Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis. Alfred Bekker

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Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis - Alfred Bekker

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hat. Dazu passen die Abschürfungen an ihrem Körper. Bei einem freiwilligen Sprung hätte es anders ausgesehen. Der Rechtsmediziner war sich seiner Sache völlig sicher. Wir gehen jetzt also von drei Morden aus.“

      „Die vermutlich von einem einzigen Täter begangen wurden, der es eilig hatte, sein Werk zu vollbringen.“

      Dröver starrte in sein leeres Weinglas.

      „Wie können wir einen weiteren Mord verhindern? Wenn es unter den restlichen drei Rentnern noch einen Toten gibt, haben wir vielleicht den Täter, jedoch um den Preis eines weiteren Lebens.“

      Winkels rief den Kellner heran, um die Gläser noch einmal füllen zu lassen.

      „Wenn der Schuldige nicht komplett bescheuert ist, wird er wohl in absehbarer Zeit keinen weiteren Mord wagen. Denn das muss ihm ja auch klar sein, dass er sich damit verrät. Es dürfte außerdem eindeutig sein, dass der Täter den geheimen Pakt kennt, den die sechs Gewinner geschlossen haben. Ich weiß nicht, wie hoch die Summe ist, die unter den drei Überlebenden verteilt wird, aber es wird sich für einen Erben offensichtlich lohnen. Der Notar sprach von einem Hauptgewinn.“

      „Der Jackpot beim Lotto?“

      Winkels nickte. „Sieht ganz so aus.“

      „Das hieße…“

      „… vermutlich einige Millionen Euro“, ergänzte Winkels.

      „Dann könnte der Täter in aller Ruhe abwarten, bis er nach einiger Zeit einen kleinen Unfall oder etwas Ähnliches arrangieren kann.“

      „Das müssen wir unbedingt verhindern“, erklärte Winkels.

      Er tippte auf den Zettel, den er von Dröver erhalten hatte.

      „Ich bin sicher, dass wir keinen Serienmörder suchen, der Rentner umbringt, sondern dass einer dieser Namen der unseres Täters ist.“

      *

      Als die Tür sich öffnete, erblickte Tjade Winkels eine ungepflegt aussehende Frau in den Sechzigern. Sie war in einen fleckigen Bademantel gehüllt, hatte Lockenwickler im Haar und hielt in der rechten Hand eine glimmende Zigarette.

      Nein, keine Zigarette. Er roch den süßlichen Duft des Marihuanas. Ein Joint!

      „Ja?“

      „Ich würde gern mit Holger Bartels sprechen.“

      „Der ist nicht da.“

      Aus dem Hintergrund des Hauses drang eine quäkende Stimme. „Wer ist denn da, Mutter?“

      „Man kann sich ja mal vertun“, säuselte Winkels und machte einen Schritt nach vorn. Sie funkelte ihn wütend an, gab aber die Tür frei.

      Es roch nach abgestandener Luft, Kohl und schmutziger Wäsche. Das Innere des Hauses war nicht gerade verwahrlost, aber kurz davor. Im Laufe seiner langen Karriere hatte Winkels schon viele ähnliche Behausungen gesehen und wunderte sich nicht mehr darüber, wie manche Leute lebten.

      Es machte ihm heutzutage nichts mehr aus. Seine Anwesenheit in solchen Wohnungen dauerte nur kurze Zeit, während die Bewohner ihr ganzes Leben in einer solchen Umgebung verbringen mussten.

      Im Wohnzimmer erwartete ihn ein weiterer ungewohnter Anblick.

      Auf einem zerschlissenen Fernsehsessel mit Fußstütze saß ein Mann in Unterwäsche, in der rechten Hand eine Bierflasche, in der linken ebenfalls einen Joint. Beide Arme waren bis zum Handgelenk tätowiert. An den Füßen trug er Pantoffeln. Er hatte deutliches Übergewicht, doch seine Muskeln sahen nach regelmäßigem Krafttraining aus.

      Der Geruch nach Marihuana überdeckte die anderen Gerüche. Im Fernsehen lief eine Sportsendung mit leise gestelltem Ton.

      „Herr Holger Bartels?“ fragte Winkels vorsichtig.

      „Wer will das wissen?“ kam es aggressiv zurück.

      „Mein Name ist Tjade Winkels. Es geht um die Vorgänge in der Senioren-Residenz, in der Ihr Vater lebt.“

      „Was ist mit dem Alten?“

      Die Stiefmutter kam jetzt in den Wohnraum. Sie hatte ihren Joint ausgedrückt und öffnete ein Fenster, wofür Tjade äußerst dankbar war.

      „Mit Ihrem Vater ist nichts. Wir machen uns nur Sorgen, dass nach den Todesfällen auch andere Bewohner des Heimes in Gefahr sein könnten.“

      Holger Bartels kippte seinen Sessel nach vorn.

      „Was haben wir damit zu tun?“

      „Genau!“ mischte sich Frau Bartels ein. „Was geht mich der Kerl an? Wir reden schon lange nicht mehr miteinander. Von mir aus kann er in seiner Residenz“ – sie spuckte das Wort fast aus – „verrecken.“

      „An einem möglichen Erbe sind Sie nicht interessiert?“ ließ Winkels einen Versuchsballon los.

      Schweigen.

      „Ich frage deshalb, weil wir annehmen, dass die Todesfälle mit einer möglichen Erbschaft zu tun haben.“

      Jetzt drückte auch der Sohn seinen Joint in einem übervollen Aschenbecher aus. „Wer sind Sie überhaupt?“

      „Sagte ich doch schon. Ich ermittle im Namen der Polizei von Aurich.

      „Polizei?“ wiederholten beide gleichzeitig.

      Winkels bewegte sich einen Schritt näher zum Fenster. Er spürte einen frischen Luftzug und atmete tief durch.

      Holger Bartels löste seinen Blick vom Geschehen auf dem Bildschirm.

      „Wollen Sie damit sagen, wir kriegen jetzt ein Erbe?“

      „Red´ nicht so einen Quatsch!“ fuhr seine Stiefmutter dazwischen. „Erben kann man nur, wenn jemand gestorben ist, und dein Alter lebt noch, soweit ich weiß.“

      Sohnemann sah von einem zum anderen. Er war nicht der hellste unter der Sonne, das war Winkels klar geworden.

      „Er hat doch gesagt, es geht um eine Erbschaft“, quengelte Holger.

      „Nicht um Ihre“, stellte Winkels richtig. „Wir vermuten, dass zwei Insassen des Heimes, in dem auch Ihr Vater wohnt, wegen Ihres Vermögens ermordet wurden.“

      „Ermordet?“ wiederholten sie unisono. Frau Bartels setzte sich.

      „Lesen Sie keine Zeitung?“

      Beide schüttelten den Kopf.

      „Wozu soll das gut sein?“ maulte Holger. „Ist doch immer dasselbe. Mir reicht der Fußball im Fernsehen. Mehr brauche ich nicht zu wissen.“

      Irgendwas ist bei deiner Erziehung schief gelaufen, dachte Winkels, sprach es aber nicht aus.

      Er bemerkte, dass die Mutter ihrem Stiefsohn einen merkwürdigen

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