Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis - Alfred Bekker страница 16
So war es auch.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht“, verkündete eine emotionslose weibliche Stimme einige Zeit später.
Tjade Winkels parkte am Straßenrand und sah sich um. Die gesuchte Adresse war ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Eingängen im Stil der sechziger Jahre. Grauer Verputz, kleine Fenster und Balkone, die wie angeklebt aussahen.
Er stieg aus, verschloss den Wagen und schlenderte zur anderen Straßenseite. Der mittlere Eingang war der richtige. Er studierte die Klingelschilder. Da stand nur der Nachname: Papendieck. Nach der Anordnung der Klingeln zu schließen, wohnte die Familie im zweiten Stock.
Er drückte gegen die Haustür. Nicht verschlossen.
Im Hausflur roch es nach Putzmitteln. Die Wände waren in neuerer Zeit gestrichen worden. Alles machte einen recht gepflegten Eindruck. Im Haus war es still, bis auf leise Musik, die aus einer der Wohnungen im Erdgeschoss drang. Einen Fahrstuhl gab es nicht. Er stieg die Treppe empor.
Auf jeder Etage gab es zwei Parteien. Er drückte auf den Klingelknopf auf der linken Seite. Sekunden später hörte er leichte Schritte, und eine attraktive jüngere Frau riss die Tür mit einem Ruck auf.
Sie musterte ihn von oben bis unten, und ehe er sich vorstellen konnte:
„Moin. Aber wir kaufen nichts an der Tür.“
„Moin erstmal.“
„Das ändert aber nichts dran.“
„Also...“
„Tschüss!“
„Moment mal!“
„Was ist noch?“
„Ich bin Kriminalhauptkommissar Winkels“, sprach er gegen die sich schließende Tür. Sie wurde wieder aufgezogen.
„Kriminalpolizei?“
Glücklicherweise fragte die Frau nicht nach seinem Ausweis, denn den hatte er bei seinem Abschied abgeben müssen.
„Sie sind Frau Papendieck, nehme ich an?“
„Es ist wegen dem Alten, oder?“
„Sie meinen den verstorbenen Wilhelm Papendieck. Darf ich vielleicht hereinkommen? Die Nachbarn brauchen nicht zu wissen, worüber wir reden.“
Bei diesem Gedanken erschrak sie sichtlich, und die Tür öffnete sich zur Gänze.
„Na, dann kommen Sie! Aber mein Mann ist nicht da.“
„Wann erwarten Sie ihn denn?“
„Er müsste gleich kommen.“
„Und Ihre Kinder?“
„Die sind beim Sport.“
Die Frau führte ihn in ein mittelgroßes Wohnzimmer mit modernen Möbeln und einem gewaltigen Fernseher an der Wand. Die Polstermöbel waren mit Spitzendeckchen am Kopfteil und an den Armlehnen ausgestattet. Vorsichtig ließ er sich auf einem der angebotenen Sessel nieder.
„Können wir den Alten abholen lassen? Wo ist er eigentlich?“
„Der Tote befindet sich noch in der Rechtsmedizin in Emden. Man wird Sie informieren, wenn die Leiche freigegeben wird. Das kann aber noch ein paar Tage dauern, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind.“
„Warum dauert das so lange?“ wunderte sie sich.
„Bei einem gewaltsamen Todesfall dauern die Untersuchungen leider etwas länger.“
Sie sah ihn verblüfft an. „Gewaltsamer Tod?“
„Hat Ihr Mann Ihnen nichts gesagt? Mein Kollege, Hauptkommissar Dröver, hat doch mit ihm gesprochen und ihn informiert, was nach Ansicht der Polizei geschehen ist.“
Frau Papendiecks Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „Ich verstehe nicht…“
„Ihr Schwiegervater wurde ermordet, haben Sie das nicht gewusst?“
Sie schlug die Hände vor das Gesicht.
„Oh! Das…das… hat er nicht verdient.“
Sie wischte sich über die Augen. „Ich habe ihn zwar nicht besonders gemocht, aber ermordet? Wer war es? Wie ist es geschehen?“
„Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen. Hat Ihr Mann Ihnen denn überhaupt nichts gesagt?“
Sie nickte. „Doch! Er hat mir gesagt, dass Wilhelm tot ist. Er war ja schon ziemlich alt. Insofern war ich nicht überrascht. Aber Mord?“
Von der Wohnungstür her hörte man Geräusche.
„Hallo, Liebling! Ich bin wieder da!“
„Mein Mann“, erklärte sie überflüssigerweise und sprang auf.
In der Tür erschien ein großer, breitschultriger Mann mit einem Schlüsselbund in der Hand. Kurz geschnittenes Haar, abstehende Ohren, kalte Augen über einem schmalen Mund. Er mochte auf die Vierzig zugehen.
„Schatz, warum hast du mir nichts von dem Mord erzählt?“
Werner Papendieck beachtete seine Frau nicht weiter und richtete seinen Blick auf Tjade Winkels.
„Wer sind Sie?“
„Mein erstmal“, sagte Winkels.
„Moin.“
„Polizei“, erklärte seine Frau. „Es gibt wohl noch Fragen.“
Papendieck warf die Schlüssel auf eine Anrichte. „Ich habe einem anderen Kommissar am Telefon alle Fragen beantwortet. Was gibt es denn noch?“
„Am Telefon? Nicht persönlich?“
„Ja.“
„Hm.“
Winkels wunderte sich, dass Dröver es nicht für nötig gehalten hatte, den Sohn des Ermordeten persönlich zu befragen. Dabei war es doch unter Kriminalbeamten eine Binsenwahrheit, dass bei einem Mordfall der Täter zunächst im näheren Umfeld zu vermuteten war.
Jetzt wandte Papendieck sich an seine Frau. „Ich wollte dich nicht beunruhigen. Irgendein Landstreicher hat den Alten umgebracht, und in Kürze können wir ihn beerdigen. Wir wissen beide, dass unsere Trauer sich in Grenzen hält.“
„Sie kamen nicht gut miteinander aus?“ fragte Winkels.
Papendieck lachte auf. „Kann man so sagen. Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Er wurde mit zunehmendem Alter immer sonderbarer. Er hat mir nie verziehen, dass ich nicht die Frau geheiratet habe, die er für mich vorgesehen hatte. Irgendwann hatten wir uns nichts mehr zu sagen.“
„Sind