Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis. Alfred Bekker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis - Alfred Bekker страница 23

Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis - Alfred Bekker

Скачать книгу

hinten kippen und trank sein Bier aus. Winkels hatte das dumpfe Gefühl, das er einer Art Theateraufführung beiwohnte. Er hätte gern den Titel des Stückes gewusst, doch die beiden machten keine Anstalten, weitere Auskünfte zu geben.

      „Also, wir haben keine Erbschaft erhalten“, sagte Frau Bartels nach einer ganzen Weile, und es klang endgültig.

      Holger kippte nach vorn und schwang sich aus dem Sessel. Er ging aus dem Zimmer und kam ein paar Sekunden später zurück, eine neue Flasche Bier in der Hand.

      „Wüsste ich doch, wenn wir Geld hätten, oder Mutter? Würdest du mir doch sagen!“

      Er ließ sich wieder in seine Sitzgelegenheit plumpsen und setzte die Flasche an die Lippen

      „Sicher“, entgegnete sie einsilbig.

      Winkels sah ein, dass er hier nicht weiterkommen würde.

      „War nett bei Ihnen“, sagte er und trat den Rückweg an.

      *

      Seine nächste Adresse lag im Stadtteil Sandhorst, also recht zentral. Tjade Winkels gab den Straßennamen in sein Navi ein und folgte dem vorgeschlagenen Weg.

      Die Adresse gehörte Rolf Ahlsen. Der ältere Sohn, wie er dem Zettel entnahm, den er von Hauptkommissar Dröver bekommen hatte. Rolf war geschieden, hatte keine Kinder und ging offensichtlich keiner geregelten Arbeit nach.

      Er fand einen Parkplatz nahe an dem Mietshaus aus den sechziger Jahren, in dem Rolf Ahlsen im Erdgeschoss wohnte.

      Wilkens klingelte, und zu seiner Überraschung erklang eine weibliche Stimme. „Ja, bitte?“

      „Moin.“

      „Moin.“

      „Ich würde gern mit Herrn Ahlsen sprechen. Es geht um eine Angelegenheit des Seniorenheims, in dem sein Vater lebt.“

      Ohne weitere Rückfragen ertönte der Summer, und er betrat den Hausflur. In der geöffneten Wohnungstür stand eine gut gekleidete junge Frau und sah ihm neugierig entgegen. Lange blonde Haare umrahmten ein ovales Gesicht mit einer auffälligen Stupsnase und einem zu stark geschminkten Mund.

      Winkels stellte sich vor, wobei er die Unterstützung einer polizeilichen Ermittlung wieder als Grund für seinen Besuch anführte.

      Die junge Frau bat ihn ins Wohnzimmer, das völlig anders aussah, als das von Holger Bartels. Sauber, aufgeräumt und mit Geschmack dekoriert. Zweifellos die Hand einer Frau.

      Vom Wohnungsinhaber war nichts zu sehen.

      „Rolf schläft noch“, erklärte sie. „Er ist seit einiger Zeit bei einem Sicherheitsunternehmen angestellt und hatte Nachtschicht.“

      Winkels setzte sich auf die angebotene zweisitzige Couch. „Wie lange kennen Sie Herrn Ahlsen schon?“

      „Etwa ein halbes Jahr. Ich arbeite in einer Bar hinter dem Tresen. Ich kannte ihn vom Sehen, da er dort ein häufiger Gast war. Irgendwann haben wir uns dann angefreundet, er suchte sich einen vernünftigen Job, und wir konnten zusammenziehen. Das klappt bisher ganz gut.“

      Offensichtlich war sie zufrieden mit dem Arrangement, und Winkels wunderte sich, wieviel einfacher manche Dinge heutzutage gehandhabt wurden. Das war zu seiner Zeit ganz anders. Er seufzte und verdrängte die Erinnerungen.

      „Sie haben sicher von den Ereignissen im Heim gehört?“

      Sie nickte. „Natürlich. Rolf war sehr betroffen und machte sich Sorgen um seinen Vater. Er fürchtete, dass auch ihm etwas zustoßen könnte.“

      „Har er dafür einen Grund genannt?“

      „Zwei Mordfälle so kurz hintereinander, da kann man schon Angst bekommen. Rolf kam noch nicht dazu, seinen Vater zu besuchen, wegen seiner Arbeitszeiten.“

      „Hat er ihn denn vorher oft besucht?“

      Sie runzelte die Stirn. „Das weiß ich nicht so genau. Wir reden nicht über seinen Vater oder überhaupt über die Familie. Er hat noch einen jüngeren Bruder, wissen Sie. Thorsten Ahlsen. Doch den habe ich noch nicht kennengelernt. Rolf hält wohl nicht viel von ihm.“

      Eine intakte Familie ist doch etwas Wunderbares, dachte Winkels.

      „Haben Sie mit Ihrem Freund darüber gesprochen, was die Gründe für diese Morde gewesen sein könnten?“

      „Er hat nur gesagt, dass die Seniorenresidenz gut beraten wäre, wenn sie sein Sicherheitsunternehmen engagieren würde. Dann hätte so etwas nicht passieren können.“

      „Was hätte nicht passieren können?“ kam eine Stimme von der Tür.

      Winkels drehte sich um. Im Türrahmen stand ein großer, breitschultriger Mann mit nacktem Oberkörper und in einer Schlafanzughose. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen.

      „Ich habe Stimmen gehört.“

      „Rolf!“ rief seine Freundin. „Der nette Herr kümmert sich um die Ermittlungen im Heim deines Vaters.“

      Rolf trat näher. Tjade Winkels erhob sich und stellte sich vor.

      „Wir möchten uns nur vergewissern, ob den Familien der Insassen des Heimes irgendwelche Dinge aufgefallen sind, die uns helfen könnten, die Morde aufzuklären.“

      „Woher sollten wir denn etwas wissen? Kümmern Sie sich lieber um die Sicherheit der Rentner. Meinem Vater geht es gut, ich habe gestern mit ihm telefoniert. Ansonsten geht mich das Heim nichts an.“

      Rolf Ahlsen drehte sich um und marschierte zur Tür.

      „Ich bin im Badezimmer“, verkündete er.

      „Ich kann Ihnen auch nicht mehr sagen“, erklärte die Freundin. „Ich weiß über das Heim noch weniger als er. Ich bin noch nie dort gewesen. Rolf meinte, es sei nicht nötig, dass ich seinen Vater kennenlerne. Das würde nur wieder neuen Streit erzeugen.“

      Sie blickte zu Boden. „Ich glaube, die beiden haben kein gutes Verhältnis. Doch daran kann ich nichts ändern.“

      Winkels bedankte sich für das Gespräch und stand Minuten später wieder auf der Straße. Viel gebracht hatte dieser Besuch nicht. Jedenfalls war Rolf Ahlsen als möglicher Täter ebenso wenig auszuschließen wie Holger Bartels. Blieb noch der jüngere Bruder.

      Er musste unbedingt mit Uwe Dröver sprechen. Es wurde Zeit, unauffällig herauszufinden, wo sich die Verdächtigen zum Zeitpunkt der Morde aufgehalten hatten. Das konnte zunächst im Hintergrund geschehen, ohne dass die Betreffenden davon erfuhren.

      Er stieg in seinen Wagen und beschloss, zunächst nach Hause zu fahren. Der Hund musste unbedingt auf die Straße. Harm war zwar gut erzogen, aber wenn der Drang zu stark wurde…

      *

      Er war rechtzeitig gekommen. Harm hatte brav gewartet. Doch jetzt genoss er den Spaziergang. Winkels wunderte sich immer wieder, mit welcher Inbrunst ein Hund an immer den gleichen Stellen schnüffeln

Скачать книгу