böse an und antwortete unwirsch:

      »Er ist nicht mein Luca! Aber ja, er hat verstanden, dass unsere Technologie der RO überlegen ist. Er wird dir die Zusammenhänge besser erklären können.«

      »Entschuldige, war nicht so gemeint.« Lee unterdrückte ein zufriedenes Grinsen. Die heftige Reaktion bestätigte ihr Verhältnis zum guten Luca auch ohne weitere Fragen.

      »Wir sollten aufbrechen«, sagte sie ungerührt und stand auf.

      Die Bridge Bar befand sich gleich um die Ecke buchstäblich auf einer Brücke über der St. Ursula Street. Ein schlanker, junger Bursche mit Pilotenbrille im schwarzen Kraushaar über einem Augenpaar, dem nichts zu entgehen schien, sprang auf, als er sie kommen sah. Mit zwei artigen Küssen begrüßte er Kiera, dann gab er Lee die Hand.

      »Freut mich außerordentlich, dass Sie uns besuchen, Dr. O’Sullivan.«

      »Ich danke Ihnen, dass Sie Zeit für uns haben. Aber nennen Sie mich einfach Lee, bitte.«

      »Gerne, ich bin Luca, wie Ihnen die bezaubernde Lady hier sicher gesagt hat.« Lachend deutete er auf seine Kleidung. »Ich sehe, wir haben denselben Geschmack.« Tatsächlich glichen sich die dunkelblauen Hosen und kurzärmeligen weißen Hemden aufs Haar. Das Eis war gebrochen. Der Mann gefiel ihm umso besser, je länger er ihm während des einfachen Mahls auf der Brücke unter den bunten Holzerkern zuhörte. Er gehörte einer fortschrittlichen Generation an, offen für neue Technologien und besorgt um den Schutz der Umwelt. »Ich gehöre leider noch zur Minderheit im Ministerium, die alte Garde will möglichst nichts verändern. Was sich seit Jahrzehnten bewährt hat, wird auch in Zukunft funktionieren, ist etwa die Philosophie. Die Leute wollen nicht verstehen, dass sich die Welt auch ohne sie verändert.«

      »Andererseits sprechen die Fakten doch eine deutliche Sprache«, bemerkte Lee vorsichtig. »Die traditionellen Verfahren, zum Beispiel die RO, benötigen sehr viel Energie …«

      »Ganz genau«, unterbrach Luca erregt. »Das ist mein Ansatz. Letztlich kann man die Leute nur mit deutlich reduzierten Kosten beeinflussen, nicht mit ökologischen Argumenten. Weniger Energie heißt weniger Geld ausgeben, das leuchtet jedem ein. Hier auf der Insel bedeutet Energiesparen noch etwas ganz anderes. Die Energie stammt nämlich zu hundert Prozent aus fossilen Brennstoffen wie Kohle. Wenn wir so weitermachen wie bisher, bewegen wir uns in einem Teufelskreis: der Bedarf an entsalztem Meerwasser steigt aus Gründen, die ich Ihnen heute noch zeigen werde. Das braucht mehr Energie, das produziert mehr CO2, was letztlich mehr entsalztes Wasser bedeutet, und so weiter. Die Regierung steht jetzt schon unter massivem Druck, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Brüssel hat bereits Sanktionen angedroht.«

      »Da kommt unsere neue Technologie wie gerufen, nehme ich an«, lächelte Lee. Der Ingenieur nickte mit ernster Miene und antwortete:

      »Was glauben Sie, warum ich mich so für dieses Projekt einsetze?«

      Lee hätte ihm schon noch andere Gründe nennen können, sagte aber nur: »Ich kann nur wiederholen, Luca, dass wir von Disruptive Technologies alles daran setzen werden, Sie nicht zu enttäuschen. Wie Sie wissen, stecken wir eine nicht unbeträchtliche Summe an Risikokapital in dieses Unternehmen.«

      »Ich unterbreche nur ungern«, lächelte Kiera, »aber sollten wir nicht langsam aufbrechen?« Luca schaute auf die Uhr und stutzte.

      »Schon so spät! Natürlich, du hast völlig recht. So gern ich mehr Zeit mit euch verbringen würde, ich muss leider um drei wieder zurück sein. Zum Glück ist es nicht weit zu den Galerien.« Er lachte. »Nichts ist weit weg auf Malta.«

      Sie fuhren in Kieras Wagen aus der Stadt nach Westen, dann durch hügeliges Land in südlicher Richtung zu einem abgeschiedenen Dorf namens Siggiewi, dessen Zentrum der prunkvolle Kuppelbau einer kolossalen Kirche beherrschte wie in fast jeder Siedlung auf der Insel. Am Dorfrand führte sie Luca in ein Gebäude der Wasserwerke.

      »Der Eingang zu den Ta‘ Kandja Galerien«, sagte er, als sie den Aufzug bestiegen, der sie fast hundert Meter in die Tiefe bringen sollte. Unten erwartete sie ein weit verzweigtes Höhlensystem. Kilometerlange, schnurgerade Kanäle hatte man hier in den roten Fels gehauen. Kanäle, in denen sich das glasklare Grundwasser sammelte. Sie standen an einer Stelle, an der diese sternförmig zusammenliefen. Von hier aus wurde das kostbare Wasser an die Oberfläche gepumpt. »Dort wird es mit Chlor desinfiziert und ins Reservoir nach Qrendi geleitet. Das funktioniert seit Jahrzehnten wunderbar, es gibt nur ein kleines Problem.« Er zog ein Instrument aus der Tasche, nicht unähnlich einem kleinen Fernrohr, bestrich es mit etwas Wasser aus dem Kanal und gab es Lee. Ein Refraktometer, das den Salzgehalt des Wassers anzeigte.

      »Null Prozent, sauberes Süßwasser«, betätigte Lee. Der Ingenieur nickte.

      »Kein Problem, sollte man meinen«, bemerkte er und machte sich an einer dünnen Leitung zu schaffen. Mit wenigen Handgriffen pumpte er etwas Wasser aus der Tiefe des Felsens, strich ein paar Tropfen aufs Refraktometer und gab es wieder seinem Besucher zur Kontrolle.

      »Salzwasser!«, rief Lee überrascht. Der Messzeiger stand bei deutlich über zwei Prozent. Er gab Kiera das Gerät, die ebenso erstaunt reagierte.

      »Woher stammt dieses Wasser?«, fragte sie verblüfft. Luca antwortete mit bitterem Lächeln:

      »Das ist die Qualität des Grundwassers nur zehn Meter unter unseren Füssen, absolut giftig für Menschen, Tiere und Pflanzen.« Seine beiden Besucher schauten sich mit großen Augen an.

      »Brackwasser«, murmelte Kiera nachdenklich. »So nahe bei der Grund-

       wasserfassung.«

      »Das ist noch nicht alles. Wir messen den Salzgehalt bei unseren Quellen regelmäßig und stellen fest, dass der Pegel des Salzwassers steigt.«

      »Wie schnell?«, fragte Lee sofort.

      »Ein, zwei Zentimeter pro Jahr. Ja, es ist eine ernste Bedrohung für die Grundwasserversorgung. Heute deckt das Grundwasser gut vierzig Prozent des Trinkwasserbedarfs ab. Sechzig Prozent stammt aus Entsalzungsanlagen. Wenn der Trend so weitergeht, und es sieht alles danach aus dank dem Klimawandel, werden wir in Zukunft noch wesentlich mehr entsalztes Wasser benötigen. Es gibt schon jetzt Gegenden, wo die Bauern ihre privaten Brunnen wegen Versalzung nicht mehr benutzen können.«

      »Warum freut mich das nicht?«, grinste Lee verlegen. Er verstand jetzt genau, was Luca mit seinem Teufelskreis gemeint hatte.

      Der eindrückliche Anschauungsunterricht stimmte sie beide nachdenklich. Sie redeten nicht viel, als sie zum Bauplatz von Kieras Fabrik fuhren, nachdem sie Luca in Valletta abgesetzt hatten. Die Projekte Pembroke und Kochi hatten gleichzeitig gestartet, so war er nicht überrascht, dass Kieras Anlage von ferne wie eine perfekte Kopie des Betriebs in Indien wirkte, doch der Eindruck täuschte. Pembroke war

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