Ulzanas Krieg. Karl H. Schlesier

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Ulzanas Krieg - Karl H. Schlesier

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einen Platz für ein Nachtlager. Sie kannten den Ort von einem Raubzug, den sie 1883 unternommen hatten. Es gab Kiefern und Weiden, gutes Wasser und Gras für die Pferde. Nach Einbruch der Dunkelheit bellten und heulten Kojoten weiter oben in der Schlucht.

      Am nächsten Morgen, am 28. Mai, erblickten sie drei Meilen außerhalb von Silver City eine schreckliche Szene. Ein Mann und eine junge Frau lagen tot neben der Straße. Die Frau war vergewaltigt worden, ihre Röcke waren bis zur Taille hochgezogen, der untere Teil ihres Körpers nackt und blutig. Etwas weiter weg befanden sich ein kleiner Junge mit eingeschlagenem Kopf und ein etwa fünfjähriges Mädchen, das an einem Fleischerhaken am Ast eines Baumes hing. Ihr blondes Haar war verkrustet von frisch getrocknetem Blut.

      Die Pferde scheuten beim Geruch des Todes und mussten festgehalten werden, die Krieger verharrten wie Steinskulpturen im Sattel, entsetzt von dem Anblick. Neben der Straße stand eine leichte vierrädrige Kutsche, aber keine Pferde. Sie blickten zu Boden und sahen die Fußabdrücke von fünf Männern. Der Wagen war aus Richtung der Stadt gekommen, und fünf Reiter hatten ihn verfolgt, eingeholt und die Insassen gezwungen, auszusteigen. Nach dem Vergewaltigen und Morden hatten sie die Kutsche geplündert und offene Koffer und verstreute Kleidung auf der Straße liegen lassen. Die Mörder hatten die vier Pferde ausgespannt und waren westwärts geritten.

      „Sie tun ihren eigenen Leuten dasselbe an wie uns”, wunderte sich Nalgee.

      Josanie betrachtete das kleine blonde Mädchen und dachte für einen Moment, sie wäre noch am Leben, aber sie war es nicht.

      „Jene, die sie getötet haben…”, sagte er, „sind böse Geister, die in diese Welt gekommen sind. Hexer.”

      Ohne abzusteigen, nahm er einen kleinen Beutel von seiner Medizinschnur und warf vier Prisen Hoddentin, heiligen Tule-Pollen, in Richtung der Toten.

      „Lasst uns weiterreiten. Dies ist ein schlechter Ort. Die Geister der Toten wandern. Ich will nicht, dass sie uns sehen.”

      Er wendete sein Pferd. „Diese Männer… sie sind auf der Straße vor uns. Ich wünschte, wir würden ihnen begegnen”, sagte er dunkel.

      Aber sie begegneten ihnen nicht.

       ELF

      Hier nun einige Einzelheiten zu den von Geronimos Bande begangenen Morden nahe Silver City, die wir heute erfahren haben… Die Famille bestand aus Phillip, seiner Frau und zwei Kindern, 3 und 5 Jahre alt. Heute Morgen griff Geronimos Bande ihn und seine Familie an und tötete alle außer dem ältesten Kind, einem Mädchen, das sie an einem Fleischerhaken aufhängten. Der Haken durchbohrte ihren Hinterkopf. In dieser Position wurde sie noch lebend von einem aus Bürgern bestehenden Rettungstrupp gefunden und nach Silver City gebracht, überlebte aber nur wenige Stunden. Die Bürger halten das für ziemlich schlimm, vor allem, weil es in Sichtweite eines zehn Kompanien starken Militärpostens und des derzeitigen Hauptquartiers der Abteilung geschah.

       Zeitungsbericht aus Silver City (Neu-Mexiko) vom 28. Mai 1885

       ZWÖLF

      Die Krieger brannten eine Ranch nahe der Straße nach Silver City und eine zweite weiter westlich im Mangas Tal nieder. Sie sorgten dafür, dass die Rauchwolken dicht und schwarz waren und aus weiter Ferne gesehen werden konnten.

      An beiden Plätzen rannten die Leute davon und waren klug genug, die Plünderer nicht zu stören. Auf ihrem Weg nach Norden passierten die Apachen die Stelle, an der die Körper der Goldsucher noch immer offen im Gras lagen. Nur die Bussarde hatten sie bisher gefunden, sonst niemand. Die Maultiere waren verschwunden. Sie ließen das Waffenversteck unberührt, es konnte später noch von Nutzen sein. Etwas weiter oben wandten sie sich westwärts zum Mangas Bach, folgten ihm bis zum nördlichen Ausläufer der Burro Berge und gingen hinunter ins Tal des Gila. Unter den überhängenden Felsen ritten sie am gewundenen Strom entlang langsam durch die Cottonwoods. Sie kamen an einer zerfallenen, leeren Hütte und einigen Grüppchen bunter Rinder vorbei, und am Nachmittag erreichten sie eine Ranch auf der Westbank des Flusses, gegenüber der Einmündung des Rough Canyon.

      Die Pferde wurden versteckt, dann spähten die Männer die Ranch mit Feldstechern aus und schirmten dabei die Linsen mit den Händen ab, damit das Sonnenlicht nicht vom Glas reflektiert werden konnte. Sie sahen ein einstöckiges Ranchgebäude mit einer Veranda davor, eine Schlafbaracke im rechten Winkel dazu, eine kleine Schmiede, zwei Ställe und eine Scheune. Unterhalb der Baracke befand sich eine aus Stangen errichtete Koppel mit drei Pferden darin. An der Rückseite des Ranchhauses hing Wäsche auf einer Leine. Unten im Tal waren Pferde zu sehen, die in der Ebene am Fluss grasten.

      Während sie beobachteten, kam eine Frau mit einem kleinen Kind aus dem Haus, sammelte die Wäsche in einen kleinen Korb und brachte sie hinein. Ein Schäferhund lief zum Pferch und legte sich hin. Am frühen Abend gingen zwei Männer von der Baracke zum Hauptgebäude. Einige Zeit später kam ein Mann heraus, ging zur Koppel, sattelte ein Pferd und ritt stromabwärts davon. Er trieb vierzehn Pferde heran und brachte sie in den Pferch, nahm den Sattel von seinem eigenen Tier und band es außerhalb des Korrals an.

      „Zwei Männer”, sagte Josanie, „Drei, denke ich. Eine Frau und ein Kind.”

      „Und ein Hund”, ergänzte Galeana.

      „Ja.”

      Sie beobachteten die Ranch bis zum Einbruch der Nacht. Niemand hatte die Ranch verlassen, und niemand war gekommen. Die Krieger gingen zu ihren Pferden und fanden einen Schlafplatz auf einem grasbewachsenen Hügel am Fluss, verborgen vor den Blicken Vorbeiziehender, unter einem strahlenden Baldachin aus Sternen. Sie zündeten kein Feuer an. Kurz vor Mitternacht schallte das Heulen eines Wolfsrudels über die Felsen im Süden.

      Josanie erwachte vor dem ersten Morgenlicht. Er schritt zu dem Gewirr von Bäumen auf einem Kiesstreifen und urinierte, dann ging er zum Ufer, beugte sich nieder und trank in tiefen Zügen. Er erfrischte sein Gesicht und sein Haar mit Wasser, streckte sich, rollte die Decke auf seinem Schlafplatz zusammen und setzte sich. Aus einer rohledernen Satteltasche nahm er einen kleinen Beutel und bemalte sein Gesicht mit einer weißen Linie über die Wangenknochen und den Nasenrücken. Er holte ein Stück getrocknetes Fleisch aus einem anderen Beutel, legte beide Säckchen zurück in die Satteltasche, band sie zu und begann zu kauen. Um ihn herum standen die Männer auf, gingen zum Wasser und falteten ihre Schlafdecken. Josanie holte sein Pferd, eine kastanienbraune Stute, warf die Satteldecke über ihren Rücken und rückte den Sattel zurecht. Er zog den Riemen hoch, befestigte den hinteren Sattelgurt und wartete. Das Tier atmete aus, Josanie schnallte den Sattel fest und stieg auf.

      In der Morgendämmerung lagen noch tiefe Schatten im Tal. Die vier Krieger überquerten den Fluss und näherten sich der Ranch Seite an Seite, die Gewehre schussbereit. Nalgee hatte die Lanze auf seinem Rücken an den Patronengurten befestigt, einen trug er um seine Taille und einen diagonal über dem Oberkörper. Die obere Hälfte des Schafts war blau, die untere rot bemalt. Ein Bündel Falkenfedern war unter der langen Stahlklinge festgebunden, die aus dem Säbel eines mexikanischen Kavallerieoffiziers gefertigt worden war. Die Spitze der furchterregenden Waffe ragte mit flatternden Federn in die Höhe.

      Der Hund mit dem schwarzen Rücken rannte heraus und begann zu bellen, aber die Krieger ritten im Schritt weiter. Nichts rührte sich in den Ranchgebäuden. Als sie noch vierzig Yards vom Haus entfernt waren, schoss Josanie dem Hund in die Brust. Das schwere Geschoss warf den Körper nach hinten und auf den Boden. Ohne Eile öffnete er den Verschluss der Sharps-Borchardt und legte eine neue Patrone ein.

      Er ritt zum Ranchhaus

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